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Zweihundert deutsche Männer in Bildnissen und Lebensbeschreibungen/Gebhardt Lebrecht v. Blücher

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Textdaten
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Autor: Ludwig Bechstein
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Titel: Gebhardt Lebrecht v. Blücher
Untertitel:
aus: Zweihundert deutsche Männer in Bildnissen und Lebensbeschreibungen, S. 23–24
Herausgeber:
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1854
Verlag: Georg Wigand's Verlag
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originaltitel:
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Originalherkunft:
Quelle: Google und Commons
Kurzbeschreibung:
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Bearbeitungsstand
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Gebhardt Lebrecht v. Blücher,
Fürst von Wahlstadt.
Geb. d. 16. Dez. 1742, gest. d. 12. Sept. 1819.


„Marschall Vorwärts!“ so nannte das Volk den deutschen Kampf- und Siegeshelden, der sich um das Vaterland den ewigen Dank und den Lorbeer der Unsterblichkeit verdiente. G. L. v. Blücher aus dem Hause Großen-Ranzow, wurde zu Rostock geboren und war der Sohn eines Hessen-Cassel’schen Rittmeisters. In kriegerisch bewegte Zeit fiel seine Jugend, da klangen schon die hohen Namen Ziethen, Schwerin u. a., denen einst der seine sich ruhmvoll genannt anreihen sollte. Blücher hatte schon 1755 im v. Mörner’schen Husarenregiment schwedische Dienste genommen, wurde im 2. Dienstjahre preußischer Kriegsgefangener und dann preußischer Husar unter Oberst Belling, sah sich aber zurückgesetzt, mit Absicht übergangen und forderte als Stabs-Rittmeister den Abschied, indem er sich zugleich vermählte und sich in die Ruhe des Landlebens zurückzog, nächst dem, daß er in den Civildienst trat und die Stelle eines Ritterschaftsrathes bekleidete. Noch war Blücher’s Zeit nicht gekommen, und schien auch nicht kommen zu wollen; denn Blücher zählte 45 Jahre, ehe noch der durch die französische Revolution erregte Waffenlärm durch die Länder rauschte. Jetzt rief ihn König Friedrich Wilhelm II. 1787 als Major wieder zum alten Husarenregimente, das Blücher später als Obrist gegen die Franzosen führte. Binnen kurzer Zeit war sein Name geachtet und gefürchtet; von Blücher und seinen tapferen Husaren sprach bald genug alt und jung; als Generalmajor wurde er zum Wächter des Niederrheins bestellt, bis der Friedensschluß zwischen Preußen und Frankreich im Jahre 1795 die sieggewohnten Waffen in die Scheiden bannte. Blücher wurde 1801 zum Generallieutenant erhoben, nahm 1802 für seinen König Friedrich Wilhelm III. Erfurt und Mühlhausen in Besitz, und als der Feldzug des Jahres 1806 begann, befehligte er in der Hauptarmee. Sein Scharfblick, seine Vorsicht im Bunde mit energischer Raschheit, wenn es galt, kühn und feurig und doch besonnen zu wirken, an Jahren nun schon ein Sechziger, an Muth und Kraft noch ein Jüngling, bewirkten unendlich viel und so leistete Blücher als Feldherr ausgezeichnetes und außerordentliches, namentlich in den Schlachten von Auerstädt und Jena, bis gleich dem Preußens auch sein eigener Glücksstern sich trübte, und [Ξ] das Mißgeschick durch gänzlichen Mangel an allen Kriegsbedürfnissen und nach der mannhaftesten Gegenwehr ihm in den Tagen von Lübeck die Kapitulation abzwang und ihn zum Kriegsgefangenen machte. Seine Auswechselung erfolgte jedoch nach kurzer Frist gegen den von Schilt gefangenen französischen Marschall Victor (Belluno), und da nun 1807 abermals ein Friedensschluß, der zu Tilsit, zu Stande kam, erhob der König Blücher zum Militairgouverneur der Provinz Pommern, berief ihn aber später nach Berlin, um ihm im Kriegsdepartement eine geeignete Wirksamkeit zu übertragen.

Wieder zogen Jahre vorüber. Napoleon wälzte die Massen seiner Heereswogen gegen Rußland, und Blücher sah sein siebenzigstes Lebensjahr herannahen, ein Alter, in welchem selbst rastlos thätige, wenn sie es erreichen, gern das Ziel der Ruhe begrüßen; da erhob sich Preußens König mit seinem Volke, da saß der alte Blücher wieder hoch zu Roß und tummelte es jugendlich, und als die verhängnißvolle Schlacht bei Groß-Görschen geschlagen ward, war es Blücher’s Heldengeist und Heldenarm, der unter Gottes Schutz den preußischen Waffen zum Siege half. Es bedarf nur der Namen der Schlachten, von denen jede ein Sieges- und Ruhmesstern für Blücher wurde, um die hellleuchtende Glorie um das verehrte Haupt des greisen Helden, Deutschlands Befreiers, zu erblicken: Bautzen und Wahlstadt an der Katzbach, Wartenburg und Leipzig, la Rothirre, Champaubert und Laon – bis der Einzug der verbündeten Monarchen und ihrer Heere die Kette glorreicher Thaten würdig abschloß. Allseits auf das freudigste anerkannt, schmückten die Monarchen des Generalfeldmarschalls Blücher Brust mit ihren höchsten Orden; er ward reich mit Gütern begabt und in den Fürstenstand erhoben. Fürst von Wahlstadt hieß er nun so recht bedeutungsvoll, denn fast jede Wahlstatt, auf welcher er kämpfte, war ihm eine Siegesstätte geworden; sein bekannter Zuruf: »Vorwärts Kinder, vorwärts!« begeisterte die Mannschaften, setzte Regimenter in unwiderstehbare Bewegung, und Rußlands Krieger zuerst waren es, die dem großen Heerführer den schnell allbeliebt bleibenden volksthümlichen Namen »Marschall Vorwärts« beilegten. In Paris drohte eine Krankheit dem durch unerhörte Kriegsstrapatzen erschöpften Leben Blücher’s ein Ende zu machen, aber die kräftige Natur besiegte selbst den Tod; Blücher folgte seinem König nach England, ärntete auch dort als einer der gefeiertsten Helden der Zeit die höchsten Ehren, und kehrte endlich in das durch ihn zumeist mitgerettete und von dem tyrannischen Druck der napoleonischen Herrschaft befreite deutsche Vaterland zurück, um auf den ihm zu Theil gewordenen Gütern nun endlich zu ruhen und zu rasten. Aber nur kurz war seine Rast; Napoleon befreite sich und wieder traf seines Königs Ruf den dreiundsiebzigjährigen Helden, der thatendurstig aufbrach, abermals harte Kämpfe bestand und durch seine thatkräftige Raschheit in der Schlacht bei Waterloo den Verbündeten den schweren Sieg über Napoleon rettete. Noch einmal ergab sich die stolze Seinestadt dem deutschen Sieger, der nun die Rückgabe aller aus Preußen geraubten Kunstschätze befahl und schwere Kontributionen zu gerechter Strafe über Frankreich verhing, worauf er auf seine Güter in Schlesien sich zurück begab. Dort beschloß er sein Heldenleben, 77 Jahre alt, noch erlebend, daß seine Vaterstadt Rostock ihm ein ehernes Denkmal setzte. In würdevoller Einfachheit, wie des Helden Leben gewesen war, dichtete Goethe des Denkmals gedankenschwere Inschrift:

„In Harren und Krieg,
In Sturz und Sieg
Bewußt und groß!
So riß er uns
Vom Feinde los.“