Zur Erinnerung
(1890.)
Das giebt ein ehrenreiches Jahr!
Du zwanzigster des Februar,
Wir werden dein gedenken
In hoher Lust, in Mannesstolz,
Uns in die Erde senken.
Nach langer Nacht ein glorreich Licht!
Ein unerbittlich Volksgericht
Trotz Singen und trotz Beten!
Der junge Riese kurz und glatt
Des Rückschritts Kopf zertreten.
Wie man bestürzt nach Hilfe rief!
Ein kalter, dumpfer Schauer lief
Die üpp’ge Saat von Lug und Trug –
Wie eis’ges Hagelwetter schlug
Des Volkes Zorn sie nieder.
Wohin des Siegers Auge schaut –
Und ringen stumm die Hände.
Ein Ahnen hat sie angeweht,
Daß es bergab mit Schrecken geht
Und daß ihr Reich zu Ende.
Sie dachten heimlich: „Michel gähnt –
Da heißt es rüstig schaffen;
Da heißt es für den wachen Mann,
So viel er irgend mag und kann,
Sie haben reinen Tisch gemacht,
Der Michel aber ist erwacht
Und sah ihr Thun verstohlen;
Dann rief er aus voll Zorn und Groll:
Euch der und jener holen!“
Er ist ein gar geduldig Lamm
Und von dem alten großen Stamm
Das sanfteste auf Erden;
Kann schließlich, wie Figura zeigt,
Recht ungemüthlich werden.
Der Lüge Schanzen stürmen sah
Da griff er freudig zum Gewehr,
Da zog in Reih’n und Rotten er
Zum Sturm gefaßt und heiter.
Und als die Schlacht vorüber war
Dem Tage reich an Thaten,
Da war zerschlagen das Kartell,
Da ging ein Jubelrufen hell
Durch Heer der Demokraten.
Die Ehre ungekürzt zu Theil,
Die Zeche zu bezahlen?
Dem stolzen Garde-Regiment,
Das nach dem Kanzler sich benennt,
Sie liegen allwärts dicht gesät,
Wohin auch unser Auge späht,
Besorgt und aufgehoben.
Wir aber wollen dieses Jahr,
Aus tiefster Seele loben.
Anmerkungen (Wikisource)
Ebenfalls abgedruckt in:
- Der Wahre Jacob 1890 Nr.95 (Seite 753)