Zum Inhalt springen

ADB:Barth, Caspar von

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Barth, Kaspar von“ von Friedrich August Eckstein in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 2 (1875), S. 101–102, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Barth,_Caspar_von&oldid=- (Version vom 5. November 2024, 04:15 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Barth, Carl
Band 2 (1875), S. 101–102 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Caspar von Barth in der Wikipedia
Caspar von Barth in Wikidata
GND-Nummer 118657380
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|2|101|102|Barth, Kaspar von|Friedrich August Eckstein|ADB:Barth, Caspar von}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=118657380}}    

Barth: Kaspar v. B., geb. 21. Juni 1587, † 17. Sept. 1658, stammte aus einer alten adeligen Familie, deren Ursprung er selbst bis in das 9. Jahrhundert zurückführt und die im 16. Jahrhundert sich aus Baiern nach Sachsen gewendet hat, wo sie durch Schenkungen und Heirathen Grundbesitz erwarb. Sein Vater Karl war Professor der Rechte in Frankfurt a. d. Oder, dann Rath und Kanzler der Neumark in Küstrin, wo ihm von seiner Gemahlin Maria v. Hackelbusch dieser Sohn geboren wurde. Der als ein Wunderkind angestaunte Knabe entwickelte sich rasch. Als er 1597 den Vater verloren hatte, zog die Mutter nach Halle, wo zwei Brüder ihres Gatten sich befanden. Kaspar wurde mit seinem Bruder Johann nach Gotha geschickt, dessen Schule unter Andreas Wilde in besonderer Blüthe stand und kam nach Eisenach (Eckhard de C. B. scholae Isenacensis quondam alumno, Isen. 1773). 1607 bezog er die Universität Wittenberg, Taubmann und Fr. Schmid förderten ihn dort in seinen Studien der classischen Litteratur und der Vorliebe für die lateinische Versification. Nachdem er auch die Universität Jena besucht hatte, ging er auf Reisen und verweilte zehn Jahre lang in den wichtigsten Städten Deutschlands, Italiens, Hollands und Frankreichs, überall bedeutende Gelehrte und Bibliotheken aufsuchend. Nach seiner Rückkehr blieb er aus Liebe zur Unabhängigkeit ohne Amt und lebte bald in Leipzig, bald in Halle, wo er ein Haus und von seinen Oheimen ererbte Soolgüter besaß, bald auf seinem Gute Sellerhausen bei Leipzig. In Halle war er als Pfänner verpflichtet, seinen Wohnsitz zu nehmen und deßhalb wünschte er 1632 von König Gustav Adolf als zeitweiligem Landesherrn Dispensation von dieser gesetzlichen Bestimmung. Als 1636 Sellerhausen und dort seine Bibliothek und Handschriften verbrannten, zog er in das Paulinum zu Leipzig, wo er starb. Seine erste Ehe mit Agnes von Schköln (1630–1643) blieb kinderlos; seine Befürchtung familiam se clausurum ging nicht in Erfüllung, denn aus der zweiten Ehe mit Margaretha Katharina v. Schlaten (1645), wurden ihm ein Sohn und drei Töchter geboren und erst mit dem Enkel starb 1690 das Geschlecht aus.

Schon in dem Jünglinge trat die besondere Fertigkeit in lateinischer Versification hervor und er bildete sich darauf nicht wenig ein, zumal der Ruhm des 16. Jahrhunderts in Deutschland bereits zu schwinden anfing. Seine „Iuvenilia sylvarum, sermonum, elegiarum“ erschienen bereits 1607, 1612 folgten „Opuscula varia poetica“ (auch 1623) und „Amabilium libri IV.“, 1613 das „Amphitheatrum serio- iocorum“ unter angenommenem Namen, 1623 „Epidorpidum ex mero scazonte libri III.“, 1624 „Paraphrasis poetica fabularum Aesopicarum“. Eben so früh hatte er sich den lateinischen Dichtern zugewendet, die fortan den Mittelpunkt seiner gelehrten Studien bildeten. Das unter Virgils Namen gehende Gedicht „Ciris“ bearbeitete er 1608, zu den dichterischen Stellen in Petronius’ „Satura“ gab er Goldast 1610 Beiträge, Claudian mit weitschichtigem Commentar wurde 1612 und völlig umgearbeitet 1650 herausgegeben, Rutilius 1623. Das historische Gedicht des französischen Geistlichen Guil. Brito im 13. Jahrhundert die „Philippis“ (Geschichte Philipp Augusts) commentirte er 1657. Der Statius erschien erst nach seinem Tode von Daum besorgt 1664. Ueberall zeigt sich eine große Belesenheit, überall aber auch eine große Leichtfertigkeit in Benutzung der Hülfsmittel und Urtheilslosigkeit und Mangel an Geschmack. Das gilt auch von dem Sammelwerk der „Adversaria“, von denen [102] 60 Bücher 1624 und 1658 gedruckt sind. Er selbst hatte 180 Bücher vollendet, aber die nicht gedruckten 120 Bücher kamen in der Handschrift in den Besitz der Erben und tauchten an verschiedenen Orten auf, zuletzt Buch 165–180 bei Prof. Spohn in Leipzig, der die Ueberschriften der einzelnen Capitel im „Nicephorus“ S. 45 mitgetheilt hat. Von griechischer Litteratur hat er nur „Aeneas von Gaza“ 1654 übersetzt und das Gedicht von Musäos über Hero und Leander, deren Geschichte er auch in einem besonderen lateinischen Epos behandelt hat. Aus dem Französischen übersetzte er Philipp’s de Comines Geschichtswerk (1629), aus dem Spanischen „La Celestine“ von Rodriguez Cota, eine Tragicomödie unter dem Titel „Pornoboscodidascalus“ (1624) und die „Diana“ von Gil-Polo als „Erotodidascalus s. Nemoralium libri V.“ (1625). Theologische Betrachtungen stellt er in den „Soliloquia rerum divinarum“ (1623 u. 1655) an, welche ihm bei Arnold eine Stelle unter den atheistischen Ketzern verschafft haben. Gegen das Ende seines Lebens bezeichnete er sich selbst als den verworfensten Sünder und nichtswürdigsten Uebelthäter. Aus seinem reichen litterarischen Nachlasse ist Manches gedruckt, wie zu den Briefen des jüngeren Plinius in der Ausgabe von Jakob Thomas 1675 und zu Hygin in der Ausgabe von 1670; Bemerkungen zu den Scholien des Juvenal und zu den Elegikern hat Fiedler 1827 herausgegeben. Die Urtheile über diesen Gelehrten sind sehr widersprechend; den Einen gilt er als ein gelehrter Charlatan, Anderen als ein divinum ingenium. Beiden mit Unrecht; B. war gelehrt, hatte viel gelesen und so auch in seinen Schriften aufgespeichert, aber Ordnung, Klarheit und Schärfe läßt er vermissen. Die übermäßige Eitelkeit hat auch viel ungünstige Urtheile über seinen Charakter veranlaßt; liebenswürdig war er sicher nicht, wie man besonders aus den groben Streitschriften mit Scioppius und andern gelegentlichen Ausfällen auf andere Gelehrte ersieht. – Joh. Hülsemann’s Leichenpredigt ist Zwickau 1658 gedruckt; Einiges bei Lappenberg zu Fleming’s Gedichten. S. 595.