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Zwei neue Kartenwerke von Deutschland

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Textdaten
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Titel: Zwei neue Kartenwerke von Deutschland
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 16, S. 268
Herausgeber: Ernst Keil
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Erscheinungsdatum: 1872
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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[268] Zwei neue Kartenwerke von Deutschland. Geschichtskarten gehören zu den anziehendsten Lehrmitteln, das Staatenbild der Vergangenheit erleichtert außerordentlich das Verständniß der Geschichte. Am nächsten liegt uns allezeit unser deutsches Vaterland, aber insbesondere heute, wo es wieder bei einem Abschluß seiner Entwicklung angekommen ist, welcher Bestand verspricht; da sehen wir uns unwillkürlich nach den Zuständen der überwundenen Standpunkte um und in’s Besondere nach jenen Reichszeiten, wo das römisch-deutsche Kaiserthum, im Gegensatz zu dem reindeutschen der Gegenwart, die größte Vielgliederigkeit und Ohnmacht zugleich zeigte. Eine solche Parallel-Karte hat Dr. Karl Wolff in Berlin entworfen und gezeichnet und die Verlagshandlung von C. F. Lüderitz (Karl Habel) daselbst herausgegeben. Diese Karte stellt erstens das jetzige deutsche Reich in seiner Begrenzung und innerhalb desselben ebenso bestimmt begrenzt die Staaten dieses Reichs und zweitens diejenigen Nachbarstaaten und Theile derselben dar, welche zur römisch-deutschen Kaiserzeit in Beziehung zu jenem standen, also: Deutsch-Oesterreich, die Schweiz, Holland, Belgien und Nordost-Frankreich, alle ebenfalls mit Angabe ihrer gegenwärtigen Grenzen. Innerhalb dieser Karte von heute breitet sich in besonderer Begrenzung und Färbung der alte Reichsbestand an Ländern und Gebieten aus. Wir sehen genau, aus wie viel ehemaligen Einzelstaaten und Herrschaften zum Beispiel Baiern, Württemberg, Elsaß-Lothringen etc. zusammengesetzt, wir sehen aber auch, wie viel ehemaliges Reichsgebiet noch in fremder Hand ist. Wer früher nicht wußte, wo er die Titular-Herzogthümer der sächsischen Fürsten: „Jülich, Cleve und Berg, auch Engern und Westphalen, Grafschaft zur Mark und Ravensberg etc.“ suchen sollte, dem zeigt sie diese alte in der neuen Reichskarte alle. Auch die Ausstattung ist löblich.

Ein Wandblatt größten Formats ist die von Dr. H. Möhl entworfene und von Th. Fischer in Kassel herausgegebene „Oro-Hydrographische und Eisenbahn-Wandkarte von Deutschland“, zwölf Blatt in Farbendruck und im Maßstab 1:1,000,000. Diese Gewässer- und Gebirgskarte giebt durch Zeichnung und Farbe uns ein Bild Deutschlands und seiner Nachbarländer; von letzteren umfaßt sie Belgien, Holland und die Schweiz vollständig, Dänemark bis auf die Nordhälfte von Jütland, die Südspitze von Schweden, ganz Oberitalien bis über Ancona hinaus, Frankreich in dem Grade von Orleans vom mittelländischen Meere bis zum Pas de Calais, ganz Deutsch-Oesterreich und vom slavisch-ungarischen Osten den größten Theil des Weichsel- und Theiß-Gebietes. Tiefland und höhere Ebenen sind dunkel- und hellgrün, Hügel- und Hochland hell- und dunkelbraun gefärbt, Schnee- und Gletscherstriche stellen sich durch blauumrändeltes Weiß, Moor und Seen dunkelblau dar und zwischen dem Grün und Braun ziehen die schwarzen gezähnten Linien der Canäle und die rostrothen Stränge der Eisenbahnen sich hin. Diese Karte ist eine nützliche Wandzierde und gewiß für die wißbegierigen Kinderaugen in der Schule eine Lust.