Zukunftslied
[81] Uebermüth’ge Triumphirer,
Weh’ euch, wenn ihr’s noch nicht fühlt,
Wie der treffliche Minirer
Schon den Boden unterwühlt,
Kläffend unser Ohr zerreißt! –
Doch wir wissen, ihr seid Hunde,
Und ihr glaubt an keinen Geist.
Aber kommen wird ein Pfingsten
Und ein Festtag der Geringsten,
Der des Hochmuths Stamm entlaubt.
Der sich lange selbst vergessen,
Ist am Ziel der Unglücksbahn,
Kommt beim Menschen endlich an.
Fort mit eurer Ahnenbilder
Uebernächtigem Gesicht!
Geht und pflanzt in eure Schilder,
Nur ein Ritter ohne Tadel,
Nur ein Priester soll noch sein:
Für die ganze Welt den Adel!
Für die Menschheit Brot und Wein!
Des Gedankens Freiverkehr!
Keinen Teufel in der Hölle,
Keinen Gott im Himmel mehr!
Nieder mit dem Blutpokale,
Ein Kolumb zerbricht die Schaale,
Wenn er eine Welt beweist.
[82] Einmal noch uns aufzuraffen
Zu des Lebens Maienlust,
Aus der Menschheit wunder Brust!
Zwischen Jägern und Gehetzten
Sei entbrannt die wilde Schlacht,
Bis man Frieden auf dem letzten
Zittert, zittert’ blöde Toren,
Vor der Zukunft eh’rnem Tritt –
Ja, die Zeit ist neu geboren,
Ja, und ohne Kaiserschnitt;
Und wir jubeln gloria:
Alle Schulden sind vergeben,
Denn kein Gläubiger ist da.
Durch die Wolken seh ich’s tagen,
Mit dem Pegasus am Wagen
Muß es endlich vorwärts gehn.
Eine Phalanx laßt uns schlingen,
Die kein Henker brechen kann,
Nur: die Waffen und den Mann!
Ungestüm in tausend Gliedern,
Tausend Adern glüht der Streit,
Und ein Arsenal von Liedern
Denn wir wissen, die Erhörung
Wird kein Flehender empfahn:
Drum die Fahne der Empörung
Trag die Poesie voran!