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Zimmerische Chronik/Band 1/Kapitel 58

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aus: Zimmerische Chronik
Seite: Band 1. S. 383–394
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[383]

[A143b] Welchermaßen Oberndorf die statt, am Negker gelegen, sampt den vier dörfern vor Wald an die freiherrschaft Zimbern kommen.

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Die statt Oberndorf, am Negker gelegen, hat vor jaren

1

[384] etlich schädliche und verderpliche brunsten und feursnöte erlitten, nit allain als man gezelt nach Christi unsers lieben herrn gepurt ain tausendt vierhundert ains, und hernach anno ain tausent vierhundert und zehne, wie obgehört etc.,
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sonder auch, dieweil grave Eberhart von Würtenberg sollichs ingehabt. Under des regierung sind zwo brunsten alda gewest, nemlich die ain anno vierzehenhundert ainsundvierzige, auf sant Simon und Judas tag; dozumal seind vil heuser, sonderlichen umb sant Michels kirchen gegen dem Markt,
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verbrunnen; die ander aber in dreien jaren hernach, anno domini vierzehenhundert fünfundvierzige. An mitwoch nach dem hailigen pfingstag hat sich alda bei nechtlicher weil, namlich umb zehen urn, ain solche erschrockenliche prunst erhebt, das sant Michels kirch sambt dem glockenthurn,
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denen glocken und allen allen gotzzierden, dessgleichen die ganz stat, das nit mer dann neun heuser pliben, die dann beschwerlichen sein errett worden, jamerlichen verbrunnen. Aus solchen villfaltigen unfällen erwachsen, das Oberndorf dermaßen in ain abgang komen, das [A144a] solchs kainer
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stat, sonder vil mer aim ellenden verbrunnen dorf gleichnet. Es waren auch die burger und einwoner daselbst durch solchen beharrlichen unfaal so gar verarmet, das iren vil weiter nit zu bawen begert; merthails aber pawten ellende [193] hüttlin, doch nit on tägliche hilf und handtraichen
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grave Eberharts von Wirtenberg, ires herrn, der sie domals verpfendt het. Demnach aber grave Eberhart in solchem etwas unwilig, besorgt herr Wörnher, demnach bemelter grave Eberhart nit sondere achtung mer auf solch stettle, es möchte villicht aus seinem vergonnen leichtlichen in
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ander hände kommen. Damit nu sollichs fürkomen und er das zu seiner, auch seiner erben handen brächte, handlet er haimlichen bei herzog Sigmunden von Österrich, welcher anno ain tausendt vierhundert und sechzige im Decembri dozumal zu Vilingen am Schwarzwaldt war, so vil, das
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derselb ime aus besondern gnaden deren losungen zu Oberndorf und den vier dörfern Waltmessingen, Peffendorf, Bochingen und Altoberndorf, welche der apt von Hirsaw dozumal verpfent gehapt, vergunt und bewilligt; und als er solchs bei herzog Sigmunden zuwegen gepracht, hat er
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desshalben bei grave Eberharten von Würtenberg auch angehalten, und demnach er als landthofmaister zu Wirtenberg in besondrem ansehen, hat er in gepetten, ime der losung

1

[385] Oberndorf, seitmal das ain verbrunnen, ellend wesen und aim alten schafstall gleichne, zu gestatten. Das hat im grave Eberhart bewilliget, hieruf anno vierzehenhundert zwaiundsechzige ain secretari von Aurach aus geen Oberndorf
5
geschickt, [A144b] welcher bevelch gehabt, die von Oberndorf von gedachts von Wirtenberg wegen irer glipt und aide zu erlassen; darneben herr Wörnher seiner amptleut ainen vom adl, genannt Hannsen Pfuser von Nortstetten, auch mit geen Oberndorf geschickt, gewonliche glipt und huldigung
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an seiner stat zu empfahen. Sollichs alles ist beschehen vor aim geschwornen notario, genannt Johann von Entringen, in beisein Hannsen von Leinstetten, obervogts zu Herrenzimbern, und Jergen von Leinstetten, seines sons, Albrechts von Sünchingen, Hannsen Branthochs, Jacobs von Horn,
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Rüdigers von Magenbuchs, Conradten von Zülnharts und Hainrich Reußen, welche dann alle von herrn Wörnhern von Zimbern dahin, damit dise huldigung dester stattlicher zugienge, dieweil er selbst dabei nit sein kinden, verordnet worden.
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Umb dise zeit und darvor hat herr Wörnher die stat Dießenhoven, am Rhin gelegen, von herzog Sigmunden auch verpfendt gehabt; nu ist aber solche verpfendung bemelten herzogen, dessgleichen herrn Wörnhern etlicher ursachen halb, deren izmals nit meldung beschicht, ganz ungelegen
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gewest, derhalben herr Wörnher herzog Sigmunden solchs sampt derselben pfandtbrieven gegen empfahung des pfandtschillings frei widerumb zugestelt, dargegen herzog Sigmund herrn Wörnhern die pfandtbrief umb Oberndorf die stat und die obgenannten dörfer geben, mit dem anhang, das solliche
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stat und [A145a] dörfer, alleweil des stammens und namens der freiherren zu Zimbern, mannspersonen, eelichen geboren, in leben, nimermer möge abgelöst werden; doch das sollichs nach abgang des mannlichen stamens one alle losung widerumb soll an das haws Österreich fallen. Es ist aber herrn
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Wernhern dises erblich inhaben Oberndorf der stat und der obbemelten dörfer von herzog Sigmunden mit dem underschid [194] worden, das er, herr Wörnher, Wasnegk das burgstall, zwischen der stat Oberndorf und dem dorf Altoberndorf am Negker ganz lustig gelegen, in welchem dann
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die edlen herzogen von Tegk vor vil jaren ir hofhaltung gehabt, volgendts an edlleut, genannt die Mayer, die sich darnach bis zu irem abgang darvon die Mayer von Wasnegk

1

[386] geschriben und genempt, widerumb pawen solte. Wiewol nu herr Wörnher das willigclichen angenomen, ist im doch solchs hernach aus vill ursachen ganz beschwerlichen gewest, derhalben er solchs herzog Sigmunden wider bericht, mit
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anzaigen, das weger, so ain schloß auf den berg, gleich ob der statt, gepawt wurdt. Die mainung hat dem herzogen dermaßen gefallen, das er herrn Wörnhern des pawens zu Wasnegk erlassen, doch das er ain schloß geen Oberndorf laut seines berichts pawe, welches one zweifel hernach
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beschehen, wo nit die unainigkait zwischen ime, herrn Wörnhern, und seinem son eingefallen. Hernach ist diser paw ansteen beliben. [A145b] In wenig zit nachdem herr Wörnher die stat Oberndorf also, wie gehört, an sich gebracht, ist graf
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Eberhart von Wirtenberg geen Oberndorf komen, do hat in nit wenig gerewen, das er solchs von sich gelassen, und, wiewol er darüber etwas bewegt, hat er doch zu hern Wörnhern gesagt: »Wörnher, Wörnher, du hast mir vil von aim alten schafstal gesagt, ich befind aber, das solchs ain anderer
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schafstal, dann davon du mir gesagt, dann so ich deren vil in meinem lande, möcht ich mich deren nit wenig getrösten.« Doch hat er die sach hiemit müeßen gericht lassen sein. Umb dise zeit und darvor hat grave Ulrich von Würtenberg die castenvogtei und jus patronatus der
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pfarrkirchen zu Oberndorf aigenthumblichen ingehabt; der hat hern Wernhern solch castenvogti frei ledigclichen geschenkt und zugestelt; ist beschehen zu Tunningen anno domini aintausent vierhundert vierundsechzige. Wiewol aber herr Wörnher die losung zu den obbemelten vier dörfern gleich
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so wol als zu Oberndorf der stat gehabt, nochdann ist er desshalben mit dem apt von Hirsaw, als der dieselben domaln bei handen, in zenken gestanden. Demnach aber bei unsern zeiten mermals spenn und irthumb daher entsprungen, das die iezbemelten vier dörfer vermaint, sie haben iederzeit
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zu der stat Oberndorf gehört, seien auch allweg under ains herrn regiment gewest, daraus dann kunftigclich ervolgen, das die dörfer zugleich wie die stat sich etlicher vermainten freihaiten, der oberkait zu schmelerung und abbruch, anzumaßen und dero sich zu behelfen [Al46a] begern mögten,
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hierumb will die notturft erfordern, die sachen, wie die mer dann vor hundert jaren here beschaffen und noch mit brieflichen urkunden darzuthun und zu erweisen, mit kürze zu

1

[387] eröffnen. Und ist nit weniger, Oberndorf die stat sampt Altoberndorf und Bochingen, auch andern dörfer mere, so vor vil jarn verkauft und in manige hand verendert worden, haben vor zeiten den herzogen von Tegk zugehört, die dann
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ainstails zu Oberndorf in der statt, mertails aber auf Wasnegk, so dozumal noch in pewlichem wesen, dessgleichen auch auf Schiltach dem schloß, welches sie sampt der stat ain gute zeit besessen, ir hofhaltung gehabt, und ist [195] namlich herzog Herman von Tegk zu Wasnegk seßhaft
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gewest. Diser hat auch den von Oberndorf etlich freihait, wie sie dann dero noch diser zeit sich gebrauchen, seinen nachkomnen und inhabern diser stat höchlichen hiemit präjudicirende, gegeben; ist beschehen anno domini ain tausendt dreihunderte. Seine söne, herzog Ludwig und herzog
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Lutzman, gebrüeder, haben denen von Oberndorf bemelte freihaiten besteetigt anno ain tausendt drewhundert sechzehene, dergleichen hernach anno domini ain tausendt dreihundert zwaiundvierzige herzog Herman von Tegk und herr zu Schiltach, auch hernach über zwainzig jar[1], anno ain tausendt
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dreihundert dreiundsechzige, herzog Friderich von Tegk. Diser herzog Friderrich hat Oberndorf die stat sampt Bochingen und Altoberndorf, baide dörfer, auch andere güeter mer grave Ruodolfen von Hohenberg verkauft umb die jar ungevärlichen nach Christi gepurt gezelt ain tausendt
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dreihundert [A146b] sibenzige. Nu hat aber grave Rudolf von Hohenberg und seine vorfarn, lange zeit ehe und zuvor diser kauf beschehen, Waltmessingen und Beffendorf ingehabt und, das man wisse, kain herzog von Tegk den gerichtzwang solcher dörfer aigenthumblichen nit besessen. Daraus
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wol abzunemen, das dise dörfer zu der stat nie gehört und noch nit, unangesehen das das aigenthumb der stat und dörfer iezund vil jar dem haws Österreich zugehört. So hat auch der weniger thail zu Bochingen denen herzogen von Tegk zugehört, dann ainest die alten herzogen, umb
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die jar Christi ain tausent ain hunderte ungevärlich, als herzog Friderrich seiner blinden tochter zu lieb und zu gefallen das closter zu Oberndorf, im thaal gelegen, gestift und gebawen, den merer thail der renten und gülten sollichem closter geben haben, das überig alda hat den edelleuten von

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[388] Bochingen (dann anno ain tausendt drewhundert sibenundneunzige ist Hainrich von Bochingen, als man achtet, der letst sins staman und namens daselbst seßhaft gewest) zugehört; nach deren absterben sein ire güeter an etlich
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gotzheuser komen. Hieraus wol abzuenemen, ob gleichwol die herzogen von Tegk, so Oberndorf ingehabt, den gerichtzwang[2] zu Bochingen gehabt, das sie doch weiters nichts von gülten alda eigents[3] gehabt. Nu hat grave Rudolf von Hohenberg in wenig jaren hernach, nemlich anno ain tausendt
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vierhundert fünfundsibenzige[4], nicht allain was er von herzog Friderichen von Tegk und andern erkauft, sonder auch sein gepürenden [Al47a] tail an der herrschaft Hohenberg und mertails, was er sonst an ligenden güetern gehabt, alles samptlich herzog Leopolden von Österreich verkauft, anno
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domini ain tausendt dreihundert fünfundachtzige[5]. Noch desselbigen jars hat herzog Leopolt Oberndorf die stat marggraf Bernharten von Baden verpfendt, die vier dörfer aber sein bei der herrschaft Hohenberg beliben bei siben jarn, bis anno ain tausendt dreihundert zwaiundneunzige,
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hat bemelter herzog Leopolt graf Rudolfen von Sulz, kaiserlichen hoferichter zu Rotweil, dieselben sampt dem weier zu Waltmessingen und der millinen zu Nusplingen umb sechshundert reinisch guldin verpfendet, und haben die graven von Sulz dise pfandtschaft fünfzig drei jar ungevärlichen
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ingehabt, bis anno ain tausendt vierhundert fünfundvierzige, in welchem grave Hanns von Sulz bemelte pfandtschaft apt Pettern von Alperspach mit bewilligung herzog Albrechts von Österrichs umb obbemelten pfandtschilling zugestelt hat. Über etliche jar hernach, nemlich [196] anno domini
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ain tausent vierhundert vierundfünfzige, ist dise pfandtschaft der vier dörfer dem haws Österrich one alle losung wider haimgefallen. Nit waist man grundtlichen, aus was ursach das beschehen, doch ist zu vermuten, die anzal jar der verpfendung hab sich erloffen. Dozumal hat herzog Albrecht
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von Österreich seinem landtphleger N. solche dörfer widerumb zu verpfenden bevelch geben, hierauf apt Wolf von Hirsaw bei herzog Albrechten derhalben angehalten und

1

[389] erlangt, [A147b] das im dieselben sampt dem weier umb drei tausent sibenhundert und achtzehen guldin in gold verpfendt sein worden; ist beschehen zu Rottenburg am Negker anno domini ain tausend vierhundert fünfundfünfzige.
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Dergestalt sein die vier dörfer sampt dem weier von anfang als solche kaufsweis an das haws Österreich komen, von ainem pfandtherrn zu dem andern bis auf den apt von Hirsaw erwachsen, und hat auch diser und andere nachvolgend äpt zue Hirsaw dise pfandtschaften herzog Albrechts lebenlang
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one eintreg behalten. Aus solchem allem darzuthun, das, ehe und zuvor dann herr Wörnher von Zimbern die stat Oberndorf sampt den vier dörfern von herzog Sigmunden verpfendt, solch statt und dörfer in etlich hundert jaren under ains herrn regiment nie gewesen; dann in mittler wil
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als das aigenthumb solcher vier dörfer bim haus Österreich gewest, die, wie obgehört, die graven von Sulz, die äpte von Alperspach und Hirsaw mer dann sibenzig jar pfandtsweis ingehapt, haben die statt Oberndorf allain marggraf Bernhart von Baden fünf jar, herr Burkhart von Mannsperg,
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hauptman der herrschaft Hohenberg, dreizehen jar, herr Johanns freiherr von Zimbern vier jar, grave Eberhart von Würtenberg der junger vierzig vier jar besessen, wie dann solichs alles hievor zum thail auch angezaigt worden. Daraus grundtlichen zu erweisen, das vilbemelte statt und dörfer
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vor vil jaren von ainandern abgesondert gewest und die dörfer zu der [A148a] stat nit gehört, derselbigen verwandt oder zugethon, vil weniger sich ainicher freihait der stat, auch ainicher zuflucht, schurmbs oder behelfs desshalben getrösten mögen etc.
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[1191] Von den alten herzogen von Teck (die man sagt, sie haben vor dem christlichen glauben die herzogen von Weck gehaißen von wegen ires wappens; andre pringen den namen von den Tectosagis) findt man vil geschriben. Solch geschlecht hat nach und nach etliche namhafte leut
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geben. Es ist oft außgestorben, bei etlich hundert jharen ist es zum [6], letzsten mal mit aim grafen von Hapspurg ersetzt worden, der hat den schilt mit den wecken angenomen, aber ain gewecketen brackenkopf, so doch die vorigen herzogen ein geweckete schwanenbrust gefiert, uf dem helm.
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Die linia diser herzogen, so Wasneck und Oberndorf inge-

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[390] habt, ist bei . . . . jharen abgestorben und solche landtschaft an das haus Österreich kommen. Es ist derselbigen ainer ain pfarrher zu Oberndorf gewesen; von ime sagt man, als er uf ain hochzeitlichs vest mit seinem weltlichen brueder
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hat sollen zu Oberndorf ufs rath geen, ain abentzech ze thuen, wie dann die alten ganz schlecht gewesen, do hat sich der gaistlich dessen verwidert, mit anzaig, sein pfarr meg so vil jhars nit ertragen, das er vil zechen oder überfluß treiben künde. Dieweil aber nun solche reden bei dem
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pfarrhof allernechst beschehen, hat der weltlich herzog seinem brueder und desselben nachkomen an der pfarr alle die hofstat oder herrenzins geschenkt uf denen heusern, die im pfarrhof megen gesehen werden, daher dieselbigen zins der pfarr noch heutigs tags zusteen. Diser herzog[7] . . . . hat
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merthails uf Wasneck gewonet, sein gemahel ist gewesen ain grefin von Froburg ußer der Aidgnosschaft. Derselbigen ist von jugent uf geweissaget worden, sie müeß von dem wetter erschlagen werden, darvor sie nit werdt sein künden. Nun hat sie vil raths darüber gehapt, wie sie im thuen sölle;
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doch letzstlich hat sie ain farender schueler ain gewissen segen darfür gelernt, [1192] mit der gewissen vertröstung, waverr sie zu anfangs ains ieden wetters oder das sich das gewülk zu aim wetter zusamen ziehe, solchen segen sprechen, werde sie sicher sein. Sie hat dem vahrenden schueler
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gevolget und allwegen, so sich das gewülk zusamen hat gezogen oder anfahen brummen im luft, so hat sie den segen gesprochen und damit hat sie ir fatum, wie glaublich, etlich jhar ufgezogen. Es sein auch ire junkfrawen und dienernen also abgericht gewest, so baldt sie was am himel oder dem
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luft ungewonlichs gesehen, haben sie ir das unverzug eröffnet. Uf ain zeit ist ain junkfraw umb mitentag zu ir kommen, die hat ir von aim kleinen wölklin, das am himel seie, anzaig gethon, darauf sie den nechsten ans fenster gangen; aber sie hat das klein welkle veracht und den segen nit
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gesprochen. Unversehenlich hat das wetter zugenomen, zu ir ins schloß geschlagen, das sie noch am fenster von dem dunst ist erstickt. Sie und der herzog, ir gemahl, ligen beide im closter zu Oberndorf in ainem schönen, erhepten

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[391] sarch begraben. Er soll der letst herzog dieses geschlecht gewest sein. Es war einest ein alter baursman in der herschaft Oberndorf, der sprach, dieser herzog were also edel gewest, das man ine nach seinem absterben von Wasneck
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herab het müßen zur begrepnus tragen. Das kont ime meniglicher wol glauben[8][9]. * Als nu herr Wörnher Oberndorf die stat, wie gehört, eingenomen, hat er die losung der vilbemelten vier dörfer apt Bernharten von Hirsaw zu wissen thon, welcher dero
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ganz übel zufriden gewest; hat die etliche zeit nie zulassen wellen, derhalben herr Wörnher, als ain vernunftiger, weiser herr, solchs mit kaim gwalt, demnach er dann der sach wol gesessen und die dörfer einzuenemen vermugt het etc., ausrichten, sonder hat die mit listen und pessern fuogen
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bekommen wellen und hierumb ain sollichen schick an die handt genomen. Es hat der apt zu Hirsaw gemainclich alle jar sein großkeller, den prior und etlich ander bauchvetter von Hirsaw geen Waltmessingen geschickt, die haben daselbst die jerlichen rechnungen von den amptleuten der
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vieren dörfer angehört; volgendts seind sie von aim dorf zum andern solatzen gefaren; sonderlichen aber wann die zeit gewest, den weier zu Waltmessingen zu fischen, so sein dise mestschwein auch komen, die dann sampt irer gesellschaft bei dem fischen gewest, und haben [197] alda ain
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unnutzlichen, schandtlichen bracht getriben. Sollichs epicurischen und ungaistlichen wesens hat herr Wörnher wargenomen, der dann hierab, als ain ernsthafter, gotzferchtiger her, sonders misfallen trug. Nu war er in besonderer freundtschaft und guter nachparschaft mit Hannsen von Rechberg
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zum Schramberg, welcher vil jar mit denen reichsstetten gekriegt, auch ander seltzam handlungen geüept hett. [A148b] Mit dem handlet herr Wörnher, und ward die prattik gemacht, das Hanns von Rechberg sich in spenn und zenk wo möglich mit disen münichen einlassen und denen auf
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nechsten vischen zu Waltmessingen ain gute cassata zurichten solte. Hierauf, als Aichhalden das dorf bemeltem Hannsen von Rechberg zugehörte und aber solchs an Waltmessingen mit trib und trat stost, fieng er täglichs an, wo er nu ainigen fug möchte gehaben, mit den münchen zu zanken und
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inen allen widerdrieß und misfallen zu beweisen. Nu warn

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[392] aber die münch hochstreus und wolten von solcher spenn wegen iren burgerlust, namlich das vischen zu Waltmessingen, nit underlassen, sonder sie hetten sich gerüst, demnach sie wusten, das herr Wörnher die losung zu solchen weiern und
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den vier dörfern beim haws Österreich ausbracht, ime zu trutz vill hoffart und übermuots zu treiben. Sie hetten ire metzlin bei sich in schifflin; mit denen fuoren die unnutzen leüt auf den weier, und must man nach allem irem gefallen, wie sie das wol ankome, den weier vischen. Sollichs alles
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het Hanns von Rechberg durch seine kuntschafter erfarn, derhalben schickt er sich, so haimlich als er immer möcht, zu der sach, bewarb sich umb etlich pferdt, name auch etlich zu fueß mit sich, in ansehung das er besorgt, die paurn zu Waltmessingen und in andern dörfern, denen münchen
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zugehörig, möchten villeicht sturmb über in schlahen oder in anderweg der münch sich annemen und hilf beweisen, dardurch dann sein fürnemen abgestelt oder verhindert hete mögen werden. Mit solchem gesind zu ross und zu fuß kam er so haimlich, das sein niemants [A149a] gewar, durch
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die wälde, die dozumal groß waren, zum weier; daselbst fand er die gaistlichen vätter inmaßen und gestalt, wie dann hieoben angezaigt. Die überfiel er ganz unversehenlichen, dann die fuosknecht kamen in weier, kerten die schifflin umb, darin die münch sampt irem frawenzimmer im saus
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saßen, warfen dieselben mit den köpfen, doch zuvor mit guten straichen wol erpert, in weier; aber Hanns von Rechberg umbhielt mit seinen pferden den weier, damit kain münch entrinnen mögte; und als sie die irs gefallens genug geschlagen, dessgleichen im mos und allem unflat dermaßen
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umbzogen und geschleppt, das sie anders nicht, dann als ob sie aus der helle komen, beschaffen, zog bemelter Hanns von Rechberg mit seinen reutern und fusknechten wider darvon dem Schramberg zu, ließ die haillosen vetter sampt irer geselschaft, also übel tractiert, im kat und wuost ligen.
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Die warden volgends von [198] den paurn mit mühe wider heraus bracht. Als sie nu sahen, das inen der luft vor Wald nit wol bekomen, wolten sie lenger alda nit verharren oder dergleichen erwarten, sonder ließen sich gleich des andern tags, also schwach und übel zerquetscht, auf die
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wegen laden und furen mit großer eil wider geen Hirsaw. Daselbst clagt der großkeller dem apt jamer und not, wes er und seine mitbrüeder sich erlitten, welches auch an inen

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[393] wol schein was. In somma, sie forchten inen so übel, das iren kainer im closter mer dahin wolte, dardurch apt Bernhart bewegt, ließ bei herrn Wörnhern umb ain güetliche underhandlung, die losung des weiers und der [A149b] vieren
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dörfer betreffen, ansuchen. Sollichs ward von herr Wernhern nit abgeschlagen. Also durch underhandlung brueder Conradts, priors zum Gutlenstain, bei Urach gelegen, herr Hannsen truchses von Stetten, ritters, vogts zu der Newenburge, und Conradt Harderers von Gertringen, von baiden
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thailn erpettne obman und zusätz, ward die sach dergestalt vertragen, das herr Wörnher die losung der dörfer und des weiers, laut seiner pfandtbrief, umb dreitausendt guldin gold widerfaren solte. Diser vertrag ist zu Urach freitags nechst nach dem hailigen auffarttag im jar nach Christi unsers
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lieben herrn gepurt gezelt ain tausendt vierhundert dreiundsechzige abgeredt und aufgericht worden. Gleich hernach hat herr Wörnher die dörfer mit gutem willen bemelts apts, der dann ain gesandte pottschaft zun underthannen, sie irer glipt und aide, damit sie ime und dem gotzhaws Hirsaw
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verwandt gewest, von seinetwegen zu erlassen, abgefertiget, eingenommen und huldigen lassen etc., und dergestalt ist Oberndorf die statt sambt den vier zugehörigen dörfern und dem weir der freiherrschaft Zimbern eingelipt worden. * [1534] Disen weir zu Mesingen hat vor dem apt von
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Hirsaw ein edelman ingehapt und nemlich ain Pfauser von Nortstetten, genannnt Hainrich, und het in herzog Lupoldt von Österreich umb die jar nach Cristi gepurt 1406 disem Pfauser und seiner hausfrawen Margrethen, war Hannsen von Wildenfels dochter, irer baider lebenlang zu nutzen
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verschriben; ist beschehen in obernempten jar zu Schaffhausen. Er het dem herzogen ain tusendt guldin in gold daruf gelichen; iedoch sollt der weir nach iren absterben one alle entgeltnus oder losung wider ledig sein. Hernach erst do ist der weir an die münch von Hirsaw kommen, die dörften
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einest kain flaisch essen. * * [1534] Ich find, das grave Rudolf von Hohenberg die vier dörfern, zu Oberndorf geherig, auch ingehapt, und, als er gestorben, do haben die würtenbergische amptleut einandern gemanet, die dörfer unverzogenlich anzunemen. Wie
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aber graf Rudolf zu solchen dörfern kommen, acht ich daher erwachsen, das herzog Lupold von Österreich (dises grafen gemahel war ain geporne grefin von Dockenburg und

1

[394] hieß Ita[10]) zehen tausendt guldin schuldig war, und mag umb solche somma verpfendt sein worden. Nach graf Rudolfs absterben do hat die wittib genommen grave Hainrichen von [Werdenberg[11]], und dieweil aber Würtenberg die vier
5
dörfer hat einzogen, hat herzog Lupold fraw Iten und irem herr, grave Hainrichen, die herrschaft Haigerloch darfür eingesetzt; ist beschehen umb die jar 14 . .[12] . *



  1. jar] ende des jahres 1374; s. Schmid, Zollern-Hohenberg I, 266 und II, nr. 626.
  2. gerichtzwang] hs. gerichtzwantz.
  3. eigents] hs. eingents.
  4. ain tausendt etc.] diese jahrzahl ist unrichtig und auch mit der folgenden zahl im widerspruch; es muß ain tausendt dreihundert heißen; s. z. 15.
  5. ain tausendt etc.] unrichtig, geschach am 26 October 1381; s. Schmid, Zollern-Hohenberg II, nr. 672, und Stälin, Wirtembergische Geschichte III, 297.
  6. hs. ist es und zum.
  7. Diser herzog] er hieß Lutzmann, seine gemahlin war Elisabeth gräfin von Froburg; s. Stälin a. a. o. III, 697.
  8. Diser herzog] bis glauben [391, 6] ist abgedruckt durch Uhland in Pfeiffers Germania IV, 96, und bei Birlinger, Aus Schwaben I, 10.
  9. Er soll] bis glauben [z. 6] von anderer hand geschrieben.
  10. Ita] s. Schmid, Zollern-Hohenberg I, 280 ff.
  11. Werdenberg] ergänzt, s. Schmid a.a.o. II, nr. 769.
  12. 14 . .] vgl. Schmid, a.a.o. I, 279.