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Zedler:Wermuthweine, des Wohlerfahrnen und Curiösen Kellermeisters

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Wermuthwein, de Spina

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Wermuthzeltlein, Brandenburgische

Band: 55 (1748), Spalte: 422–431. (Scan)

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Wermuthweine, des Wohlerfahrnen und Curiösen Kellermeisters, welche er im II Theile seines Kunstbuchs, p. 466 u. f. zu verfertigen lehret, und davon also schreibet: Der Wermuthwein wird aus vielerley Art und Weise gemachet, davon denn immer eine Art vor der andern besser ist, deren wollen wir nun unterschiedliche vornehmen, und dem Liebhaber selbsten die Wahl lassen, einen hiervon zu erwählen. Man siedet Wermuth, oder andere Kräuter, wie auch Gewürtze, wie man will, in dem Moste, das dritte Theil ein, schäumet es im Sieden fein ab, lässet es also über Nacht stehen, des Morgens aber den Most durch einen reinen Sack oder Sieb gehen, thut ihn in ein Fäßlein, und giesset zwey- oder dreymahl so viel Most zu etc. Also kan man auch andere Kräuterweine von Rosmarin, Catonit, Salbey, Fenchel, Anis, Augentrost, und andern dergleichen Kräutern, zur Zeit des Lesens bereiten. Oder: Man legt in ein Fäßlein eine Lage Hagenbuchene Scheite, die wohl gewässert und wieder wohl abgetrocknet seyn, darnach legt man eine Lage, saubern und an der Lufft getreugten Wermuth, und darnach wieder eine Lage besagter Scheite, und wieder das Kraut schier bis auf die Helffte, giesset denn guten Preßmost daran, und lasset es also stehen. Sehr gesunder Wermuthwein wird also gemacht: Darzu nimmt man Wermuth eine gute Hand voll, Cardobenedictenkraut, Tausendgüldenkraut, jedes eine halbe Hand voll, Benedictenwurtzel, Alantwurtzel jedes drey Loth, Citronenschaalen, Pommerantzenschaalen, jedes vier Loth, Zimmet ein Loth, Nägelein ein halb Loth, Muscatenblüt ein halb Loth, geseimter Röslein eine halbe Hand voll, den [423]Wermuth ziehet man durch ein heisses Wasser, hernach trocknet man ihn wieder, und zerschneidet dann alle Species gröblicht, und machet mit Hagenbuchen-Spänen und diesen Specien immer eine Lage um die andere, daß das Fäßlein ohngefehr davon halb angefüllet sey, das muß ohngefehr eine Ohme halten; denn schüttet man darein dreyßig Maas süssen gesottenen Most, und dreyßig Maas guten alten Wein, und vermacht das Faß, daß nur oben ein klein Löchlein darinnen bleibe, denn es darf nicht gähren, und auch nicht viel Lufft darzu kommen. Sehr köstlicher Kräuter- oder Wermuthwein, der sehr gesund ist, und viel drauf gehalten wird, ist folgender Gestalt zu verfertigen: Man nimmt Wermuthblätter, Majoran, Melissen, jedes eine Hand voll, Cardobenedicten, Rosmarin, Salbey, Lavendel, Alantwurtz, klein zerschnitten, jedes zwey Hände voll, wohlzeittger gestossener Wacholderbeere, fünf gute Hände voll, frischer Lorbeeren ein Viering, frischer Weinrautblätter drey Hände voll, Veilwurtz klein zerschnitten vier Loth. Diese Stücke alle lässet man in einem zweyeymerigen Fäßlein verschlagen, geust alsdenn einen ziemlich grossen Krug voll gesottenen Most drauf, darinnen vier Hände voll geschnittener Steinwurtzeln gesotten, und verschlägt das Faß einen Tag lang, des andern Tages füllet man das Fäßlein zu mit frischem Moste, und lässet es vergähren. Wenn er sich nun geläutert hat, so thut man folgende Stücke in einem langen engen Säcklein darein, als Zittwer, Calmuß, Bibinell, Angelica, Ingwer, Muscatenblüt, Nägelein, Zimmetrinden, jedes zwey Loth, Galgant drey Loth, ungeriebenen Safran ein Sechzehentheil, Gaffer ein Quintl. schneidet oder stosset alles, und hängt es in den Wein, verbailt das Fäßlein etliche Tage, doch daß es durch das Dampfäpflein Lufft habe. Hernach thut man früh Morgens nüchtern und Abends einen Trunck davon. Dieser Kräuterwein dienet nun für die böse Lufft, stärcket das Hirn, Hertz, Magen, Lunge, Leber und Miltz, treibet den Sand aus den Nieren und der Blase, reiniget das Geblüte in den Adern, auch zwischen Haut und Fleisch, und ist allenthalben gesund. Noch eine andere Art, Wermuthwein zu machen. Viele sind, die ihre Wermuth- und Kräuterweine auch also machen: Sie thun frischen oder dürren Wermuth in ein Säcklein, giessen den Wein warm oder kalt dadurch; so lange, biß er den Geschmack an sich nimmt; darnach thun sie Zucker hinein, so viel vonnöthen ist, oder sie hängen das gedörrte Kraut in einem langen schmalen Säcklein in den Most, bis er den Geschmack an sich zeucht; Wenn man unter alle dergleichen im Herbste eingesetzte Kräuterweine, eine Multer voll guter Weintrauben abröhret, oder gantz vermenget, verbailt das Fäßlein, und läst den Most in sich selber gieren, Doch daß ein Dampfflöchlein sey mit einem Höltzlein nicht allzufest zugedeckt, so wird er desto lieblicher und besser. Man mag ihn auch mit allerhand gutem Gewürtze einen edlern Geschmack zuwege bringen. Einen guten Wermuthwein anzustellen oder zu bereiten. Man nimmt der Pontischen Wermuth, oder an statt derselbigen, [424]nur der gemeinen, sonderlich mit den kurtzen Stielen und Blättern, ohngefehr ein halb Pfund, zerstösset sie und bindet sie in ein reines Säcklein, hänget solches in das Faß, schüttet darnach guten Most darüber, solcher Gestalt und Proportion nach, daß zu einer jeden Untze Wermuth drey Maas Most kommen, damit also das Fäßlein davon voll werde. Dieser Wein wird gebrauchet für den Schmertz des Magens, der Leber, und für die Leibeswürmer. Oder, man bricht vor Sanct Johannis Sonnenwend, Wermuth, denn um solche Zeit ist seine Krafft am allerbesten, dörret ihn an der Lufft, daß er nicht staubicht werde, behält ihn denn bis auf das Lesen, denn nimmt man solches Wermuth, nachdem man viel Weine machen will, nach Bedüncken, daß es genung sey, giesset darüber wohlgesiegenen und guten Most, thut auch frischer Weinbeer eine gute Menge in den Most, vermachet das Fäßlein wohl, und lässet ihn in sich gähren, doch muß man dem Fäßlein ein Lufftloch lassen, und ein kleines Zwecklein drauf stecken, sonsten kommet man zu Schaden. Im Mertzen soll man solchen Wein ablassen. Dieser Wein ist gesund im Sommer zu trincken in grosser Hitze, und nüchtern zum Magen, er löset und verzehret alle böse Materie, die sich im Magen gesammlet hat, stärcket und kräfftiget auch den Magen. Oder, man nimmt dürren Wermuth, drey Hände voll, dürrer Krausemüntze, eine halbe Hand voll, Zimmetrinden zwey Quentlein, funfzig Nägelein, zwey Zehen Galgant, zerschneidet alles klein, thut es in ein sauber Säcklein, und nimmt drey Maas des besten Weins, und hänget das Säcklein darein, und so man ein wenig gegessen hat, thut man dessen einen guten Trunck. Dieser Wein erwärmet und stärcket den Magen, macht gute Dauung, und verzehret die böse Feuchtigkeit in dem Magen. Solch Säcklein ist ein halb Jahr gut zu gebrauchen. Oder, man nimmt dürren Wermuth, ein wenig zerstossen oder zerschnitten, nach Gefallen, siedet den im Herbste in frischen Moste, wie er von der Kälter kommt, so viel als man will, den dritten Theil ein, und verschäumet ihn im Sieden stetig, lässet ihn darnach über Nacht stehen, des Morgens aber durch einen wüllenen Sack lauffen, und thut ihn folgends in ein Faß, giesset denn ferner zwey- oder dreymahl so viel süssen Most darzu, kleibet einen Hafen darüber, wie gebräuchlich ist, und lässet den Wein also in einander vergähren, wenn das geschehen, schlägt man das Fäßlein zu, und behält den Wein zur Nothdurfft, und wenn man davon trincket, füllet man ihn mit andern Weine wieder zu. Oder, andere nehmen dürren Wermuth, ein wenig zerschnitten, hängen den in einem leinen Säcklein in ein Fäßlein, zwischen Hahnbüchen, Aeschern, oder Häselen Spähnen, und füllen das Fäßlein mit gutem süssen Moste, daß das dritte Theil leer bleibet, darnach füllen sie es mit gesottenem Moste zu, und lassen es also vergähren, und thun wie oben gemeldet. Etliche nehmen 24 Maas oder einen Elsasser Ohmen gutes Mostes, Bergwermuth ein Pfund, vermischen das wohl durch einander, und lassen es sieden, bis der dritte Theil eingesotten ist, darnach giessen sie darzu, auf zwo Elsasser Maas [425]Eßig, das sind acht Pfund, und noch ein halb Pfund Wermuth, wenn sie nun solches alles wohl durch einander vermischet haben, giessen sie es in ein ander Gefässe, und wenn sich der Wein gesetzet und lauter worden ist, so lassen sie den ab, und seigen ihn durch. Etliche nehmen 32 Loth gestossenen Wermuth, binden den in ein dünnleinen Tüchlein, und hängen das in 15 Maas Mostes, und lassen den zwey Monat lang darinne weichen. Etliche nehmen sieben oder acht Loth Wermuth, Syrischer Spicanarden, Zimmetrinden, Caß1en, oder Mutterzimmetrinden, die Blumen des Kammelheues, wohlrüchender Indianischer Calmusröhren, der Rinden von der blühenden Frucht des Dattelbaums, deren jedes vier Loth, diese Stücke stossen sie in einem Mörser, darnach thun sie alles in 24 Maas Most, verstopfen das Faß, und lassen es zwey oder drey Monat darinnen, darnach so seigen sie den Wein ab in andere Fässer, und verwahren ihn. Wieder andere nehmen des Bergwermuths 40 Loth, Marien-Magdalenenblumen 14 Loth und binden die zusammen in ein leinen Tuch und hängen das in 24 Maas neuen Most, und nach viertzig Tagen lassen sie den Wein ab in andere Fässer. Wieder andere nehmen in sechs Maas neuen Most 24 Loth Bergwermuth, und ein Loth Kühnhartz, über 14 Tagen seigen sie den Wein durch, und setzen den verwahrlich hin. Hier ist zu mercken, wenn die Alten unsere Weise und Manier, die Kräuterweine mit den Hahnbüchenspähnen, oder Häselen einzumachen, bekannt gewesen wäre, hätten sie ihre Kräuterweine nicht also wie gehöret, dürffen von den Kräutern durchseigen, sintemahl dieselbigen also mit den Spähnen auf unsere Weise bereitet, in kurtzer Zeit schön helle und klar werden, und seynd auch solche Weine viel anmuthiger und lieblicher zu trincken, als die durchgesiegene. Guter Wermuthwein für Gallsüchtige, wird also gemacht: Man nimmt Wermuth, Tausendgüldenkraut, Wegwartenkraut, Wegwartenwurtzel und Stein, oder Waldleberkraut, lässet jedes gleich viel in einem Fäßlein mit Spähnen einmachen und einen guten Most darüber vergähren und denselbigen zur Nothdurfft verwahren, denn es sehr guter und heilsamer Wein ist, er bringt nicht so Durst, wie der Wermuthwein, eröfnet die Verstopffung der Leber, machet Lust zur Speise, und stärcket den Magen und alle innerliche Glieder. Köstlicher Wermuthwein, für die vergifftete Lufft in Sterbens-Zeiten, ist folgendermassen zu verfertigen: Man nimmt auf getrocknete Bergwermuth 20 Loth Medolgeer- oder Heil allen Schadenkraut und Wurtzel sechs Loth, Wegwartenwurtzel, Braumnenderkraut, der obersten Gipffel von der Geißrauten, jedes vier Loth, Scorzonerenwurtz, Hirschzungenkraut, jedes drey Loth, Groß-Nägeleinwurtz, Cardobenedictenkraut, Roßhubenwurtzel, Borragenwurtzel, jedes zwey Loth, Zitron- und Pomerantzenschalen, jedes zwey Loth, weisse Diptanwurtz, Schwalbenwurz, Benedictenwurtzel, Tormentillwurtzel-Zitrinatsaamen, ein wenig zerquetschte Ochsenzungenblumen [426]Grasnägeleinblumen, jedes ein Loth. Alle obgemeldete Stücke soll man klein zerschneiden, dieselben mit eschernen Spähnen eine Lage um die andere in ein 12 oder 14 mässiges Fäßlein einschlagen, das Fäßlein hernach mit gutem Moste zufüllen, und zum Gebrauche vergähren lassen. Wenn man diesen Wein gebrauchen will, so soll man des Morgens nüchtern zuvor einen Bissen Brod, mit gesaltzener Butter essen und darauf ein Becherlein voll des gemeldeten Weins trincken, darnach den Geschäfften nach ausgehen. Man soll auch zu den beyden Mahlzeiten als Mittags und Abends, gleich am Essen, jedesmahl den ersten Trunck von diesem Wein thun, im Winter und Frühlinge; Im heissen Sommer und in den Hundstagen aber, ist er zu hitzig, in der Zeit soll man ihn mit Sauerampfer- oder Sauerklee, oder auch Wegwarten- oder Endiven-Wasser vermischt, trincken, so kan er also das gantze Jahr über nützlich gebraucht werden. Fürtrefflich gut purgirender Wermuthwein. Man nimmt guten ausgerrockneten Bergwermuth 24 Loth, frischer auserlesener Alexandrinischer Sennetblätter, 20 Loth weissen leichten Lerchenschwamme, fünff Loth, des edlen Gamankerleins, Fiberkraut, Mertz-Violen, jedes vier Loth, Tausendgüldenkraut, St. Johanniskraut, Haselwurtz, Engelsüß, Fenchelwurtzel, Wegwartenwurtzel, Röhrlein-Krautwurtzel, Calmußwurtzel, guten weissen Ingwer, Schlehenblüth, Turbitwurtzel, jedes zwey Loth, Peterleinwurtzel anderthalb Loth, Ochsenzungenblumen, Borragenblümlein jedes ein Loth, rothe Rosen ein halb Loth. Obgenannte Stücke soll man klein zerschneiden, und mit Hanbuchenen, oder häselen Spähnen, eine Lage um die andere in ein 12 mäßiges Fäßlein einmachen, dasselbige darnach mit gutem Most anfüllen und darüber vergähren lassen. Dieser Wein purgiret alle böse Feuchtigkeit und führet aus die Galle und den faulen zähen Schleim ohne einigen Schaden, wehret dem Grimmen und der Darmgicht, und ist eine heilsame Artzney wider die faulen und druckenden Magenfieber, und vertreibt die dreytägigen Fieber, im Anfang des Morgens- oder Nachtessens, einen gemeinen Tischbecher voll davon getruncken, oder aber des Morgens nüchtern vier Stunden vor dem Essen; wider das dreytägige Fieber soll man je über den andern Tag, auf den guten Tag, drey Morgen nach einander so viel trincken, es hilfft gewiß. Von diesem Wein soll man trincken, und die Kräuter und Wurtzeln darinnen lassen, bis auf den Frühling, alsdenn soll man den Wein ablassen, die Kräuter und Wurtzeln hinwegwerffen, das Fäßlein sauber waschen, ein wenig entriefen lassen, und denn mit einem rectificirten Branntweine befeuchten, den Wein wieder darein thun, und folgends mit andern Wein zufüllen, denn zu schlagen, daß keine Lufft darzu kommt, so bleibt er über ein Jahr gut. Auf gemeine Art guten Wermuthwein zu machen. Man thut frischen oder dürren Wermuth in ein Säcklein, giesset den Wein warm oder kalt dadurch, so lange bis er den Geschmack [427]an sich nimmt, alsdenn thut man Zucker drein, so viel vonnöthen ist, oder man hänget das gedörrte Kraut in einem langen schmalen Säcklein in den Wein, bis er den Geschmack an sich zeucht. An denen Orten, wo der Wein wächset, kan man Most nehmen, und im Herbste einsetzen, auch in diesen Wein eine Multer von guten Weintrauben, so abgestrupfet, oder gantz vermenget, schütten, das Faß zuschlagen und den Most in sich selber giehren lassen, doch daß ein Dampflöchlein bleibe, mit einem Höltzlein nicht allzufeste zugesteckt, so wird er desto lieblicher und besser, man mag ihn auch mit allerhand Gewürtze einen edlen Geschmack zuwege bringen. Noch ein sehr gesunder bitterer gewürtzter Wermuthwein. Man macht vier leinene Beutel, einen jeden eines Viertels lang, und so weit, daß man kan vier Finger darein stecken, von denselbigen füllet man dreye mit Wermuthblumen, und einen mit Nägelein, Galgant, Zimmet, Cardomömlein und Anis, wer will, mag noch mehr andere Gewürtze darzu thun, dieses alles grob gestossen, kleine Kieselsteinlein darzu gethan, denn in ein Fäßlein gehänget, worinnen 10 oder 12 Stübgen Wein, in einem jeden Beutel soll, wenn man keine Kieselsteine haben kan, eine bleyerne Kugel seyn, damit die Beutlein nicht oben bleiben, sondern in die Tiefe des Weins hangen, also lässet man es 14 Tage hängen, so ist der Wein gut. Einen guten Tisch-Wermuthwein, verfertiget man folgender massen: Man nimmt Wermuth drey Hände voll, Cardobenedicten, zwey Hände voll, Rosmarin, Salbey, Ehrenpreiß, Borragenblümlein, rother Rosen, jedes eine Hand voll, Wegwarten- und Alantwurtzel jedes zwey Loth, Zitronen, Pomerantzenschalen, jedes vier Loth, Würtznägelein, Zimmet, jedes zwey Quintlein, Muscatenblüth ein Quintlein, Dieses gehöret auf fünf Maas Wein. Noch ein anderer delicater und gesunder Kräuter- oder Wermuthwein. Man nimmt des besten Wermuths, sammt den Knöpflein, sechs gute Hände voll, Cardobenedictenkraut vier gute Hände voll Tausendgüldenkraut, auch vier gute Hände voll Hirschzungen, Ehrenpreiß, Edel- Lung- und Leberkraut, Salbey, Roßmarin, Kraußmüntze, gefeinter Röslein, eines jeden zwey Hände voll, Engelsüß, Alantwurtz, Calmuß, Veilwurtz, eines jeden acht Loth, Diptamwurtz zwey Loth Süßholtz vier Loth, Zimmet, Nägelein, Muscatenblüt, eines jeden nach Belieben, Zitronen- und Pomerantzenschaalen, jedes acht Loth, Benedictenwurtz sechs Loth, rothen Kandelzucker ein Pfund, diese Species werden alle gröblicht zerschnitten uod zerstossen, in einen leinen Sack gethan, denn in ein oben mit einem viereckigten Spunde eingelegtes und mit gutem alten Weine, so am besten ist, angefülltes Faß gethan, dieses wohl verspündet, und acht Tage lang also stehen lassen, so überkommet man einen überaus herrlichen Kräuter- oder Wermuthwein, wenn nun des Tages zwey oder drey Maas davon ausgezapfet, muß man es mit andern Weine noch füllen etc. Sehr köstlicher Wermuthwein, [428]so den Leber- und Wassersüchtigen sehr gesund, auch zur Contagionszeit sehr köstlich ist. Nimm Wermuth drey Hände voll Cardobenedictenkraut, eine Handvoll Wegwarten- und Alantwurtz, jedes zwey Untzen kleine Salbey, Hirschzungen. Hysop, Rosmarin, Huflattig, Ehrenpreiß, Eisenkraut- Lungen- und Leberkraut, Melissen, jedes zwey Hände voll, Bibinellwurtz, zwey Untzen. Alles klein zerschnitten in einen Sack gethan, und mit eschern Spähnen in zwey Eymer Most gethan, und vergähren lassen, davon thut man beo der Mittagsmahlzeit einen guten Trunck. Species zu einen köstlichen guten Wermuthweine. Man nimmt des besten Wermuths sechs Hände voll, Cardobenedictenkraut zehen Hände voll, Tausendgüldenkraut sechs Hände voll, Hirschzungen fünf Hände voll, Holderblüth eine Hand voll, Holderrinden zwey Hände voll, Tamarisken vier Hände voll, Salbey und Rosmarin, jedes drey Hände voll, Wacholderbeer ein halb Pfund, Caryophelwurtz, Engelsüß und Alantwurtz, jedes acht Loth, Süßholtz acht Loth, Zitronen- und Pomerantzenschaalen, jedes zehen Loth, Veilwurtz sechs Loth, Sassafras zwey Loth, Nägelein zwey Loth, Zimmet zwey Loth. Alles gröblicht zerschnitten unter einander vermischet. Guter Wermuthwein, wie solcher an unterschiedlichen Fürstlichen Höfen angestellet wird. Nimm von gemeinem Wermuth die Blätter, die Blumen und der Saamen aber sollen davon gethan werden. Die Blätter vom Pontischen Wermuth, Cardobenedicten jedes sechs Hände voll, Ehrenpreiß, Odermennig, weissen Andorn, jedes fünf Hände voll, Tausengüldenkraut zwey Hände voll, Wegwartenwurtzel vier Loth, gefeinter Röslein drey Hände voll. Rosmarin zwey Hände voll, Zitronenschaalen vier Loth. Gemeldete und gedörrte Stöcke seyn samt eschenen Spänen in ein ohmiges Fäßlein zu thun, so auch mit neuen Weine, wle von den Kräuterweinen angezeiget worden, zuzufüllen. Sehr gesunder Wermuthwein. Man nimmt des besten Pontischen Wermuths 12 Hände voll, Cardobenedictenkraut acht Hände voll, Tausendgüldenkraut sechs Hände voll, Salbey, Rosmarin, Hirschzungen, Ehrenpreiß, Löffelkraut, Edelleberkraut, Lungenkraut, gefeinter Röslein, jedes drey Hände voll, Alantwurtz, Veilwurtz, Süßholtz, Engelsüß, Benedictenwurtz, Zitronen- und Pomerantzenschaalen, jedes 10 Loth. Zimmet zwey Loth, Nägelein, Muscatenblüt, Cardamömlein, jedes anderthalb Loth, rothen Kandelzucker zwey Pfund. Alles gröblicht zerschnitten unter einander vermischt, in ein rein Säcklein gethan, und mit einem Kieselsteinlein in ein eymeriges Faß gehänget, denn selbiges mit Weine angefüllet, feste verspündet, und acht Tage lang ruhen lassen, alsdenn angezapfet, und immer zu, wieder nachgefüllet, so hat man einen sehr köstlichen und gesunden Wermuth- oder Kräuterwein. Ein guter Wermuthwein [429]für alle Gepresten des Leibes, sonderlich der Miltz, Lungen und Leber sehr dienlich. Nimm Creutzsalbey, Cardobenedictenkraut, Ispen. Hirschzungen, Benedicten Alant- und Engelsüßwurtz, Veylwurtz, Lungen- und Edel-Leberkraut, jedes eine halbe, oder kleine Hand voll, Wermuthkraut doppelt so viel, nachdem man den Wein starck bitter haben will, weniger ober mehr. Diese Stücke alle in ein härenes Säcklein gethan, in ein Fäßlein von 10. oder 12 Maasen, ohngefehr mit Weine angefüllet, so oben einen weiten Spund hat. Guter Wermuthwein wider die Flüsse, so auch den gantzen Leib stärket, und für die Wassersucht, Schwindsucht, Zipperlein, Stein, Schwindel und dergleichen Zufällen dienet, ist nachstehender: Nimm Zimmet, Galgant, Angelicke, Calmuß, Alantwurtz, eines jeden vier Loth, Frantzosenholtz 20 Loth, Sassafrasholtz sechs Loth, Bethonien, Isop, Salbey, Eybischwurtz, Majoran, Wermuth, Tausendgüldenkraut, Löffelkraut, Melissen, Steinbrech, Bibernell, Poley, jedes eine halbe Hand voll, Cardobenedictenkraut, eine Hand voll, Rosmarien, Hirschzungen, Lungenkraut, Edelleberkraut, Ehrenpreiß, jedes eine Hand voll, Wacholderbeer, Je länger je lieber, Rauten, jedes eine Hand voll. Alle diese Kräuter werden von den Stängeln abgebrochen, die Wacholderbeer ein wenig zerstossen, zusammen in ein Säcklein gethan, denn in ein Fäßlein von 16 oder 18 Maas haltend, gehänget, und davon Morgens oder über den Essen den ersten Trunck gethan, so lange es einem gut düncket. Obgleich der Wermuthwein bey uns Deutschen hin und wieder starck im Gebrauche ist, wird er doch mehr von den Schlemmern und Weinzapfen zu ihrem Verderben, und daß sie nur mehr und desto redlicher sauffen mögen, denn von den andern zur Erhaltung ihrer Gesundheit gebrauchet, also, daß vielmehr Menschen, im deutschen heilsamen Weine den Tod sauffen, denn die ihre Gesundheit damit erlangen, oder vor Kranckheiten sich bewahren. Dieser Wein aber ordentlich und mäßig getruncken, ist ein heilsamer, nützlicher und gesunder Wein zu nachfolgenden Gebresten und Kranckheiten. Wermuthwein dienet insonderheit vor alle Gebresten und Kranckheiten des Magens, stillet den Schmertz und Aufblähen desselbigen: sonderlich, wenn solche von Kälte ihren Ursprung haben. Er macht den Magen lustig und begierlich zur Speise, vertreibt den Widerwillen und Maßleid, fördert die Dauung, ist sehr dienlich den kalten flüssigen Menschen, denn er reiniget und stärcket die Glieder, daß sie die Flüsse und dergleichen Materien nicht annehmen, er trucknet wieder die aufsteichenden Dämpfe des Magens, und lässet sie nicht in das Haupt steigen, stärcket auch alle innerliche und äußerliche Glieder des Leibes, sonderlich aber das weise Geäder. Er ist auch denen nutz und dienlich, welchen das Zwerchfell, eine lange Zeit ist gespannt gewesen. Er dienet zu den erkälteten und harten Lebern und Miltz, öffnet die Verstopffungen derselbigen, vertreibet die Gelbsucht und das Lendenweh, treibet den [430]Harn, und eröfnet die Verstopffung der Nieren und Blasen. Er wird auch sehr gelobet, wider das Zipperlein und die Gliedersucht, denn er verzehret die übrige Feuchtigkeit und stärcket die Geleiche, daß sie solche Materien nicht leichtlich annehmen. Er bewahret vor dem Schlage und der fallenden Sucht, und bringt die verlohrne Sprache wieder. Er kläret und stärcket das dunckle Gesichte. Er stärcket den Bauch und alles Eingeweide, verzehret und führet, alle schädliche, böse kalte Feuchtigkeit aus. Er zertheilet und vertreibet die windigen Aufblähungen des gantzen Leibes, führet die runden Bauchwürmer aus, und fördert die verhaltene Blume der Weiber. Wermuthwein ist ein überaus trefflicher Tranck für das Grimmen, so man ihn stetig trincket. Er dienet auch für die Vergifftungen des Qvecksilbers im Vergulden, derowegen die Goldschmiede, Gürtler und andere die mit dem Qvecksilber und Vergulden umgehen, sich den Wermuthwein sonderlich sollen lassen anbefohlen seyn. Er ist auch gut wider das Gifft der Eberwurtz, wenn man sein viel trincket, und darnach wieder von sich bricht. Und er ist eine besonders heilsame Artzney für die, so böse und gifftige Schwämme gegessen haben. Denjenigen, so Melonen, Kürbis, Gurcken, Pfeben, Pfersinge und viel kaltes Obst essen, ist der Wermuthwein eine gesunde Artzney. Auch dienet er sonsten für andere Vergifftungen, und behütet das Geblüt und die Feuchtigkeiten vor Fäulniß, und vor der vergiffteten pestilentzialischen Luft. Ist derowegen denen sonderlich gut, so zu angesteckten Menschen gehen wollen, die sollen zuvor einen Bissen Brod essen, und einen guten Trunck Wermuthwein darauf thun. Dieser Wein benimmt auch das Zittern der Glieder. Desgleichen auch die erharteten, eingeschrumpften Nerven und Adern. Wermuthwein nüchtern vor andern Trancke getruncken verhütet die Trunckenheit, welches die Weinschläuche wohl wissen. Es dienet dieser Wein sonderlich wider das Seiten- und Rückenweh, auch wider die Melancholey, schwere Träume, Nachtfurcht und Erschrecken im Schlafe. Benimmt das Ausrüpfen im Magen und verzehret alle Fäulniß, und kalte schleimigte Feuchtigkeit in den Gliedern, die der Dauung dienen, sonderlich aber die, die da in der Tiefe und Höhlen der Leber, des Magens, der Därme und der Mutter verborgen liegen. Er benimmt auch das Undauen, und Erbrechen des Magens, führet aus die Galle, und lässet dieselbige auch bey dem Menschen nicht wachsen, so man ihn in stetigen Brauche hat. Wermuthwein fördert den Schlaf und vertreibet die Geschwulst. Wer über Meer fahren will, der soll etliche Tage zuvor, Wermuthwein trincken, und denn auch in dem Schiffe gebrauchen, so verhütet er das Undauen, welches gewöhnlich das Meer pfleget zu erwecken. Es soll dieser Wein gebraucht werden von kalten flüßigen Leuten, und sonderlich im Winter, Frühlinge und Herbste. Gesunde Leute aber, die gar keinen Mangel an sich fühlen, darzu im Essen und Trincken sich mäßig halten, und keine Undauung und Blähung [431]des Magens fühlen, die sollen sich des Wermuthweins enthalten, denn er ist denselben schädlich, sintemahl alle hitzige Kräuterweine gesunde Menschen kranck machen. Denen aber ist er gleichwohl gesund, und erhält sie bey guter Gesundheit, die grobe, unverdauliche und harte Speise gebrauchen oder viel Obst essen. Das Haupt mit Wermuthweine zum öfftern gewaschen, trocknet die Flüsse, und heilet den weissen aufseichtigen Grind des Hauptes. Er bekommt wohl den erlahmten, schwachen Gliedern, und den eingeschrumpften, erhärteten und erstarreten Krampfadern und Nerven, oftermahls warm damit gebähet, und wohl damit gerieben. Die faulen Wunden, alte Schäden und Löcher mit Wermuthweine gewaschen, werden davon gereiniget, denn er trocknet die bösen Feuchtigkeiten derselben aus, verzehret das faule Fleisch, verhindert sie vor Fisteln und andern bösen Zufällen, und fördert die Zuheilung. Wermuthwein warm in den Hals gegurgelt, und den Mund zum öfftern damit ausgeschwencket, hilfft der Geschwulst der Zungen, und vertreibet das Stincken und Uebelrichen des Mundes. Es heilet auch der Wermuthwein die Krätze und beissende Grinder, die von scharffer versaltzener Feuchtigkeit kommen, zum öfftern damit gewaschen. Guter Wermuthwein, der unter allen für den besten gehalten werden mag, wird also gemacht: Man nimmt Wermuth eine gute Hand voll, Cardobenedictenkraut, Tausendgüldenkraut, jedes eine halbe Hand voll, Benedictenwurtz, Alantwurtz, jedes drey Loth, Citronen- und Pomerantzenschaalen, jedes vier Loth, die Wermuth ziehet man durch ein heisses Wasser, darnach trocknet man sie wieder, und zerschneidet denn alle Species gröblicht, und macht mit Hagenbuchen-Spänen und diesen Specien immer eine Lage um die andere, daß das Fäßlein ohngefehr halb angefüllet sey, das muß ohngefehr eine Ohme halten, denn schüttet man 30 Maas süßen gesottenen Most darein, und 30 Maas alten guten Wein, und vermacht das Faß, daß nur oben ein klein Löchlein darinne bleibe, denn es darf nicht viel gähren, und auch nicht viel Luft darzu kommen. Einen fürtreflichen Wermuthwein in Eil zu machen, auf welche Weise auch andere Kräuterweine können gemacht werden, geschicht also: Nimm die obersten Gipffel vom Wermuth mit den Blumen, fülle damit ein ziemlich Phiolglas über das halbe Theil, also, daß der vierte Theil leer bleibe, gieße darüber guten rectificirten Weingeist und Malvasier, jedes gleichviel, daß das Glas voll werde, stelle es einen, drey, oder vier Tage wohl vermacht hin, so ziehet der Weingeist und Malvasier alle Krafft aus dem Wermuthe, seige darnach den Wein ab, durch ein sauber leinen Tüchlein, und behalte ihn wohl vermacht in einem Glase zum Gebrauche.