Zum Inhalt springen

ADB:Abensberg und Traun, Otto Ferdinand Graf von

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Abensberg und Traun, Otto Ferdinand Graf von“ von Carl von Duncker in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 38 (1894), S. 509–511, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Abensberg_und_Traun,_Otto_Ferdinand_Graf_von&oldid=- (Version vom 5. November 2024, 15:28 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
Nächster>>>
Traunfellner, Jacob
Band 38 (1894), S. 509–511 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Otto Ferdinand von Abensperg und Traun in der Wikipedia
Otto Ferdinand von Abensperg und Traun in Wikidata
GND-Nummer 116002794
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|38|509|511|Abensberg und Traun, Otto Ferdinand Graf von|Carl von Duncker|ADB:Abensberg und Traun, Otto Ferdinand Graf von}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=116002794}}    

Traun: Otto Ferdinand T., Graf von Abensperg und Traun, kaiserl. Feldmarschall, Geheimer Rath, commandirender General in Siebenbürgen, geb. am 27. Aug. 1677 in Oedenburg, † zu Hermannstadt am 18. Februar 1748. Ein Sohn des Grafen Otto Lorenz von der Eschelberger Linie aus dessen zweiter Ehe mit Eleonore Susanna Rueber, Freiin von Puechsendorf. Von sechs Kindern blieb er allein am Leben. Nach sorgfältiger Erziehung im elterlichen Hause war Otto Ferdinand von seinem Vater auf die Universität Halle gesendet worden, die er verließ um 1693 die brandenburgischen Hülfsvölker als Freiwilliger nach den Niederlanden zu begleiten. Er nahm Theil an der Belagerung von Namur (1695) und trat dann (1697) in den kaiserl. Kriegsdienst. Schon in den Kämpfen des spanischen Erbfolgekrieges focht T. mit Auszeichnung in Italien und am Rhein und als er im J. 1709 als Oberstlieutenant dem Feldmarschall Guidobald Grafen Starhemberg als Generaladjutant zugewiesen wurde, fand er in Spanien bald Gelegenheit, die Aufmerksamkeit König Karl’s (III.) auf sich zu ziehen. Infolge dessen wurde er bald „in Erwägung der sowohl Uns als des Königs in Hispanien Liebden geleisteten und annoch leistenden ersprießlichen Kriegsdiensten“ am 16. Februar 1710 zum Oberst ernannt und ihm zwei Jahre später das durch den Tod des Generalfeldwachtmeisters Egkh erledigte Infanterie-Regiment verliehen. Als die kaiserlichen Regimenter 1713 aus Spanien gezogen wurden, kam T. mit seinem Regimente in die Lombardei, marschirte mit diesem 1718 nach Neapel und ging 1719 mit dem Corps des Feldmarschalls Grafen [510] Mercy nach Sicilien, wo er in der Schlacht von Francavilla (20. Juni) schwer verwundet wurde. Später (1720) befehligte er in Syracus.

Zum Generalfeldwachtmeister wurde er in Anbetracht der „besonders bei letzhiniger schweren, jedoch siegreichen Eroberung des Königreichs Sicilien erwiesenen distinguirten Bravour, Vernunft und Tapferkeit“ am 14. October 1723 befördert und 1727 zum Gouverneur von Messina ernannt. Feldmarschalllieutenant im J. 1733 (8. November), wurde T. im Januar 1734 nach Neapel beordert, wo er vergeblich versuchte, die leitenden Persönlichkeiten dafür zu gewinnen, die wenigen in Unteritalien stehenden Truppen zu vereinigen und sie den aus Toscana anrückenden Spaniern entgegenzuführen. Er selbst warf sich von Capua aus mit 3000 Mann dem vordringenden Gegner in dem Passe von San Germano entgegen und behauptete sich durch 23 Tage in dieser Stellung, bis er zum Rückzuge auf Capua genöthigt ward. Die geringe Widerstandsfähigkeit des Platzes suchte er durch Ausbesserung der Werke zu erhöhen und war bemüht, die Vertheidigung desselben in energischer Weise zu führen. Capua, der einzige Platz, den die Kaiserlichen gegen Ende des Jahres noch inne hatten, mußte jedoch, da kein Ersatz mehr zu hoffen, Ende November capituliren und am 30. November zog T. mit allen Kriegsehren aus der von ihm heldenmüthig vertheidigten Feste ab. Bei seiner Rückkehr nach Wien wurde T. zum Feldzeugmeister ernannt (25. April 1735) und erhielt im Sommer des Jahres 1735 die Aufgabe, die im südöstlichen Ungarn ausgebrochenen Unruhen zu unterdrücken. Von dieser Sendung zurückgekehrt, ernannte ihn Kaiser Karl VI., bei gleichzeitiger Verleihung der Geheimen Rathswürde, zum Generalcommandanten der in der Lombardei stehenden Truppen und Interimsstatthalter des Herzogthums Mailand (1736). Als Generalcapitän in Italien nahm er nach dem Tode Kaiser Karl’s VI. die Erbhuldigung für die neue Herrscherin Maria Theresia entgegen und wurde am 9. April 1741 zum Feldmarschall ernannt.

Beim Uebergreifen des österreichischen Erbfolgekrieges nach Italien zum Oberbefehlshaber der vereinigten österreichischen und sardinischen Streitkräfte bestimmt, besetzte T. im Februar 1742 das Gebiet von Modena, während sich die unter dem Befehle Montemar’s stehenden Spanier, ohne Widerstand zu leisten, zurückzogen, um die Ankunft des zum Oberfeldherrn der spanischen Armee ernannten Generals Gages abzuwarten. Unthätig standen beide Heere am Panaro sich gegenüber, bis Gages im Februar 1743 zum Angriff überging. Traun’s geschickten Anordnungen gelang es jedoch am 8. Februar in der Schlacht bei Campo Santo den bedeutend stärkeren Gegner zurückzuwerfen. Er hatte bei dieser Gelegenheit zwei Pferde unter dem Leibe verloren. T., der seinem Gegner an Truppenzahl und Kriegsbedürfnissen nachstand, behielt sein Hauptquartier in Carpi und hielt die Uebergänge am Panaro und an der Secchia besetzt. Die Schwierigkeiten lagen nicht allein in der Stärke seiner Gegner, sondern in den mißlichen Verhältnissen, welche aus dem Verhalten des sardinischen Alliirten erwuchsen und in der Unmöglichkeit bei der schweren Bedrängniß, in der sich die Königin Maria Theresia befand, von Wien die erforderliche Unterstützung zu erhalten. Er erneuerte unter diesen Umständen seine wiederholt gestellte Bitte um Ablösung im Obercommando, welche nun auch bewilligt und dem Feldmarschall das Generalcommando in Mähren übertragen wurde, sowie er auch bald darauf durch die Verleihung des Ordens vom goldenen Vließ ausgezeichnet ward.

Nach dem Tode des Feldmarschalls Ludwig Andreas Grafen Khevenhüller wurde T. die ehrende Aufgabe, dem Prinzen Karl von Lothringen in der Führung der kaiserl. Armee am Rhein zur Seite zu stehen, und der Einfluß des tapferen und geistvollen Mannes machte sich bald in der Führung der Operationen hervorragend bemerkbar. Prinz Karl von Lothringen überschritt den Rhein, mußte [511] aber, da König Friedrich II. von Preußen wieder in Böhmen eingebrochen war, zur Deckung der Erblande aus dem Elsaß durch Baiern und die Oberpfalz in Eilmärschen nach Böhmen zurückkehren. Mit vollendeter Meisterschaft manövrirte T. den König von Preußen aus Böhmen; ohne Feldschlacht, aber mit den Folgen einer erlittenen schweren Niederlage für Preußen wurde der Feldzug beendet.

König Friedrich II. schrieb später: „Kein General beging wohl mehr Fehler als der König in diesem Feldzuge“ und weiter: „Des Herrn v. T. Benehmen ist ein vollkommenes Muster, welches jeder Krieger, der seine Kunst liebt, studiren muß, um es nachzuahmen, wenn er dazu die Fähigkeit besitzt. Der König hat es selbst gestanden, daß er diesen Feldzug für seine Schule in der Kriegskunst und Herrn v. T. für seinen Lehrer angesehen hat“. (Histoire de mon temps, Red. von 1775. Chap. X). Im J. 1745 drängte T. die Franzosen aus Deutschland bis über den Rhein und ermöglichte dadurch die Kaiserwahl des Gemahls der Königin Maria Theresia, des Großherzogs Franz Stephan, zu Frankfurt a. M. Zwei Jahre später erhielt Feldmarschall T. das Generalcommando in Siebenbürgen, das er jedoch nur kurze Zeit inne hatte, da er bereits am 18. Februar des folgenden Jahres in Hermannstadt an der Wassersucht verschied. Graf T. war zweimal vermählt, doch war sein einziger Sohn erster Ehe, Oberst Karl Joseph Graf Traun ihm im Tode vorausgegangen.

T. war ein hochgebildeter, mit allen edlen Eigenschaften des Herzens und Charakters ausgestatteter Mann von hervorragender persönlicher Tapferkeit und Unerschrockenheit. Die Art seiner Kriegführung gelangte in der Beobachtung weiser Umsicht zum Ausdrucke und hat ihm reiche und verdiente Anerkennung eingetragen.

Acten d. k. u. k. Kriegs-Archivs. – Biographien k. k. Heerführer und Generale, herausgegeb. v. d. Direction des k. und k. Kriegs-Archivs. Wien 1888. – Neues illustrirtes vaterländisches Ehrenbuch I, Wien u. Teschen. – Thürheim, Feldmarschall Otto Ferdinand Graf von Abensperg u. Traun.