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Zedler:Wintzig, Winzig oder Wintzen

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Grosses vollständiges Universal-Lexicon Aller Wissenschafften und Künste
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Wintzig, (Jürge)

Band: 57 (1748), Spalte: 1034–1035. (Scan)

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Literatur
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Wintzig, Winzig oder Wintzen, eine kleine Stadt in den Schlesischen Fürstenthum Wohlau, zwischen der Barth und der Oder gelegen. Es scheinet seinen Nahmen von den Weinbergen erhalten zu haben; welche Muthmassung die Situation und Lage, da sie auf einem Berge lieget, noch mehr bestärcket. Sie liegt gleichsam in der Mitte des Fürstenthums Wohlau, und wird ihrer Höhe wegen in den flachen Gegenden weit gesehen. Disseits Steinau hat sie sehr weitläufftige und volckreiche Vorstädte, und in denselben viel ansehnliche Forwerge. Die um die Stadt geführte Mauer hat zwar keine sonderliche Stärcke, aber desto festere Thor-Thürme, zum Widerstand streiffender Partheyen. Inwendig sind die Bürger-Häusser meistentheils höltzern, jedoch die Gassen, sammt dem Marckt-Platz in guter Ordnung, und mit Steinen belegt. Das meiste Ansehen giebt der Stadt die grosse Pfarr-Kirche, und das Rath-Hauß. Von aussen präsentiret sich die Kirche, mit ihrem alten abgespitzten Glocken-Thurm recht ansehnlich, und inwendig ist sie mit allen andern, zum Gottesdienst erforderlichen Nothwendigkeiten versehen. Mitten auf dem Marckt-Platz stehet das Rath-Hauß, so mit einem Thurm, wie auch mit einem richtigen Uhrwerck versehen ist, auch inwendig bequeme Raths-Stuben hat. Weil die Stadt kein fliessender Strom bewässert, muß sie sich guten Theils mit Quellen und Brunnen behelffen, und manchmahl bey dürrer Sommer-Hitze etwas Wasser-Mangel empfinden. Heut zu Tage ernehret sich allhier die Bürgerschafft am meisten von der Wollen-Tuchmacherey und Ackerbau. Weil auch das Land ringsherum wenig Gehöltze, hingegen flache Korn-Felder und gute Schaaff-Trifften hat, so beut eine Nahrung der andern die Hand. Es hat die Stadt Wintzig unterschiedenes in Kriegs-Zeiten ausgestanden. Im Jahr 1626 wuste sie von denen Dännemarck- und Mannsfeldischen Armeen, unter dem Hertzog Johann Ernsten zu Sachsen-Weymar vieles erdulden. Im Jahr 1633, als zwischen denen Kayserlichen und Schwedischen, bey der Steinauer-Brücke das harte Treffen vorlieff, und die Kayserlichen victorisirten, bedienten sich die Croaten der Gelegenheit wohl, hauseten in Wintzig übel, und plünderten die Bürgerschafft reine aus. Im Jahr 1642 übermeisterte der Schwedische General Torstensohn gantz Nieder-Schlesien, jenseit der Oder, hobe auch in Wintzig die Kayserliche Salvagarde auf, und preßte der Stadt den übrigen Rest des Brodes ab. Im Jahr 1643, als die Schweden abermahls aus Mähren zurück in Schlesien zogen, giengen sie bey Auris über die Schiff-Brücke ins Wohlauische, setzten selbiges gantze Land, und die Stadt Wintzig in unerträgliche Brand-Schatzung und Contribution, und giengen, nachdem sie die Leute ausgesauget, bey Beuthen wieder über die Oder, in Meissen. Unter denen Adelichen Häusern des Wintziger-Weichbildes, werden vor die vornehmsten gehalten: Groß-Wangern, Seyfrau, denen Herren von Nostitz, Motschelnitz und Fröschen, den Herren von Uchtritz [1035] zuständig. Wegen der ansehnlichen Ritterschafft hat auch stets, wie auch noch bis dato, dieses Weichbild und Stadt seinen eigenen Hoff-Richter gehalten, welche Würde, Sebastian Axtleben, Magnus genannt, auf Greschina, im Jahr 1586 verwaltet hat. Im Jahr 1709 erhielte bey Vollziehung der Alt-Ranstädtischen Convention diese Stadt auch eine Lutherische Kirche und Schule. Die dasigen Prediger sind:

1. Georg Wilhelm Span, von Wohlau, 1709 Diaconus und Pastor allhier und zu Piscorsine.
2. Gottfried Geisler, von Harpersdorf, ward 1730 Diaconus allhier.
3. George Christian Hornig, von Pilgramsdorf im Lübnischen, ward 1739 den 30 May Diaconus allhier.

Lucä Schlesisch. Curiöse Merckwürdigk. p. 1170 u. ff. Uhsens Geogr. Histor. Lex. II Theil, p. 540. Hübners vollständige Geogr. III Th. p. 67. Schneiders Beschreib. des Oder-Stroms, p. 124. Geogr. Nachricht von Schlesien, p. 63. Sturms Topologische Anweis. zur heutigen Geographie, p. 117. Gelehrte Neuigkeit Schlesiens, 1741. p. 292. Tromsdorfs Geogr. Ludwigs Reliqu. MST. T. V, p. 630 u. ff.