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Zur Hebung der deutschen Interessen in Amerika

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Titel: Zur Hebung der deutschen Interessen in Amerika
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 27, S. 448
Herausgeber: Ernst Ziel
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Erscheinungsdatum: 1880
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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[448] Zur Hebung der deutschen Interessen in Amerika hat sich ein neuer Verein gegründet, auf dessen dankenswerthe Ziele wir nicht unterlassen wollen, ehrend hinzuweisen. In Folge eines Ausrufs, der vom bisherigen „Deutschen Hülfs-Comité für die Nothleidenden in Thüringen und Schlesien in Pittsburg“ (Pennsylvanien in Nordamerika) ausging, hat sich in der genannten Stadt eine Gesellschaft zur Unterstützung bedürftiger deutscher Einwanderer gebildet. Der Verein nennt sich „Deutsche Gesellschaft in Pittsburg“ und hat ein Local eröffnet, in welchem durch angestellte Beamte deutschen Einwanderern und deren Angehörigen unentgeltlich Rath und Auskunft ertheilt, Hülfsbedürftigen Unterstützung verabreicht und Arbeitsuchenden Arbeit nachgewiesen werden soll.

Im Hinblick auf die starke Einwanderung aus Deutschland und die traurige Wahrnehmung, daß viele deutsche Einwanderer gänzlich mittellos den amerikanischen Boden betreten oder bei ihrer Ankunft durch unglückliche Zufälle oder professionelle Schwindler und Diebe ihrer letzten Habe beraubt und der größten Noth preisgegeben werden, muß die Neugründung solcher Vereine in Amerika, deren es in New-York und anderen Städten bereits mehrere giebt, auf's Freudigste begrüßt werden, dies um so mehr, als weder die amtliche Armenpflege, noch die Polizeiverwaltung im Stande ist, solche Noth in allen Fällen zu lindern und durch die nöthige Auskunft den mit den Verhältnissen unbekannten Neueingewanderten den rechten Weg zur Erreichung eines Unterkommens zu zeigen.

Die kolossale Zufuhr neuer Kräfte kann nicht verfehlen, auf den amerikanischen Arbeitsmarkt eine lähmende Einwirkung zu üben. Der Neueingewanderte kennt die Verhältnisse nicht und muß für das arbeiten, was man ihm eben giebt, und – man giebt ihm natürlich wenig.

„Nun liegt es nicht in unserer Macht,“ heißt es in dem Pittsburger Bericht über diese neu gegründete Gesellschaft, „den Strom der Einwanderung zurückzuhalten. Das wollen wir auch nicht – im Gegentheil, der biedere Landsmann ist uns willkommen. Er hat nicht allein ebenso gut wie wir das Recht, sich in Amerika anzusiedeln, sondern seine Ankunft trägt sogar zum allgemeinen Wohlstand des Landes bei.

Aber das können wir thun, daß wir den Strom gewissermaßen reguliren und dahin leiten, wohin er gehört. Es liegt in unserer Macht, bis zu einem gewissen Grade zu verhüten, daß der hiesige Arbeitsmarkt überfüllt wird, indem Hunderte von kräftigen Männern, welche vielleicht gar keine Absicht hatten, sich hier niederzulassen, dennoch sitzen bleiben, einfach weil ihnen die Mittel zur Weiterreise fehlen. Mancher deutsche Bauernbursche würde viel lieber weiter gehen auf's Land, oder nach den Agriculturstaaten im Westen, wenn er nur könnte; statt dessen bleibt er hier und muß, vielleicht ganz gegen seinen Willen, in Eisenwerken, Kohlengruben u. dergl. Arbeit nehmen.“

Den in dem Pittsburger Bericht geschilderten Zuständen gegenüber leuchtet die große Nützlichkeit solcher Vereine zur Unterstützung von Auswanderern ein, und wir können einerseits nur der ferneren Bildung derselben kräftig das Wort reden, andererseits aber auch alle unsere Landsleute jenseits des Oceans und solche, welche sich dahin zu begeben gedenken, falls sie in die Lage kommen sollten, Hülfe zu bedürfen, an diese Institute echter Menschenliebe verweisen.