Zum Inhalt springen

ADB:Bauer, Ferdinand Freiherr von

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Bauer, Ferdinand Freiherr von“ von Oscar Criste in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 46 (1902), S. 237–239, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Bauer,_Ferdinand_Freiherr_von&oldid=- (Version vom 15. November 2024, 04:33 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Bauer, Bruno
Band 46 (1902), S. 237–239 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Ferdinand von Bauer in der Wikipedia
Ferdinand von Bauer in Wikidata
GND-Nummer 135862906
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|46|237|239|Bauer, Ferdinand Freiherr von|Oscar Criste|ADB:Bauer, Ferdinand Freiherr von}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=135862906}}    

Bauer: Ferdinand Freiherr von B., k. und k. Feldzeugmeister und Reichkriegminister, geboren am 7. März 1825 zu Lemberg als der Sohn eines Gastwirthes, erhielt seine militärische Ausbildung in der Ingenieurakademie in Wien und trat im October 1841 als Unterlieutenant in das Heer. Nach Absolvirung des höheren Curses wurde B. in das Ingenieurcorps eingetheilt, im Januar 1845 zum Oberlieutenant und im März 1848 zum Capitänlieutenant befördert. Im November 1848 nahm er im Hauptquartier des commandirenden Generals, G. d. C. Frhrn. v. Hammerstein theil an dem Bombardement von Lemberg und rückte im April 1849 als Hauptmann mit dem aus Freiwilligen neu gebildeten „Ruthenischen Bergschützenbataillon“ zur operirenden Armee nach Ungarn, ohne jedoch mehr in eine feindliche Action zu gelangen. Im April 1850 kam B., nach Auflösung dieses Bataillons in das Infanterieregiment Culoz Nr. 31, wurde im März 1854 zum Major im Infanterieregimente Nr. 48 befördert und im Februar 1858 zum Ergänzungsbezirkscommandanten des Regiments bestimmt. Im J. 1859 machte er als Commandant des Grenadierbataillons im Infanterieregimente Nr. 48 den Feldzug in Italien mit. In der Schlacht bei Solferino kam das Regiment zeitlich in den Kampf. Zur Unterstützung der Brigade Puchner, welche seit acht Uhr morgens gegen überlegene feindliche Kräfte im heftigsten Feuer stand und trotz der heldenmüthigsten Anstrengungen bereits Terrain verlor, wurde gegen 10 Uhr Vormittags vom FML. Grafen Clam-Gallas die Brigade Hoditz vorgenommen. Diese detachirte das 2. und 3. Bataillon des Regiments Nr. 48 in das Castell von Solferino und auf die dasselbe umgebenden Höhen, während der Rest, darunter auch das von B. befehligte [238] Grenadierbataillon sofort in die Offensive überging. Für seine vorzügliche Haltung während dieser Kämpfe erhielt B. das Militärverdienstkreuz. Im März 1860 wurde B. zum Oberstlieutenant befördert und zum 62. Infanterieregimente übersetzt, aber schon im folgenden Jahre wieder in das 48. Regiment zurücktransferirt und zum Obersten und Regimentscommandeur ernannt. Das Kriegsjahr 1866 fand B. als Oberst-Brigadier bei der Südarmee. In der Schlacht von Custoza stand Bauer’s Brigade bei San Rocco di Palazzuolo. Als die Brigade Piret Oliosi zu stürmen begann, wurde das Regiment Benedek Nr. 28 der Brigade Bauer zur Deckung der linken Flanke bestimmt. Während dasselbe in der Richtung gegen Fenilone vorrückte, wurde es plötzlich in der Höhe von Jese von feindlicher Infanterie in der linken Flanke angegriffen. Es gelang jedoch, die Piemontesen zu werfen und die Höhe mit dem Bajonnet zu erstürmen. Nun griffen aber bedeutend stärkere feindliche Kräfte das Regiment in der Front an, während gleichzeitig ein italienisches Bataillon durch die Einsattlung bei Jese sich gegen die linke Flanke des ersten Bataillons des Regiments warf. Ueberdies ritten einige piemontesische Escadronen heran und nöthigten die Flügelcompagnien des österreichischen Regiments Carrés oder „Klumpen“ zu bilden. Diesem überlegenen und umfassenden Angriff vermochte das Regiment nicht Stand zu halten; es wankte und nur zwei Compagnien hielten sich fest wie eine feuerspeiende Granitmauer auf der cypressengekrönten Höhe von Jese. Oberst B., der das Gefecht persönlich leitete, wußte sich rasch aus der kritischen Situation zu ziehen. Während er das Regiment Nr. 28 anwies, sich auf dem von den zwei Compagnien siegreich behaupteten Cypressenhügel von neuem zu sammeln, zog er das aus San Rocco di Palazzuolo auf dem Vormarsche gegen Santa Lucia begriffene 19. Jägerbataillon über Rosoletti an sich und ließ es gegen die Flanke der Italiener in der Richtung auf Permisa vorstoßen. Das Bataillon vollführte den Ansturm mit solchem Ungestüm, daß selbst die italienische Batterie bedroht und zum Abfahren gezwungen wurde. Dieser energische Flankenangriff der croatischen Jäger brach die Offensive der Italiener, welche durch die inzwischen wieder gesammelten Theile des 28. Regiments auf Tione zurückgeworfen wurden. Oberst B. wollte hierauf unverzüglich mit seinem zweiten Regimente die Höhen von Santa Lucia stürmen, wurde jedoch vom Corpscommandanten FML. Frhrn. v. Rodich hiervon abgehalten.

Nach dem Kriege commandirte B. kurze Zeit das Infanterieregiment Nr. 46 und erhielt im März 1868 das Commando einer Brigade in Temesvar, auf welchem Posten er in demselben Jahre zum Generalmajor befördert wurde. Nachdem er auch als Brigadier in Innsbruck gedient hatte, wurde er im Jahre 1873 in das Lager nach Bruck a. d. Leitha berufen, um die Uebungen zu leiten, nach welchen neue Bestimmungen für die Gefechtsweise der Infanterie festgesetzt werden sollten. Noch in demselben Jahre zum Feldmarschalllieutenant und Commandanten einer Infanterietruppendivision ernannt, übernahm B. auch den Befehl über den Stabsofficiercurs und zwei Jahre später überdies die Oberleitung über die Armeeschießschule in Bruck. Im J. 1879 kam B. als Militärcommandant nach Siebenbürgen, wurde auf diesem Posten im November 1881 Feldzeugmeister und wenige Monate später als Commandant des II. Corps und commandirender General nach Wien berufen, in welcher Stellung er bis zu seiner im März 1888 erfolgten Ernennung zum Kriegsminister verblieb.

Während der Amtsthätigkeit Bauer’s als Kriegsminister hat sich das k. u. k. Heer in organisatorischer Beziehung kräftig fortentwickelt. „Die Errichtung eines dritten Armeecorps in Galizien und die hiedurch bedingte Aenderung der territorialen Gliederung; die Systemisirung eines General-Infanterie-Inspectors; die Completirung von 81 Bataillonen auf den normalen Friedensstand und die [239] Erhöhung des Compagniestandes um 9 Mann, die Verstärkung der Officiersstände; die Formirung der drei wichtigsten Cavallerie-Divisionen; die Aufstellung von fünf neuen Batterie-Divisionen für die Landwehrtruppen und die Errichtung von 14 neuen Batterien bei den Corps-Artillerie-Regimentern; die Aufstellung eines dritten Bataillons der Eisenbahntruppe und dreier neuen Train-Escadronen; die Aufstellung des 42. Cavallerie-Regiments und die Vorsorge für die Reserve-Escadronen durch Annahme des Systems der Abgabe von Pferden in Privatbenutzung; die Reorganisation der Festungs-Artillerie und die Umwandlung der leichten in schwere Batterien; die Reorganisation und Vermehrung der Cadettenschulen und Standeserhöhung in den Akademien; die Durchführung der Neubewaffnung des Heeres mit dem kleincalibrigen Gewehr; die Annahme des rauchschwachen Pulvers für die Handfeuerwaffen und Geschütze; die Einführung der neuen Infanterie- und Cavallerie-Ausrüstung; die Einführung der neuen Festungsgeschütze; die erhöhte Pflege des Schießwesens durch Vermehrung der Uebungsmunition und Bau neuer Schießstätten; die Errichtung von 14 Eisenbahnlinien-Commissionen und des aeronautischen Curses; die Vereinigung der Genie-Regimenter mit dem Pionier-Regimente verdienen besonders hervorgehoben zu werden. Frhr. v. B. hat überdies durch seine kräftige Förderung die Erweiterung der Wittwen- und Waisenversorgung herbeigeführt und eine rege Fürsorge für das Wohl der Officiere und Mannschaften bethätigt.“

Frhr. v. B. war mit seiner Nichte, geb. v. Hauenschild, vermählt und starb nach kurzem Leiden am 22. Juli 1893 in Wien.

Acten des k. u. k. Kriegs-Archivs. – Streffleur’s österr. milit. Zeitschrift, XXXIV. Jahrg., III. Bd. – Armeeblatt Nr. 30, v. 26. Juli 1893. – Militär-Ztg. Nr. 26 v. 26. Juli 1893. – Vedette Nr. 49 v. 30. Juli 1893.