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Zweihundert deutsche Männer in Bildnissen und Lebensbeschreibungen/Jacob von Fugger, d. j.

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Textdaten
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Autor: Ludwig Bechstein
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Titel: Jacob von Fugger, d. j.
Untertitel:
aus: Zweihundert deutsche Männer in Bildnissen und Lebensbeschreibungen, S. 123–124
Herausgeber:
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1854
Verlag: Georg Wigand's Verlag
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Google und Commons
Kurzbeschreibung:
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Jacob von Fugger, d. j.
Geb. d. 6. März 1459, gest. d. 30. Dez. 1525.


Unter dem zahlreichen Geschlechte der Fugger, das sich durch Thätigkeit, Betriebsamkeit, Gelehrsamkeit und ungeheuern Reichthum aus geringen Anfängen bis zur Grafen- und Reichsfürstenwürde emporschwang, sodaß es vielfach mit den Mediceern verglichen ward, war Jacob d. j. einer der bedeutendsten. Der Stammvater, von welchem das berühmte Geschlecht seinen Ursprung ableitete, hieß Hans und war ein Weber aus Graben, einem Dorfe im Lechfelde; dessen Sohn gleichen Vornamens, ebenfalls Leinweber, zog nach Augsburg, trieb Linnenhandel mit glücklichem Erfolg und erwarb ein für seine Zeit ansehnliches Vermögen. Er hinterließ zwei Söhne, deren zweiter Jacob hieß und seinem Geschäft einen außerordentlichen Aufschwung zu geben verstand. Die Erben seines Namens und seines Reichthums, Georg, Ulrich und Jacob der jüngere, zählten nun schon zu den reichsten Kaufleuten und bildeten vereint eine Geldmacht, der kaum ein anderes deutsches Handelshaus gleichkam; sie wetteiferten mit dem uralten berühmten Patriziergeschlechte der Welser zu Augsburg und führten wohl auch in Gemeinschaft mit demselben bedeutende Unternehmungen aus. Jacob Fugger d. j. verlor noch als Knabe seinen Vater, ging als Weberbursche auf die Wanderschaft, machte später viele Handelsreisen und wurde ein Mann von großer Einsicht, von außerordentlicher Geschäftskenntniß und von ausgezeichneter Redlichkeit und Biederkeit des Charakters, sodaß er sich allseits ein unbegrenztes Vertrauen erwarb. Während sich auf dreißig Stühlen in Augsburg die muntern Weberschifflein regten, wehten von zahlreichen Handelsschiffen auf den Meeren die Flaggen des Hauses Fugger, arbeiteten in den Schachten der Gebirge Ungarns und Tyrols Hunderte von Knappen für die Augsburger Leinweber. Kaiser Maximilian I. hielt Jacob Fugger in hohen Ehren, hatte aber auch alle Ursache dazu, denn das Haus Fugger half stets in den immer wiederkehrenden Geldbedrängnissen des Reichsoberhauptes. In Innsbruck und in Kremnitz hatte Jacob Fugger seine Münzstätten, auf denen er Reichsgeld aus dem in seinen Bergwerken gewonnenen Gold und Silber prägen ließ.

Das Haus Fugger schoß dem Kaiser Maximilian I. [Ξ] zum Kriege gegen Venedig 170,000 Dukaten vor, und erhielt dafür zum Unterpfand die Grafschaften Kirchberg und Mauerstätten, die Freiherrschaften Weißenhorn, Pfaffenhofen und Walenstätten, 1509 die Herrschaft Schwächen und 1514 Biberbach. Da der Kaiser alle diese Pfänder nicht einlösen konnte, so erkaufte sie Jacob Fugger als Eigenthum. In Antwerpen gründete er eine Comandite und über das Weltmeer schlang sein Haus die Fäden der wichtigsten kaufmännischen Verbindungen. Kaiser Maximilian ernannte Jacob zu seinem Rath, verlieh ihm und seinen beiden Brüdern und allen Nachkommen ihres Geschlechtes den Reichserbadel und gab ihnen zwei Lilien zum Wappen; der Papst Leo X. ernannte Jacob Fugger zum Eques auralus und zum Comes Seti. palatii Lateranensis. Jacob Fugger wurde der Begründer jener großartigen Wohlthätigkeitsanstalt, welche den Namen der Fuggerei führt und in einer Vorstadt von 106 Häusern innerhalb der Mauern Augsburgs der redlichen und unverschuldeten Armuth Asyle bietet, jeder kleinen Familie eine gesunde einfache Wohnung um den jährlichen Miethpreis von – zwei Gulden rheinisch.

Jacob Fugger überlebte seine beiden älteren Brüder, nahm sich redlich der Kinder derselben an, während er selbst kinderlos blieb, und stand noch lange Jahre an der Spitze seiner weitverzweigten Geschäfte. An den politischen und kirchlich reformatorischen Bewegungen in Deutschland konnte Fugger keine Freude haben, denn sie frommten ihm nicht, sie hemmten den Verkehr, indem sie Kämpfe weckten und mit Kriegen drohten. Auch war er schon zu alt, um unbefangen und frei von Selbstsucht, trotz seines biederherzigen und wohlthätigen Charakters die Neuerungen begrüßen zu können, welche die Zeit gebar. Um so mehr schmerzte es ihn, zu erleben, daß sein eigener Neffe Ulrich sich in einige Verbindungen mit den Bauern in der windischen Mark einließ und die Aufwiegler unterstützte. Gleichwohl war Fugger eng befreundet mit vielen Männern hellen Geistes, mit Pirkheimer und Peutinger, Celtes und Stabius; das konnte den Kaufmann aber nicht abhalten, dem Papst selbst, wie auch deutschen Kirchenfürsten Geld darzuleihen und sich Anweisungen auf den Erlös durch den Ablaßhandel ausstellen zu lassen. Nach dem Tode seines Freundes und Gönners, Kaiser Maximilian I., den der alternde Fugger sehr schmerzlich empfand, blieben Fugger und sein Geld sogar nicht ohne Einfluß auf die Wahl von dem Nachfolger des ersteren, Carl’s V. Dieser wußte den alten Fugger und dessen Geschäftshaus zu schätzen und zu würdigen. Als man ihm auf seiner Reise von Spanien nach Deutschland den königlichen Schatz in Paris zeigte, soll er die Aeußerung hingeworfen haben: »Zu Augsburg in Deutschland wohnt ein Leinweber, der diesen ganzen Schatz mit baarem Golde aufwiegen kann«. – Nicht ohne manche Prüfung des Schicksals schloß sich Jacob Fugger’s Leben ab; der feurige, geistig reich begabte Neffe Ulrich fand in seinem 35. Jahre den Tod, dessen Bruder Hieronymus hatte nicht dessen Kraft und Geist. Im Lande Tyrol sah das Volk mit mißtrauischen Augen den wachsenden Reichthum des Hauses Fugger, den letzteres zum großen Theil unmittelbar mit aus dem Schoße dieses Landes gewann, und das herrliche Schloß Fuggerau nahe bei Innsbruck blieb nicht unbedroht; auch auf den Fugger’schen Herrschaften in Schwaben war die bäurische Empörung ausgebrochen und hauste mit sengen, brennen, morden und plündern, bis der tapfre Georg, Erbtruchseß von Waldburg, die Bauernhaufen zu Paaren trieb. Dem alten Jacob Fugger gefiel es nicht mehr auf der Welt; er bestellte sein Haus und starb, nachdem seine religiöse Ueberzeugung sich dem Evangelium noch zugewendet hatte. In der von ihm mit einem Aufwande von 300,000 Gulden erbauten Kapelle an der Karmeliterkirche wurde er beigesetzt, und diese Kirche war die erste in Augsburg, in welcher protestantischer Gottesdienst gehalten wurde.

Von Geschlecht zu Geschlecht blühten die Fugger mit wachsendem Reichthum, mit Ehren und immer neuem Glänze. In ihrem Hause wohnte Kaiser Carl V. 1530 beim Reichstag, und erhob die Söhne Georgs, des Bruders Jacobs, Raimund und Anton in den Reichsgrafenstand. Später theilte sich das edle Geschlecht in mehrere Linien. Im Jahre 1803 wurden die Fugger in den Fürstenstand erhoben, 1806 wurden sie mediatisirt. Der Flächengehalt ihrer zerstreuten Besitzungen umfaßt mehr Land und Einwohner, als manches andere deutsche Fürstenthum.

Man findet Jacob Fugger’s d. j. Bildniß auf einer gleichzeitigen einseitigen Medaille, nach linkgekehrt, in einer Schaube und das Haupt von einer Pelzmütze bedeckt; die Umschrift ist: IACOB FVGGR DE ELTER. Sie müßte aber eigentlich lauten der mittlere, denn das Bild stellt nicht den Vater, sondern den Sohn dar, wie der Vergleich mit vorhandenen Bildern lehrt, und der Stempelschneider setzte nur deshalb der ältere, weil Johann Jacob Fugger, der Sohn Raimund Fugger’s, damals ebenfalls schon lebte.