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Zimmerpflanzen im November

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
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Autor: H. J.
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Titel: Zimmerpflanzen im November
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 48, S. 819
Herausgeber: Adolf Kröner
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1889
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[819] Zimmerpflanzen im November. Wenn es im Pflanzenleben einen Stillstand gäbe, so könnte man sagen, im November sei an den Pflanzen nichts zu thun. Aber dieser Fall kommt nie vor. Zunächst pflegt man das Vorhandene, gießt und sorgt für Reinhaltung der Blätter durch Abwaschungen, sorgt für Heizung und Auffrischung der Luft, Schutz gegen Gasgeruch und Licht u. a. m. Aber schon greift man in den nächsten Frühling hinüber, indem man Vorbereitungen für neuen Blüthenschmuck trifft. Zunächst nimmt man die im Garten tief eingegrabenen Blumenzwiebeltöpfe aus der Erde und bringt sie in den Keller. Dabei werden sogleich eine Anzahl frühester Tulpen, besonders Duc van Tholl, in das Zimmer gestellt, damit das Treiben beginne, ebenso einige Marseiller Tazetten, wenn man sie überhaupt treiben will, denn später sind diese wenig prächtigen Blumen neben der Pracht der Hyazinthen zu unscheinbar. Findet man unter den frühesten Hyazinthen einige mit weit vorgerückten Knospenhüllen, so setze man sie ebenfalls zum Treiben bereit; ist dies aber nicht der Fall, so warte man lieber noch einige Wochen, denn schwach getriebene Zwiebeln bleiben, werden sie jetzt schon warm gestellt, unfehlbar „sitzen“, wie die Gärtner sagen, das heißt: es zeigen sich zwischen den Blättern kümmerliche, nicht ausgebildete Blüthen, und der Stengel erhebt sich nicht, Die übrigen Zwiebeltöpfe gräbt man, wenn Gelegenheit dazu ist, so tief in den Sand des Kellerbodens, daß der Sand zwei Finger hoch über den Töpfen liegt, und feuchtet dann den ganzen Boden an. Ist kein Sandbeet vorhanden, so fülle man wenigstens Sand zwischen die Töpfe und halte denselben feucht. Zum gelegentlichen Warmstellen sucht man durch Abstreichen des Sandes diejenigen Hyazinthen heraus, welche am weitesten vorgeschritten sind, man findet solche auch oft zwischen den Rommelzwiebeln ohne Namen. Das Treiben findet in dem Wohnzimmer oder in einem anderen immer erwärmten Raume statt. Die Hyazinthen stellt man anfangs an einem dunklen Platz fern vom Ofen in Untersätze, welche stets mit erwärmtem Wasser gefüllt sind; die Tulpen aber sofort in das Blumenfenster. Durch das Umgeben mit lockerem Moos und Bedecken mit einem umgestülpten ausgewaschenen Blumentopfe erreicht man höhere Blüthenstengel, denn bei ganz unbedeckt stehenden Töpfen bleiben die ersten Pflanzen oft niedrig. Die Bedeckung läßt man, bis die Stengel hoch genug sind; sie blühen oft schon nach zwei Wochen. Die Hyazinthen stellt man nicht vor Mitte des Monats warm, entweder einzeln in Thonuntersätzen oder mehrere in ein größeres Gefäß. Hat man keinen andern Platz, als die Decke des Ofens, so müssen Mauersteine untergelegt werden. Ueber die Töpfe stellt man umgekehrte Blumentöpfe.

Besser ist folgende Einrichtung: man läßt einen dem Durchmesser der Ofendecke angemessenen Holzkasten anfertigen, so hoch, daß über den Töpfen noch genügend Raum bleibt. Der Boden des Kastens ist von Latten. Dann wird eine Lage Moos untergebreitet, auf welche die Töpfe zu stehen kommen. Zwischen die eingestellten Töpfe wird Moos gestopft, welches immer feucht gehalten wird. Dann deckt man wieder eine Schicht Moos darüber. Noch günstiger gestaltet sich das Treiben, wenn man diesen Holzkasten auf ein mit Wasser gefülltes Blechgefäß stellt, aus welchem immer Dunst aufsteigt. Hier bleiben die Töpfe stehen, bis die Blüthenstengel vier Finger hoch sind; dann bringt man sie an das Fenster, stülpt aber zur Vorsicht Papierhüllen darüber, bis sie die umgebende Luft vertragen. Will man viele Hyazinthen auf einmal treiben, so muß man mehrere solcher Kästen haben. Will man einige Hyazinthen bis Weihnachten oder Neujahr blühend haben, so muß man mit dem Treiben spätestens am 10. November beginnen, doch ist der Erfolg stets unsicher, denn viele Hyazinthen werden kümmerlich. Sicherer ist es, später anzufangen und langsamer zu treiben. Um Hyazinthen in Wassergläsern zu treiben, muß man die Zwiebeln schon im Oktober aufsetzen und bei mäßiger Wärme Wurzeln bilden lassen, dann erst im November warm stellen. Späteres Treiben hat bessere Erfolge.

Eine besondere Behandlung erfordern die Maiblumen. Diese verlangen und vertragen die höchste Wärme. Die im Oktober eingepflanzten Töpfe werden daher an den wärmsten Platz gestellt, ganz mit Moos eingehüllt und mit leeren Töpfen bedeckt. Von Zeit zu Zeit sieht man nach, ob die Blüthenstengel bald anstoßen, und ist dies der Fall, so stellt man sie hell, schützt sie aber einige Tage lang durch übergedeckte Gläser oder Hülsen von durchscheinendem Papier gegen die trockene Zimmerluft. Oft kommt es vor, daß manche Töpfe zu wenig Blüthenstengel haben und schlecht aussehen. In diesem Falle pflanzt man den Inhalt der lückenhaften Töpfe zusammen, was keine Störung verursacht. H. J.