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„Deutsche Nationalliteratur“

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Textdaten
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Autor:
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Titel: „Deutsche Nationalliteratur“
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 46, S. 2 (Beilage)
Herausgeber: Ernst Ziel
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1882
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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[2] „Deutsche Nationalliteratur“ ist der Titel eines vielversprechenden Unternehmens der äußerst rührigen Verlagsbuchhandlung von W. Spemann in Stuttgart, dessen Leitung Joseph Kürschner, der bekannte und vielfach bewährte Herausgeber der Monatsschrift „Vom Fels zum Meer“, übernommen hat. Man beabsichtigt damit nichts Geringeres, als der deutschen Leserwelt eine Nationalbibliothek zu schaffen, welche die wichtigsten Literaturerzeugnisse des deutschen Geistes von den ältesten Zeiten ab bis nahezu auf unsere Tage zusammenfassen soll; der Werth dieser Veröffentlichungen wird durch Hinzufügung von sachlichen und kritischen Anmerkungen, Einleitungen, Facsimilebeilagen etc. noch wesentlich erhöhet werden. Das ist in der That ein Unternehmen von geradezu nationaler Bedeutung, das wir nur mit der wärmsten Sympathie begrüßen können – dies um so mehr, als für die tüchtige Durchführung des so verheißungsvollen Programms nicht nur der Name des Herausgebers, sondern zugleich eine Anzahl berühmter Mitarbeiter bürgt, aus deren Reihe wir nur Bartsch, Bechstein, Düntzer, Lemcke, Oesterley und Stern anführen wollen.

Die beiden ersten Hefte der „National-Literatur“ liegen uns vor. Das erste enthält die erste Hälfte von Goethe’s „Faust“, erster Theil, mit einer Einleitung und zahlreichen Anmerkungen von Heinrich Düntzer, sowie mit mehreren Illustrationsbeigaben, während das zweite den Lesern Grimmelshausen’s „Simplicissimus“ (einen Theil des ersten Bandes) bringt, und zwar mit Originalillustrationen der Ausgabe letzter Hand und einer ausführlichen Einleitung über den Roman vor Grimmelshausen’s Zeit, herausgegeben von F. Bobertag.

Der Preis beträgt für das Heft von etwa sieben Bogen fünfzig Pfennig. Das vollendete Werk wird also, da wöchentlich ein bis zwei Hefte erscheinen und das Ganze in drei bis vier Jahren abgeschlossen sein soll, ungefähr hundertfünfzig Mark kosten, jedenfalls ein geringer Preis für eine sämmtliche Hauptwerke unserer Literatur umfassende Bibliothek, zumal Papier und Druck tadellos sind.

Wir wünschen dem überaus dankenswerthen Unternehmen das beste Gedeihen und Eingang in alle Häuser der gebildeten deutschen Welt. Eines jedoch möchten wir in der Form dieser Kürschner-Editionen geändert sehen: dem „Faust“-Hefte folgt, ehe uns Goethe’s Dichtung fertig vorliegt, das „Simplicissimus“-Heft und diesem ebenfalls unabgeschlossenen Büchlein, laut Ankündigung, ein drittes Heft, Schiller’s „Räuber“ enthaltend. So empfängt der Käufer in drei Heften mindestens zwei Fragmente, ohne berechnen zu können, wann die ihm fehlenden Fortsetzungen erscheinen werden, ob in vierzehn Tagen oder in zwei Jahren. Die einstweilige Unvollständigkeit scheint also bei der Herausgabe dieser Hefte förmlich zum Princip erhoben worden zu sein. Das ist unausstehlich. Da, meinen wir, sollte man doch füglich zuvor den ganzen „Faust“, lieber noch den ganzen Goethe, dann aber erst den ganzen „Simplicissimus“ etc. veröffentlichen. Wollten das doch Herausgeber und Verleger im Interesse der höchst anerkennenswerthen Sache in liebenswürdige Erwägung ziehen!