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ADB:Arn (Erzbischof von Salzburg)

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Artikel „Arno von Salzburg“ von Max Büdinger in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 1 (1875), S. 575–577, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Arn_(Erzbischof_von_Salzburg)&oldid=- (Version vom 25. Dezember 2024, 05:24 Uhr UTC)
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Arno von Salzburg, Erzbischof (785–821). Wahrscheinlich im Sprengel des Bisthums Freising geboren, wo er im J. 765 Diaconus, 776 Presbyter war, empfing er am 26. Mai 782 die Weihe als Abt von Elnon im Hennegau und trat während seines dortigen Aufenthaltes in engen freundschaftlichen Verkehr mit Alkuin, dessen Leitung eben damals zwei andere fränkische Klöster übertragen wurden. Nach dem im J. 784 erfolgten Tode des Bischofs Virgilius von Salzburg, der sich stets als geborner Schotte im Gegensatze zur römisch-katholischen und fränkischen Kirchenordnung gehalten hatte, wurde A. dessen Nachfolger und am 11. Juni 785 als solcher geweiht. Sein Landesherzog Tassilo, dessen Stellung zu Karl dem Großen sich damals immer übler gestaltete, mochte Gewicht darauf legen, einen mit den fränkischen Verhältnissen so vertrauten Baiern auf diesem Posten zu sehen. Er entsendete ihn mit dem Abte von Monfre nach Rom (Ostern 787), als offener Krieg mit dem Frankenreiche drohte. Daß A. hier das Interesse seines Herzogs genügend gewahrt habe, wird von Neueren (Giesebrecht, „Fränkische Königsannalen 15“) bezweifelt. Gewiß ist, daß die Gesandten sich nicht für befugt hielten, auf Grund der von Karl in Rom aufgestellten Unterwerfungsbedingungen für Tassilo anzunehmen; vergeblich suchte auch Papst Hadrian I. von dem Herzoge die Annahme durch den Kirchenbann zu erzwingen. Die Gesandten nahmen jedoch von dem Papste den feierlichen [576] Auftrag an, Tassilo zu beschwören, daß er nichts Anderes thun, als dem Herrn König Karl und dessen Söhnen und dem Volke der Franken in Allem zu gehorsamen, damit es nicht zu Blutvergießen komme. Da nun trotzdem Tassilo sich erst unterwarf, als die Frankenheere an seinen Landesgrenzen standen, dann aber, wegen Bruches des eben geleisteten Huldigungseides durch Berufung der Avaren, auf dem Ingelheimer Reichstage abgesetzt wurde (788), so schloß sich A. der fränkischen Regierung nur inniger an und gewann deren Förderung für seine Kirche.

Sofort (noch 788 oder 789) ließ er mit Erlaubniß „des frömmsten Königs, Herrn Karl“, nach Zeugenaussagen aufzeichnen, was von herzoglichem Gute oder unter herzoglicher Genehmigung an dieselbe gekommen war („Indiculus Arnonis ed. Keinz“, München 1869, ergänzt von Wattenbach, Heidelberger Jahrb. 1870, S. 20 ff.) Wahrscheinlich veranlaßte er auch die gleich jener Aufzeichnung nur in jüngeren Abschriften erhaltene Sammlung aller bis auf seine Zeit an die Salzburger Kirche gemachten Schenkungen („Breves notitiae“, von Keinz a. a. O. ebenfalls neu edirt). An litterarischer Thätigkeit fand er überhaupt Gefallen, obwol der einzige von ihm erhaltene Brief in durchaus barbarischem Latein geschrieben ist; doch bezeugt seinen litterarischen Sinn auch ein von ihm veranlaßtes Formelbuch, welches Rockinger („Quellen und Erörterungen zur bair. und deutschen Geschichte, Bd. VII.“) herausgegeben hat. Wichtig würde aber sein, wenn die von Giesebrecht (a. a. O. 13) aufgestellte Vermuthung sich bestätigte, daß er der Verfasser des ältesten Theiles der fränkischen Königsannalen sei, welcher vom Tode Karl Martell’s (741) bis zum Ausgange der Macht Tassilo’s reicht; in dem Werke findet sich innerhalb dieser bedeutsamen Grenzen besonders Baiern berücksichtigt, warme Bewunderung Karls des Großen und Erbitterung gegen die Herzogin Liutberga, welche Tassilo’s Mißachtung versöhnlicher Rathschläge und dadurch seinen Sturz veranlaßt hatte. Wenn A. wirklich der Verfasser ist, so hat man in ihm auch den ersten zu ehren, welcher unserer Sprache und damit unserem Volke den entscheidenden Namen deutsch gegeben hat (theodisca lingua); es findet sich dieses Wort im Gegensatze zur lateinischen Amtssprache angewendet, um Tassilo’s Verbrechen (Heriflitz) gegen das Frankenreich technisch zu bezeichnen.

Mit der Erweiterung dieses Reiches nach Südosten durch die Besiegung der Avaren (791 und 795) entstand für A. eine neues Bindemittel an die Geschicke desselben, um so mehr als die befriedigende Ordnung der nächsten germanischen Nachbarprovinz, eben Baierns, für Karls des Großen Politik von dringendstem Interesse war. Nachdem die politische Organisation wunderbar und vollständig in jeder Beziehung, mindestens nach des Papstes Ansicht, von Karl vollbracht war, schloß Leo III. am 20. April 798 das bairische Gebiet auch kirchlich ab durch Erhebung Salzburgs zur Metropole und seines Bischofs zum Erzbischof. Das karantanische Land bis zur Draumündung und das übrige alte Unterpannonien östlich von der Raab fiel ebenfalls Arno’s geistlicher Thätigkeit zu. Als Zeichen besonderer Gnade des Papstes empfing er mit der erzbischöflichen Würde die in späteren Zeiten als Ausstattung derselben angesehene Auszeichnung des Palliums.

Einen unmittelbaren Anlaß seiner Begünstigung hatte aber A. dem Papste gegeben, indem er 797 im königlichen Auftrage in Rom erschien, um Entscheidungen über die Stellung der Chorbischöfe, über Untheilbarkeit des bischöflichen Besitzes und eventuelles bischöfliches Proceßverfahren von dem Papste zu verlangen (Roth, Feudalität 110), namentlich aber um Mißhelligkeiten desselben mit römischen Familien zu beseitigen.

Nach seiner Rückkehr (nach 798 oder 799) findet man ihn zum ersten Male [577] an der Seite des Statthalters (Präfecten) von Baiern und Markgrafen Gerold kirchlich-politische Functionen üben. Beide stellten, nachdem A. die Bekehrung Karantaniens eine Zeit lang selbst weiter geführt hatte, den dortigen Großen und dem Volke als ihrem zukünftigen geistlichen Leiter den Landbischof Deoderich vor. Die Ideen aber, welche der Erzbischof über das Amt der Missi als Aufsichtsbeamten gewonnen hatte, theilte er Alkuin mit, der ihnen am Hofe Eingang zu verschaffen suchte. In der That findet man unsern A. unter den Ersternannten nach der Reorganisation dieses Amtes und von 802–806 wiederholt in der entsprechenden Thätigkeit. Die Gunst Karls des Großen, in dessen vertrautem litterarischen Kreise er Aquila hieß, blieb ihm wol bis zu dessen Tode: an dritter Stelle erscheint er unter seinen Testamentszeugen. Von seinen Beziehungen zu Ludwig dem Frommen kennt man nur einen, auch ihm zugekommenen kleinlichen Befehl wegen Einführung gemeinsamen kanonischen Lebens bei der Stiftsgeistlichkeit.

Von Arno’s Wirksamkeit in seinem Kirchensprengel geben uns zum Theile Akten von Synoden Kunde, die er in Reispach (wol 799), Freising und Salzburg hielt, um den Gottesdienst und das Leben der Geistlichkeit bis in alle entsprechenden Einzelheiten zu regeln, die Würde derselben durch Fernhalten Unfreier aus ihrem Stande zu erhalten. Mindestens in seine Zeit (Januar 807) fällt auch eine Vereinbarung der bairischen Bischöfe und Aebte und des niedern Klerus über den Zehnten.

Mit seinen Nachbaren scheint A., der wegen seiner Zurückhaltung einmal von Alkuin freundlich getadelt wird, immer gute Beziehungen erhalten zu haben. Nur mit Aquileja erhob sich nach dem Tode des gefeierten und auch ihm wie Alkuin nahe befreundeten Patriarchen Paulinus (802) mit dessen beiden Nachfolgern ein Grenzstreit in Kärnthen, den Karl der Große bei persönlicher Anwesenheit der beiden Metropoliten an seinem Hofe (811) schlichtete, indem er die Drau als Grenze bestimmte. Er starb am 24. Januar 821.

In Salzburg nannte man A. neben dem Gründer des Stiftes, dem heil. Rupert. Dort wie in Elnon hielt man sein Andenken in hohen Ehren.

S. Arno’s Leben von Zeißberg, in den Sitzungsberichten der Wiener Akad. 1863. Bd. XXXXIII.