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ADB:Beck, Johann Heinrich

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Artikel „Beck, Johann Heinrich“ von Wilhelm Hosäus in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 2 (1875), S. 216–217, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Beck,_Johann_Heinrich&oldid=- (Version vom 4. November 2024, 21:08 Uhr UTC)
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Beck: Johann Heinrich B., Maler, geboren in Dessau 28. Decbr. 1788, † 6. März 1875. Schon früh zeigte er großes Talent zum Zeichnen und, unterstützt von der Herzogin Louise von Anhalt-Dessau, der Gemahlin des bekannten kunstsinnigen Herzogs Leopold Friedrich Franz von Anhalt-Dessau, ging er im Jahre 1806 nach Dresden, um sich dort unter Professor Hartmann als Maler auszubilden. Er wurde bald einer der fleißigsten und strebsamsten Schüler seines Lehrers und rechtfertigte das Wohlwollen seiner hohen Gönnerin durch Einsendung gelungener Copien nach Meisterwerken der Dresdner Gallerie (bes. nach Raphael[WS 1], van Dyck[WS 2], u. s. w.). Er verlebte in Dresden mehrere glückliche Jahre – sein Verkehr mit Hartmann, wie mit Neeke, Grassi, Kügelchen, dem Landschaftsmaler Friedrich blieb ihm bis in sein hohes Alter eine theure Erinnerung – und kehrte endlich (noch bei Lebzeiten des Herzogs Franz, der sich nach dem Tode seiner Gemahlin († 1811) des jungen Künstlers mit fürstlichem Wohlwollen angenommen hatte) nach seiner Vaterstadt zurück. Im Jahre 1817 starb Herzog Franz und dessen Nachfolger, Herzog Leopold Friedrich von Anhalt, setzte die Gunst der Großeltern gegen B. fort, ernannte ihn noch in dem Jahre seines Regierungsantrittes zum Hofmaler und holte vielfach, wenn es sich um künstlerische Erwerbungen und dergleichen handelte, den Rath desselben ein. Nach dem Tode des Dr. W. Kolbe übernahm B. die Stelle eines Zeichenlehrers am herzoglichen Gymnasium zu Dessau und erfuhr später noch die Auszeichnung, zum Mitglied der Akademie der Künste in Berlin ernannt zu werden. Fassen wir das Ganze seiner künstlerischen Persönlichkeit zusammen, so dürfen wir sagen: er hatte eine außergewöhnliche Bildung, war ein vorzüglicher Zeichner, beherrschte auch die malerische Technik in hohem Grade, gehörte einer entschieden idealen Kunstrichtung an, war sein ganzes Leben hindurch vom tiefsten Ernst für seinen Beruf erfüllt, leistete als Lehrer Bedeutendes, mehr vielleicht noch durch mündlichen Vortrag, als durch praktischen Unterricht, er copirte vorzüglich (vergl. seine Copie der Sixtinischen Madonna im herzoglichen Schloß zu Dessau, seine [217] Copie des Genius des Ruhmes nach Ann. Caracci[WS 3] in Wörlitz, seine Copien nach van Dyck ebenda u. s. w.), auch im Portrait arbeitete er mit großer Sauberkeit, trefflicher Zeichnung, oft mit seiner Charakteristik (vergl. die große Anzahl fürstlicher Portraits in Dessau und die Portraits der Eltern des Künstlers) – aber die eigentlich große ursprüngliche Schöpferkraft ging ihm ab. Seine Compositionen sind stets edel und würdig, aber ihnen fehlt wenigstens zum Theil der leichte Wurf, die freie Unmittelbarkeit, das warm pulsirende Leben, der geniale Zug. Vielleicht sein schönstes Werk ist das Deckengemälde im Concertsaale zu Dessau; außerdem heben wir noch eine Verkündigung, Magdalena und Christus, Christus zu Emmaus und das große Altarbild in der Nicolaikirche zu Zerbst hervor. B. war ein Kind seiner Zeit, ohne bahnbrechend über sie hinauszugehen. Die Ziele, welche sich Cornelius, Overbeck u. a. steckten, verstand er, sehnte sich nach ihnen, wies die Schüler auf dieselben hin, aber es war ihm versagt, selbst um den Preis zu ringen. Er starb als frommer Christ, lebensmüde, in seinem siebenundachtzigsten Jahre.


Anmerkungen (Wikisource)

  1. Raffael (1483–1520), italienischer Maler und Baumeister.
  2. Dyck, Anthonis van (1599–1641), niederländischer Maler.
  3. Carracci, Annibale (1560–1609), italienischer Maler.