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Zweihundert deutsche Männer in Bildnissen und Lebensbeschreibungen/Wilhelm von Grumbach

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Textdaten
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Autor: Ludwig Bechstein
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Titel: Wilhelm von Grumbach
Untertitel:
aus: Zweihundert deutsche Männer in Bildnissen und Lebensbeschreibungen, S. 153–154
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Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1854
Verlag: Georg Wigand's Verlag
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Google und Commons
Kurzbeschreibung:
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Bearbeitungsstand
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Wilhelm von Grumbach.
Geb. 1503, gest. d. 17. April 1567.


Ein von festem Mannesmuth beseelter Charakter, dessen Leben bessern Ausganges würdig gewesen wäre. Grumbach entstammte einem uralten fränkischen Adelsgeschlechte, dessen Haus dem Herzog- und Bischofthrone Frankens schon zweimal Regenten gegeben hatte, das besitzungenreich und angesehen war, und wurde entweder zu Burg-Grumbach, wo das alte Stammhaus stand, nur eine halbe Stunde rechts abseit der Heerstraße von Schweinfurt oder Wernek nach Würzburg, bei Pleichfelden – geboren, oder, was wahrscheinlicher ist, in dem stolzen Schlosse, das sich über dem Städtchen Rimpar erhebt. Fast das ganze Gebiet jenes Landstrichs bestand aus Grumbachischen Gütern. Grumpach (so schrieb er sich selbst) erhielt eine standesgemäße ritterliche Erziehung als Edelknabe am Hofe des Markgrafen Casimir v. Brandenburg zu Kulmbach, studirte dann mit andern befreundeten jungen Edeln in Paris die Rechte, bildete sich einerseits zum Kriegsmann, anderseits zum Staatsmann aus und führte ein durch Mühen und Sorgen, durch Haß und Streit bewegtes Leben. In Jugendtagen nahm er Kriegsdienste unter den Markgrafen von Brandenburg, begleitete Albrecht Alcibiades nach Gent an den Kaiserhof Carl V., wurde dann unter Bischof Konrad von Bibra, der sein Verwandter war und dessen Bischofwahl Grumbach hauptsächlich mit bewirkt hatte, Rath und Amtmann, hatte wichtigen Antheil an dem Geschäft des Austausches der würzburgischen Stadt Meiningen gegen das Hennebergische Schloß und Amt Mainberg, wodurch Meiningen mit einigen Schlössern und Aemtern an die Fürst-Grafen von Henneberg, später an Sachsen kam, im Jahr 1541 und behauptete sich als fürstbischöflicher Geheimerrath und Marschall in glücklicher Stellung. Noch steht in Würzburg der Freihof Grumbach in der Franziskanergasse, des Ritters dortige Behausung. Im Jahre 1544 starb Bischof Konrad, und der Grumbach feindlich gesinnte bisherige Domdechant Melchior Zobel vom Guttenberg wurde Nachfolger. Des neuen Bischofs Seele war von Haß, Neid und Kargheit erfüllt; er begann bald genug die Feindseligkeit gegen Grumbach mit Verweigerung der Zahlung eines von seinem Vorgänger auf dem Bischofstuhle [Ξ] der Frau von Grumbach, einer geborenen von Hütten, vermachten Legats unter beschimpfenden Vorwänden, wie er auch einem Diener Grumbach’s, Christoph Kretzer, der später in markgräfliche Dienste trat, ebenfalls ein Legat vorenthielt. Das war die unselige Ursache alles spätern Unheils, welches Grumbach auf seinem fernern Lebenswege traf. Er trat naturgemäß aus dem Dienst des Hochstifts, und der Bischof begann seine Verfolgungen. Diese fingen mit einer Grenzverletzung des Grumbach’schen Gebietes und der Abzwingung einer Summe von zehntausend Goldgulden an, deren auf Landgraf Philipp von Hessen lautende Verschreibung Bischof Konrad Grumbach geschenkt und welches Geld dieser bereits erhoben hatte, der nun Marschall des kriegerischen Markgrafen Albrecht Alcibiades wurde. So mehrfach in begründeten Rechten verletzt und selbst an der Ehre geschädigt, war es einem ritterlichen Manne nicht zu verargen, daß er dem neuen Bischof auf das heftigste grollte, doch ging er nur den Weg des Rechtes gegen seinen mächtigen Feind. Dem kriegerischen Markgrafen Albrecht Alcibiades war der kenntnißreiche und muthvolle Mann als Diener hoch willkommen, und Grumbach begleitete seinen neuen Gebieter 1546 zum Regensburger Reichstag, wo er den Bischof Melchior beim Kaiser verklagte.

Unter dem Markgrafen machte nun Grumbach theils in den Bewegungen des deutschen Krieges mehrere Züge mit, theils weilte er als Statthalter und Resident auf dem herrlichen Schlosse Plassenburg über Kulmbach, mächtiger und angesehener als je zuvor. Seine Lehengüter im Hochstift wollte er auf seinen Sohn Kunz übertragen lassen, aber der Bischof spann auch mit diesem Hader an, zögerte die Bestätigung hin, erhob neuen Grenzstreil und schädigte die Grumbach’schen Unterthanen; dennoch wandte Grumbach nach Kräften Unheil vom Hochstift ab, als sein Herr, der Markgraf, mit Bamberg, Würzburg und Nürnberg die blutige Fehde begonnen hatte und dem Bischof Melchior lastendschwere Verträge abnöthigte. Aber der Kaiser annullirte auf des Bischofs Betrieb alle Verträge, erklärte Albrecht für einen Reichsfeind, recassirte dann wieder die Cassation und nun folgten Wirren auf Wirren, in deren Folge Grumbach mit seinem Gebieter außer Landes zog. Der Bischof aber fiel in das Grumbach’sche Gebiet ein, erstürmte Grumbach’s Schlösser und vertrieb dessen kranke Frau und seine Töchter, die sich keines Ueberfalls versahen; Rimpar wurde verwüstet, Burg-Grumbach mit Feuer angestoßen.

Während Grumbach theils mit, theils ohne seinen Herrn deutsche Fürstenhäuser besuchte, machte er die Bekanntschaft Herzog Johann Friedrich des mittlern zu Sachsen und dieser junge Fürst fand Gefallen an dem erfahrenen und klugen Staatsmann, er beehrte ihn mit hohem Vertrauen, und Grumbach wurde der Vermittler der zweiten Heirath des Sachsenherzogs mit Prinzessin Elisabeth von der Pfalz. Während dessen hatte Christoph Kretzer, jetzt markgräflicher Dienstmann und Amtmann auf Schloß Hohenlandsberg, von wilder Rachelust ob des vorenthaltenen Legats gespornt, mit einer kleinen Reiterschaar dem Bischof Melchior in seiner Residenz aufgelauert und ihn meuchlings mit einem Faustrohr nebst mehreren Begleitern erschossen, während, wenn überhaupt Grumbach bei dieser That betheiligt war, was er nie zugestanden hat, der Bischof nur aufgehoben und weggeführt werden sollte. Aber die ganze Schwere der Anklage des Bischofmordes fiel auf den allbekannten Feind des Gemordeten, Wilhelm von Grumbach, er sollte und mußte der Anstifter gewesen sein. Unermeßliches Unheil entsprang aus dem schändlichen Meuchelmord; vergebens betheuerte Grumbach durch Druckschriften seine Unschuld an demselben, Kretzer, der offen sich als den Mörder genannt, wurde ergriffen und heimlich hingerichtet, damit auf Grumbach die blutige That haften bleibe. Grumbach hoffte, Melchior’s Nachfolger, Bischof Friedrich von Wirsberg, werde ihn wieder in die ihm abgedrungenen Lehengüter einsetzen, aber ganz vergebens, und so griff Grumbach endlich zur Selbsthülfe, sammelte ein Heer, brach in Würzburg ein und trotzte dem Magistrat und dem Domkapitel Verträge und Kontributionen ab. Die Folge war – kaiserliche Reichsacht wegen Reichsfriedensbruch und Annullirung alles dessen, was Würzburg Grumbach und seinen Genossen, den Rittern von Stein und von Mandrlslohe, bei Treuen und Ehren zugesichert hatte.

Die Geächteten fanden Schutz bei dem Herzog Johann Friedrich dem mittlern, dem der Schmerz um die seinem Vater entrissene Kurwürde im Busen wühlte, und der die Hoffnung hegte, das verlorene wieder zu erlangen. Sympathie im Gefühl gleichen Leides knüpften ihn an Grumbach, und dieser verstand, kühne Hoffnungen zu erregen und wach zu halten. Da Johann Friedrich Grumbach’s Auslieferung verweigerte, standhaft verweigerte, so wurde auch über ihn die Reichsacht verhängt, Kurfürst August zu Sachsen mit deren Vollziehung beauftragt, das ungeheuer feste Schloß Grimmenstein nebst der Stadt Gotha hartnäckig belagert und endlich, unterstützt durch Verrath und Empörung der Besatzung und Bürgerschaft, gewonnen, Grumbach und seine Genossen, dann der Herzog mit den Seinen gefangen genommen. Den Herzog traf das Urtheil lebenslänglicher Kerkerhaft, Grumbach wurde auf dem Markt zu Gotha geviertheilt. Das war das Ende eines begabten hochstrebenden Mannes, den die Geschichte Jahrhunderte lang verurtheilt hat, ohne Rücksicht darauf, daß seine eigenen mit unumstößlichen Dokumenten belegten Schriften darthun, welch großes Unrecht an ihm und gegen ihn verübt wurde.