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Zweihundert deutsche Männer in Bildnissen und Lebensbeschreibungen/Karl Friedrich Schinkel

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Textdaten
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Autor: Ludwig Bechstein
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Titel: Karl Friedrich Schinkel
Untertitel:
aus: Zweihundert deutsche Männer in Bildnissen und Lebensbeschreibungen, S. 329–330
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Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1854
Verlag: Georg Wigand's Verlag
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originalherkunft:
Quelle: Google und Commons
Kurzbeschreibung:
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Bearbeitungsstand
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Karl Friedrich Schinkel.
Geb. d. 13. März 1781, gest. d. 9. Oct. 1841.


Dieser als Architekt, wie als Maler mit Ruhm genannte Meister deutscher Kunst wurde zu Neuruppin geboren, wo sein Vater Superintendent war. Da Schinkel als Knabe von sechs Jahren schon seinen Vater durch den Tod verlor, und seine Mutter den Aufenthalt in Neuruppin 1795 mit dem in Berlin vertauschte, so mußte auch der junge Schinkel das Gymnasium seiner Vaterstadt, das ihm die erste Bildung gab, verlassen, und eines der berliner Gymnasien beziehen. Neigung und Talent führten ihn dem Baufach zu, dem er sich, nachdem er den Gymnasialunterricht bis zur ersten Klasse empfangen, unter dem geheimen Oberbaurath Gilly widmete. Der Sohn des Genannten, Bauinspector und Professor Gilly, gewann große Zuneigung zu Schinkel, nahm sich dessen Unterrichts mit aller Liebe an und erkannte die sich rasch entwickelnden Fähigkeiten seines Schülers so sehr an, daß er diesen, indem er sein Ende nahe fühlte, mit der Leitung und ferneren Ausführung mehrerer ihm selbst übertragenen Privatbauten betraute. So bildete sich Schinkel, welcher fortdauernd die Bauacademie besuchte, theoretisch und praktisch aus und trat nach vollendeten akademischen Studien wissenschaftliche Reisen an, die er in den Jahren von 1803 bis 1806 nach Italien und Frankreich ausdehnte. Da in jener auch für Preußen so trüben und schweren Zeit alle Lebenskräfte stockten, jede Kunst in ihrem Aufflug gehemmt war, und weder an öffentliche noch Privatbauten gedacht wurde, so bildete sich Schinkel zum Maler aus, und zauberte in höchst gelungenen Panoramen-Decorationen mit dem Pinsel die Paläste auf die Leinwand, die in der Wirklichkeit aufzuführen sich ihm zur Zeit noch versagte. Er einte dabei auf ebenso sinnige als geistvolle Weise die Architecturmalerei mit der Landschaftmalerei, und es brachte Gunst oder Zufall einige seiner Entwürfe in die Hände der Königin Luise, die nun bemüht war, ihm den Weg zu bahnen, den er später mit so großem Ruhme wandelte. Schinkel wurde 1810 der neuerrichteten Baudeputation zu Berlin als Assessor zugesellt, wurde im darauf folgenden Jahre ordentliches Mitglied der Akademie und nach fünf Jahren schon Geheimer Oberbaurath. Im Jahre 1819 trat er in das Königl. [Ξ] Ministerium als Mitglied der technischen Deputation für Handel, Gewerbe und Bauwesen ein, und wurde 1820 Professor an der Akademie der Künste, wie auch Mitglied des akademischen Senates. Schinkel’s Einfluß auf die bedeutenden Neubauten Berlins war von großer und dauernder Wirkung; er schuf gleichsam eine neue architektonische Schule und verpflanzte seinen Styl auch in andere Städte. Dieser Schinkel’sche Styl zeichnet sich durch große Regelmäßigkeit, angemessene Verwendung passender Ornamente und wohlüberdachte Verhältnisse der Gebäude im Innern und Aeußern aus, dagegen fehlt den Gebäuden das romantische, phantasiereiche und mannichfaltige, was die Straßen mancher süddeutschen Stadt so anziehend und malerisch macht. Sehr bedeutende Bauwerke zeugen von dem Geist, mit welchem Schinkel baute; die Königswache zu Berlin (1819), das neue Schauspielhaus (1821), das neue Museum (1828). Schinkel entwarf auch die Risse und Pläne zum neuen Universitätsgebäude in Leipzig, wie jene zum Königsschlosse in Athen, und führte zahlreiche Privatbauten aus, deren Grundaufrisse zum Theil nebst seinen verdienstvollsten Arbeiten in den von ihm herausgegebenen 23 Heften »Architektonische Entwürfe, Berlin, 1829 bis 1835« enthalten sind. Im Königl. Museum zu Berlin wirkte Schinkel auch als Maler, zeichnete Cartons zur Kulturgeschichte der Menschheit und führte ein großes Gemälde »Die Kunstblüthe Griechenlands« aus – Vorwürfe, welche freilich in neuerer Zeit durch Kaulbach’s Meisterhand überboten worden sind.

Der verdienstvolle und hochbegabte Schinkel hätte noch lange freudig wirken können, wenn nicht ein grausame Geschick es über ihn verhängt hätte, daß sein Geist sich im Jahre 1810 verdüsterte. Er fiel in unheilbare Lethargie und völlige Geistesabwesenheit und lebte in diesem traurigen Zustande noch 15 Monate, ohne daß ärztliche Kunst vermochte, diesen zu ändern. Schinkel’s Bauten bestehen als seine dauernden Denkmale und ehrenhafte Zeugnisse seiner Wirksamkeit.