Zu nützlich, um erschossen zu werden
[123] Zu nützlich, um erschossen zu werden. Auf den von den Nordamerikanern während des Bürgerkrieges errichteten 24150 Kilometer Feldtelegraphenlinien wurden 6 500 000 Militärtelegramme ausschließlich mit Klopfapparaten empfangen, und es liegen keine Klagen über Verstümmelnng der Depeschen oder über irgend ein Mißlingen vor, das den militärischen Unternehmungen durch unrichtig beförderte Depeschen bereitet worden wäre. Im Gegentheil sind genügend Berichte vorhanden, welche auf den Vorzug des Klopfsystems hindeuten, wenn sich derartige Apparate in den Händen ausgebildeter Telegraphisten befinden. Im nordamerikanischen Kriege haben Klopftelegraphisten wiederholt in Ermangelung irgend eines Apparats Telegramme mit der Zunge empfangen. Aus den vielen derartigen Fällen sei nur der folgende erwähnt: Telegrapheninspektor Fuller erhielt Befehl, in großer Eile eine Telegraphenlinie von Lebanon nach Columbia zu errichten, um daselbst mit der Division des Generals Boyle telegraphische Verbindung herzustellen. Nachdem Fuller Columbia mit der Telegraphenlinie erreicht hatte, stellte es sich heraus, daß der Stationsapparat abhanden gekommen war. General Boyle, der gerade wichtige Depeschen zu befördern hatte, gerieth über das Ausbleiben des Stationsapparates dermaßen in Zorn, daß er drohte, Fuller erschießen zu lassen. Dieser dagegen nahm ruhig die Telegramme des Generals entgegen, telegraphirte sie in Ermangelung eines Telegraphenschlüssels mittelst Berührung der Enden des durchschnittenen Drahtes und empfing alle Antworten korrekt durch Anlegen beider Enden ober- oder unterhalb der Zunge.
General Boyle, hierüber im höchsten Grade erstaunt und vielleicht auch beschämt, wandte sich an Fuller, indem er ihm auf die Schulter klopfte, mit den Worten: „Sie sind zu nützlich, schon jetzt erschossen zu werden!“ E. K.