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Zedler:X. Y. Z. der Jüngere

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Grosses vollständiges Universal-Lexicon Aller Wissenschafften und Künste
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Y, y

Band: 60 (1749), Spalte: 806–810. (Scan)

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X. Y. Z. der Jüngere, ein unter diesen drey Buchstaben verdeckter satyrischer Autor und vermeynter Vertheidiger der Wolffischen Philosophie. Man findet von ihm und dessen Schrifft in den Gelehrten Neuigkeiten Schlesiens 1740 p. 318 u. ff. folgendes: "Vielleicht heisset es allda, [807] gehöret das wohl auch mit unter die gewissesten Würckungen, die man von derjenigen Ruthe zu gewarten hat, welche den unbescheidenen Widersachern der Wolffischen Philosophie in den wenigen Blättern gegeben wird, die wir hier anführen wollen. Wir wissen zwar nicht, ob wir dieselben gewiß einer Schlesischen Feder zu dancken haben. Indeß ist genung, daß sich der Verfasser selbst in der Vorrede vor einen Schlesier ausgiebet. Wir halten uns dahero nicht gantz ohne Recht dieselbe anzuführen: Gesetzt auch, wir hätten endlich keinen andern Grund darzu, als ein verstelltes Vorgeben des Verfassers. Es besteht diese Arbeit nur aus 41/2 Bogen. Und doch werden uns zwey wichtige Stücke darinnen mitgetheilet. I) Horatii, als eines wohlerfahrnen Schiffers treumeynender Zuruff an alle Wolffianer, entworffen von X. Y. Z. dem Jüngern. II) Sendschreiben eines Anonymi aus Anspach an einen Fränckischen Cavalier, darinne berichtet wird, was sich unlängst mit Herren X. Y. Z. dem Jüngern zugetragen, als derselbe wegen der Lehre vor der besten Welt zur Verantwortung gezogen worden. Gedruckt im Jahr 1740 in 8. Der Verfasser bittet, man solte ihn nicht etwa mit seinem Bruder dem Aeltern X. Y. Z. vermengen, der wider den fürtrefflichen Herrn Prof. Philippi, und andere Helden der gelehrten Welt von solcher Art, mehr denn einen Kampff gehalten, und die Wichtigkeit seiner Feldzüge durch die Wichtigkeit seiner Feinde erwiesen hat. Er sey, schreibt er, eine gantz andere Person, ob schon mit jenem eines Naturells. Jener habe seines Wissens nicht einen gradum Academicum angenommen; Er aber sey bereits vor etlichen Jahren, als ein Meister der freyen Künste in Nieder-Schlesien, nunmehro aber seit eine halben Jahre als Prediger in N. in dem gantzen Anspachischen Lande bekannt. Eines so weit bekannten Mannes Schrifften verdienen ja allerdings Aufmercksamkeit. Und der niedliche Nahme allein, X. Y. Z. der Jüngere, macht seine Schrifft schon werth, daß wir sie unsern Lesern bekannt machen. Ja, damit wir ihnen desto mehr Lust machen mögen, sie zu lesen, so müssen wir nun ihren Inhalt melden. Das erste Stück ist in Form einer Predigt abgefasset. Der junge Herr X. Y. Z. hat alle äusserliche Umstände derselben aufs genaueste beybehalten. Er hat derselben ihre Vota beym Antritt und nach der Proposition, ihre Exordia, ihre Proposition cum partitione rhytmica gegeben, alles aufs schönste und sinnreichste abgefasset, so daß es recht klingt und klapt, wenn man es liesset. Denn wem solten nicht die Ohren gekützelt werden, wenn er diesen herrlichen Vortrag lieset: Und dieser erschrecklichen mit Thränen nie genung zu beweinenden Unachtsamkeit, (verstehe sich auf dem Schiffe der Wolffischen Philosophie auf das ungestüme Meer der Vernunfft zu wagen) weiter nachzudencken, wollen wir nach Anleitung unseres Textes in möglichster Kürtze und Einfalt erwägen: Eines erfahrnen Schiffers wohlmeynender [808] Zuruff an einen auf dem Meer der gesunden Vernunfft schiffenden Wolfianer: Wir sehen dabey I) das bemahlte Boot; zum II) den Schiffer, dem er droht, und III) die zu besorgende Noth. Das muß nach aller Geständniß schöne seyn. Jedoch wir hätten bald über der Lust an diesen treflichen Einfällen den Text vergessen. Herr X. Y. Z. meldet denselben unter folgenden Vortrage: Die Worte, welche wir zu unserer Betrachtung ausgesetzt haben, stehen geschrieben bey dem Horatz im ersten Buche seiner Oden, und daselbst in der 15 Ode, im 14. 15. 16 Vers, und lauten nach der Uebersetzung des seligen Weidners in unserer Mutter-Sprache, wie folget, also: Kein Schiffmann, trat auf ein bemahltes Boot; Ist dirs ein Ernst dem Unglück zu entflieben; so fleuch das Meer, den Ursprung aller Noth. Und so viel sind der Worte dieses Textes, hätte der sinnreiche Verfasser sein Werck vollkommen zu machen billig noch hinzusetzen sollen. Wir müssen aber das andere Stücke dieser Blätter nicht vergessen. In demselben wird ein Traum erzehlet. Herr M. X. Y. Z. hat denselben statt des Einganges auf der Cantzel erzehlet, als er sich wegen der Lehre der besten Welt irgends wo vertheidigen solte. Es kommet kürtzlich darauf an, (wir dingen uns hiebey aus, daß uns niemand die unanständigen Erdichtungen zurechne, die daselbst vorkommen,) X. Y. Z. wied im Traume vor das jüngste Gerichte gefordert. Calov, Schertzer, Fecht und Wernsdorff sind vor GOtt niedergesetzte Richter, ihn wegen der Wolffischen Irrthümer von der besten Welt zu verhören. Calov redet ihn an: Komm Herr X. Y. Z. der Herrscher aller Welt hat uns befohlen, dich wegen der Lehre zu befragen: (wie gut wäre es, wenn der Satyricus hier nicht erst den Herrscher aller Welt in seine Possen gezozen hätte,) X. Y. Z. berufft sich wegen seiner Lehre von der besten Welt, auf Buddeum, Buddeus auf Dorschäum, der auf den Joh. Gerhard, dieser auf Lutherum, Lutherus auf Boerhiunm und Augustinum, dieser auf den den Syrach, Syrach auf Mosen, Moses auf seine Offenbahrung auf dem Berge Sinai. Die Richter sehen nun wohl, woher der gantze Zanck über diese Streit-Frage kommen sey, nemlich von Halle. Darum muß endlich auch der berühmte Francke her, und er soll geben und die Quelle davon in seinem angelegten Waysen-Hause verstopffen. Wobey viel bittere Reden und unanständige Dinge vorkommen, bey denen der Verfasser wohl hätte bescheidener und behutsamer dichten mögen. Wenigstens scheinen dergleichen Vertheidigungs-Schrifften nicht auf die schönen Regeln gebaut zu seyn, die Herr Wolf in seiner lateinischen Logick, in den nachdencklichen Capiteln de modo alias refuntandi, de mudo sese defendendi hie und da wiedergegeben hat. Man kan dem Verfasser, den von ihm vielleicht gesuchten Ruhm eines spitzigen Kopffes nicht absprechen. Seine Einfälle sind so stachlicht und bitter, als man sie verlangen könnte. Aber das wird auch ein jeder an diesen Blättern [809] mercken, daß sie nach einer gewissen Privat-Rache schmecken, die allezeit die unanständigste Eigenschafft eines Weltweisen ist. Dem sey endlich aber wie ihm wolle; so kan man doch nicht sehen, was den Verfasser dieser Stachel-Schrifft bewogen, die Ausbrüche seiner Galle in der Gestalt einer Predigt, die er noch dazu nach der gewöhnlichen Methode nennet, von sich zu geben. Will er etwann dadurch denen Geistlichen überhaupt einen heimtückischen Streich versetzen und sie allein als die unvernünfftigsten Feinde der Wolffischen Philosophie ausschreyen? Allein solte es dem Verfasser wohl unbekannt seyn, daß in und ausser unserm Lande so viele grosse und gründliche Theologi zu finden, die ja in der Wolfischen Philosophie keine Fremdlinge sind, und den Werth und Unwerth der darüber erregten Streitigkeiten gar wohl einsehen? Oder kan man denn mit Wahrheit sagen, daß die Wolfische Philosophie sonst keine Feinde, als nur unter den Geistlichen habe? Wolte man sagen, der Verfasser habe sich nur an einigen schlechten Predigern reiben wollen, die mit vollem Halse wider diese Philosophie schreyen, und doch keine andere als solche Gründe vorbringen der sich Herr X. Y. Z. in seiner Predigt bedienet; So lohnt einem so grossen Philosophen, als der Verfasser mag seyn wollen, wohl sehr die Mühe, sich mit Leuten herum zu schlagen, die so aussähen, als er sie etwann characterisiren will. <ztt>Aqvila non captat muscas. Und man müste, wenn das letzte wäre, von dem gantzen Wercke des Verfassers sagen, er habe in diesem Kampffe eben das gethan, was Don Quichote in seinem Feldzuge gegen der Wind-Mühle that. Wenigstens sehen wir nicht, daß seine Vertheitigungs-Schrifft der Wolffischen Philosophie eine grosse Ehre bringe. Im übrigen überlassen wir es vernünfftigen und Christlichen Lehrern, was sie von dem Einfall des Verfassers, seiner Schrifft, die Gestalt einer Predigt zu geben, dencken wollen. Wir machen uns kein Bedenken zu sagen, daß wir diesen Anschlag vor eine schr übel gewagte und unbillige Erfindung ansehen, daß sie hier auch nur ihrer schlechtesten Gestalt nach auf den Schau-Platz des lächerlichen treten müssen. Sind sie doch vorhin bey vielen gering geachtet genung, wenn sie auch gleich nach einer gantz andern Methode gemacht sind, als sie Herr X. Y. Z. vorgestellet hat. Und man hat ja in diesem Absehen gar nicht nöthig, das Modell zur Verkleidung einer lustigen Person von der Einrichtung einer Predigt, gesetzt auch einer sehr schlechten Predigt, zu nehmen. Wie aber, wenn uns einer sagte, diese Schrifft sey von einem hefftigen, aber lustigen Feinde der Wolfischen Philosophie ausgeheckt [810] worden. Es sey gar nicht die Haupt-Absicht gewesen, die elenden Widerlegungen der Antiwolfianer lächerlich, sondern diese Philosophie und ihre Anhänger recht verhaßt zu machen. Deswegen habe man sich dieser beissenden Erfindung bedienet. Denn eben deswegen, weil der Wolfischen Philosophie ohnediß immer eine geheime Feindseligkeit gegen die Theologie obwohl gantz unbillich, von ihren Widersachern aufgebürdet werde; so habe ihr der Verfasser keinen heimtückischern Streich zu versetzen gewust, als wenn er seiner Schrifft die Gestalt einer Predigt gäbe, um dadurch die Feinde dieser Weltweisheit destomehr wider eine Parthey aufzubringen, deren Anhänger, wenn sie nur ihr Müthlein an den Gegnern der Wolfischen Philosophie recht kühlen könnten, auch so gar solcher Sachen nicht schonten, gegen die man doch wenigstens in Absehen auf die göttliche Wahrheit ein wenig mehrere Achtung haben solte. Wir wüsten kaum, was wir auf dergleichen Einwurff sagen solten, wenn uns nicht die eingemischte Personal-Sache mit dem Herrn Lic. Weißmüller glauben hiesse, daß man diese Schrifft jemanden zu dancken habe, der etwann um irgend einiger übel, und zur Unzeit angebrachten Sätze willen aus der Wolfischen Philosophie sey auf den Fuß getreten worden. Eins wundert uns nur bey den sinnreichen Erfindungen des Herrn M. X. Y. Z.; Wir sehen nemlich nicht, wie er die Orthodoxen vorhero als die hefftigsten Feinde der Wolfischen Philosophie ausschreyen, und endlich am Ende seines Traums die Quelle des Streites aus Halle herleiten könne? Doch es ist ein Traum! das ist ein Mischmasch von Gedancken, in denen kein Zusammenhang noch zulänglicher Grund ist. Wir haben unsre Leser lange genug mit einer Kleinigkeit aufgehalten. Und bald reuet es uns daß wir von 4 Bogen erst so viel Schreibens gemacht. Doch das gelehrte Werck, welches wir bekannt machen solten, kommt vielleicht nicht allen in die Hände. Und in Ansehung dessen kan unsre Weitläufftigkeit wohl etwann noch irgendswo angenehm seyn. Wir glauben übrigens von dem gantzen Wercke des Verfassers daß er wohl wenig damit bessern werde. Ja, da wir gar wohl wissen, was man in unsern Zeiten den schönen Schrifften des berühmten Herrn Regierungs-Rathes Wolfens zu dancken habe, und uns also der Werth seiner Art zu philosophiren gar nicht unbekannt ist, so bedauren wir es in der That, daß der schöne Bau dieser Philosophie, nachdem man so viele Jahre her ernstlich von derselben geschrieben, nun endlich aus übereilten Neben-Absichten in die Hände der Possenmacher fallen soll." Soweit die Gelehrt. Neuigk. Schlesiens, cit. loc.