Zum Inhalt springen

ADB:Becker, Karl Wilhelm

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Becker, Karl Wilhelm“ von Philipp Walther in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 2 (1875), S. 223–224, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Becker,_Karl_Wilhelm&oldid=- (Version vom 4. November 2024, 21:17 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
Band 2 (1875), S. 223–224 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Karl Wilhelm Becker in der Wikipedia
Karl Wilhelm Becker in Wikidata
GND-Nummer 11610466X
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|2|223|224|Becker, Karl Wilhelm|Philipp Walther|ADB:Becker, Karl Wilhelm}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=11610466X}}    

Becker: Karl Wilhelm B., der bekannte geschickte Münzfälscher ist angeblich 1771 in Speier geboren, wo sein Vater Syndicus war. Er widmete sich dem Kaufmannsstande, errichtete in Mannheim eine Tuchhandlung und machte Bankerott. Im Jahre 1806 arbeitete er in Mannheim als Goldschmied und hier machte Fr. Creuzer die Erfahrung, daß B. griechische Königsmünzen in Gold nachbilde. Darauf ging er nach Offenbach, wo er als Kunstliebhaber und Kunsthändler auftrat. Dort kannte man ihn nur unter dem Namen des „Antiken-Becker“, und wurde er mit dem Fürsten von Ysenburg, General in französischen Diensten, bekannt, der ein Münzfreund war und in dem Umgang mit B. eine Unterhaltung fand und ihn darum begünstigte. Er ertheilte seinem Günstling den Hofrathstitel und bereitete ihm durch seine Gunst eine geachtete Stellung. Becker’s Sammlung von Münzen, Gemmen und Gemälden erregte die Aufmerksamkeit der Kenner; u. a. besuchte ihn Goethe im Jahre 1815 (Kunst u. Alterth. I. 65). Er galt als großer Münzkenner. Die falschen Münzen, die er in Offenbach in aller Stille anfertigte, brachte er durch Frankfurter Juden in Handel. Auf welche Weise er es möglich gemacht, eine Reihe von mehr als 330 Münzen, also weit über 600 Stempel in solcher Vollkommenheit zu Stande zu bringen, bleibt räthselhaft, wenn man auch meint, daß in ihm ein eminentes Talent, große Handfertigkeit und eiserner Fleiß sich vereinigte. Im Jahre 1825 warnte Sestini vor dem falsificatore oltramontano und da fand es B. für angemessen, als Nachahmer antiker Münzen hervorzutreten. Seine Stempel gingen nach seinem Tode, der am 11. April 1830 erfolgte, in den Besitz eines Privatmanns über, der den Münzliebhabern Exemplare [224] der Sammlung von 331 Stück in Blei ausprägte. Man hat 133 Stück griechische, 136 Stück römische, 25 westgothische, 1 merovingische, 19 karolingische und spätere Kaisermünzen, 7 verschiedene Münzen des Mittelalters und der neueren Zeit, 9 Nothmünzen und 1 ysenburgische als Becker’sche falsche Münzen nachgewiesen. Steinbüchel und Pinder haben Verzeichnisse der ihnen bekannt gewordenen Becker’schen falschen Münzen herausgegeben.