Zwei schwarze Könige in Kamerun
[627] Zwei schwarze Könige in Kamerun. In seinen Skizzen und Beleuchtungen „Kamerun“ (Leipzig, Duncker und Humblot) berichtet Max Buchner über die Eingeborenen unseres neuen Koloniallandes in wenig schmeichelhafter Weise. Aufgeblasenheit, Jähzorn, Rachsucht, Neigung zu Raub und Gewalt sind ungemein ausgeprägte Züge dieser Duallas, welche den Verkehr mit ihnen unangenehm und gefährlich machen. Als englisch erzogene Neger gehören sie zu den schlechtest erzogenen Halbwilden, die der Erdball kennt. Wohlthaten werden in der Regel mit brutaler Grobheit als etwas Selbstverständliches gefordert; ein Dankwort gehört zu den seltensten Ausnahmen; eine That des Dankes ist unerhört. Die Lust zum Rauben und Plündern ist stets vorhanden und bricht bei jeder Gelegenheit durch. Bewundernswerth ist nur die Kunst dieser Duallas, ihre Fahrzeuge zu lenken; sie übertrifft Alles, was man sonst von Küstenstämmen zu sehen und zu hören bekommt, und etwas Einziges ist ihre Trommelsprache, durch welche sich ein Mann kilometerweit mit einem andern und zwar über alles Mögliche zu unterhalten, ihn um etwas zu fragen, ihm irgend eine Geschichte zu erzählen, ihn zu rufen, zu höhnen, zu schimpfen vermag. Es handelt sich dabei nicht um ein Signalsystem, sondern um eine richtige Wortsprache, um ein eigenes für sich zu lernendes Idiom.
Der erste und beste Neger von Kamerun ist ohne Frage King Bell. Seine Gestalt ist stattlich und mächtig, sein Gesicht wenig negerhaft, würdevoll, ernst und ruhig, sehr regelmäßig geformt, fast europäisch, aber ohne hervorstechende Eigenart. Sein Benehmen zeigt Selbstbewußtsein und eine gewisse vornehme Reserve. Natürlich hat auch King Bell seine Fehler. Namentlich ist sein Erwerbssinn für einen König allzusehr ausgebildet und oft genug vergißt er über dem Schacher jede andere Rücksicht. King Bell ist eben auch ein Neger, aber der beste von allen, verhältnißmäßig treu und ehrlich, so zu sagen ein Gentleman.
Ein scharfer Gegensatz zu King Bell ist King Akwa. King Akwa ist ein Schuft, aus Instinkt, Gewohnheit und Ueberzeugung, ein kurzer, gedrungener Dickwanst, der die gänzlich mangelnde Würde dadurch zu ersetzen sucht, daß er sich mit gespreizten Beinen hinstellt. Je mehr man mit ihm zu thun hat, desto mehr lernt man ihn verachten. Sein Gesicht ist einfach gemein und sagt weiter nichts als bornirte Gefräßigkeit. Spricht man mit ihm, so wechselt er zwischen Unverschämtheit und Unvernunft unsicher hin und her. Sein englisches Kauderwälsch versteht Niemand. Er liebt es, die Faktoreien zur Essenszeit zu besuchen, und setzt sich dann dreist mit zu Tisch.
Dieser Regentenspiegel aus Kamerun zeigt uns, daß es auch unter den schwarzen Fürstlichkeiten gute und schlechte Herrscher giebt. †