Zueignung des Trauerspiels Romeo und Julia
Nimm dieß Gedicht, gewebt aus Lieb’ und Leiden,
Und drück’ es sanft an deine zarte Brust.
Was dich erschüttert, regt sich in uns beyden,
Was du nicht sagst, es ist mir doch bewußt.
Sie kannten ja des Daseyns höchste Lust.
Laß süß und bitter denn uns Thränen mischen,
Und mit dem Thau der Treuen Grab erfrischen.
Den Sterblichen ward nur ein flüchtig Leben:
Sie tappen, auch bey ihrem kühnsten Streben,
Im Dunkel hin, und kennen selbst sich kaum.
Das Schicksal mag sie drücken oder heben:
Wo findet ein unendlich Sehnen Raum?
Nur sie allein der Himmel Thor entsiegeln.
Und ach! sie selbst, die Königin der Seelen,
Wie oft erfährt sie des Geschickes Neid!
Manch liebend Paar zu trennen und zu quälen
Sie müssen schlau die Augenblicke stehlen,
Und wachsam lauschen in der Trunkenheit,
Und, wie auf wilder Well’ in Ungewittern,
Vor Todesangst und Götterwonne zittern.
Der Liebe Muth erschwillt, je mehr sie droht.
Sich innig fest an den Geliebten schmiegen,
Sonst kennt sie keine Zuflucht in der Noth.
Entschlossen sterben oder glücklich siegen,
Sie fühlt, vereint, noch frey sich in den Ketten,
Und schaudert nicht, bey Todten sich zu betten.
Ach! schlimmer drohn ihr lächelnde Gefahren,
Wenn sie des Zufalls Tücken überwand.
Hat aller Blüthen Blüthe mehr Bestand?
Die wie durch Zauber fest geschlungen waren,
Löst Glück und Ruh und Zeit mit leiser Hand,
Und, jedem fremden Widerstand entronnen,
Viel seliger, wenn seine schönste Habe
Das Herz mit sich ins Land der Schatten reißt,
Wenn dem Befreyer Tod, zur Opfergabe,
Der süße Kelch noch kaum gekostet fleußt.
Der schirmend ihren heil’gen Bund umschleußt.
Sie sterben: doch im letzten Athemzuge
Entschwingt die Liebe sich zu höherm Fluge.
Dieß mildert dir die gern erregte Trauer,
Wir fühlen beyd’ in freudig stillem Schauer;
Wir sagen es mit schnell begriffnem Blick:
Wie unsers Werths ist unsers Bundes Dauer,
Ein schön Geheimniß sichert unser Glück.
Wir werden stets der Liebe Jugend feyern.