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ADB:Abeken, Bernhard Rudolf

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Artikel „Abeken, Bernhard Rudolf“ von Karl Felix Halm in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 1 (1875), S. 8–9, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Abeken,_Bernhard_Rudolf&oldid=- (Version vom 5. November 2024, 04:27 Uhr UTC)
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Abeken: Bernhard Rudolf A., geistreicher Philolog und Litterarhistoker, geb. 1. Dec. 1780 zu Osnabrück, † 24. Febr. 1866. Nachdem A. seine Gymnasialbildung in seiner Vaterstadt vollendet hatte, bezog er 1799 die Universität Jena, um Theologie zu studiren, wo er im Hause des berühmten Griesbach die freundlichste Aufnahme fand. Da er außer seinem Fachstudium eifrig Philosophie und allgemeine Studien betrieb und in Griesbach’s Hause auch das Glück hatte, mit den Heroen der deutschen Dichtkunst persönlich bekannt zu werden, wurde er allmählich von seinem gewählten Berufe abgezogen, zumal als er bei seinem für Poesie und Kunst so empfänglichen Geiste schon in früher Jugend sich sehr fleißig mit neuerer Litteratur beschäftigt hatte. Diese Richtung für allgemeine Bildung fand weitere Nahrung durch einen längeren Aufenthalt in Berlin, wo A. 1802 Lehrer bei dem Minister von der Recke wurde und in dessen Hause reiche Gelegenheit fand, mit in Wissenschaft und Kunst ausgezeichneten Männern in näheren Verkehr zu treten. Als seine Aufgabe in des Ministers Haus erfüllt war, ging er 1808 nach Weimar, um die Erziehung von Schiller’s Kindern zu übernehmen, und verlebte daselbst zwei überaus glückliche Jahre, bis er 1810 zum Conrector am Gymnasium zu Rudolstadt ernannt wurde. Fünf Jahre später folgte er einem Rufe an das Rathsgymnasium seiner Vaterstadt und hielt bei seiner Einführung in das neue Lehramt eine durch Geist und Schwung ausgezeichnete Rede über die Bedeutung und Wichtigkeit der Schule für das Leben (abgedruckt im Osnabrücker Programm von 1867). Als zweiter Lehrer der Anstalt stand er dem Rector H. B. Fortlage, einem ausgezeichneten Schulmanne, bei der Reform des in der Franzosenzeit sehr herabgekommenen Gymnasiums trefflich zur Seite und wurde nach dessen im J. 1841 erfolgtem Tode sein Nachfolger. In den Annalen des Schullebens steht als eine fast einzige Erscheinung da, daß A. auch nach seiner 1863 erfolgten Pensionirung seine Wirksamkeit als Ehrendirector der Anstalt noch fortsetzte, indem er sich die Erklärung des Sophokles und von Cicero’s Briefen vorbehalten hatte, welche Lehrstunden der hochbetagte Greis noch bis wenige Wochen vor seinem Tode mit jugendlicher Frische fortgesetzt hat. Als Schriftsteller machte sich A. außer zahlreichen Recensionen über Werke der deutschen Nationallitteratur und mehreren gehaltvollen Programmen besonders durch seine Gesammtausgabe von Justus Möser’s Werken (1842–43, in 10 Bdn.) verdient, dessen hohe Bedeutung erst durch ihn zur rechten Anerkennung gelangt ist. Außerdem verdankt man ihm die geschätzten Schriften: „Beiträge zum Studium der göttlichen Comödie Dante’s“, 1826 – „Cicero in seinen Briefen“, 1835 – „Ein Stück aus Goethe’s Leben“ 1848 – „Goethe in den Jahren 1771–75“, 1861. –

Zwei Söhne, die sich litterarisch bekannt gemacht hatten, gingen dem Vater im Tode voran. Ueber den jüngeren, Hermann, bekannt als politischer und historischer Schriftsteller, s. u. S. 11. Der ältere, Wilhelm Ludwig A., geb. 30. April 1813 zu Rudolstadt, widmete sich unter Gerhard’s Leitung der Archäologie und begab sich 1836 nach Rom, wo er sich besonders mit Studien über das vorrömische Italien beschäftigte und auch reiches Material zu einer Mythologie von Italien und einer Monographie über das Capitol sammelte. Zur Ausarbeitung jedoch gedieh nur sein Werk „Mittelitalien vor den Zeiten [9] der römischen Herrschaft, nach den Denkmälern“ (1843), eine auf gründlichen Forschungen beruhende Geschichte der etruskischen Kunst, so weit sie aus den damals bekannten Denkmälern zu erschließen war. Durch Fieberanfälle geschwächt war A. im Frühjahr 1842 nach Deutschland zurückgekehrt, um den Druck seines Werkes zu besorgen und zugleich seine Gesundheit zu stärken; aber der Druck war kaum zur Hälfte vollendet, als er am 29. Jan. 1843 zu München im 29. Jahre seines Lebens vom Tode dahingerafft wurde.

Tiemann, Zum Gedächtniß des verst. Schulrathes Dr. Abeken. Osnabrück 1867.