Zedler:Werder, ehemals ein Dorf
Werder, ehemals ein Dorf, heut zu Tage aber nur ein Vorwerck, in dem Stiffte Merseburg, eine Viertel-Stunde von selbiger Stadt gelegen, vormahls den Bischöffen und Hertzogen, vorjetzo aber dem Chur-Hause Sachsen gehörig. Die Sache verhält sich also damit: Die Merseburgische Vorstadt gegen Leipzig zu, welche heutiges Tages der Neumarckt heisset, war noch in dem XII Jahrhunderte ein Dorf, und gehörte dem Adelichen Geschlechte von Werder. Solches brachte Everhard, Bischoff zu Merseburg, an sich. Um eben dieselbige Zeit, erhielt nemlich in dem Jahr, 1188, dieser Bischoff auch ein gewisses Privilegium von dem Kayser Friedrich Barbarossa, daß die Merseburgischen Jahrmärckte künfftig hin nicht nur in der Stadt, sondern auch über der Saal-Brücke, in der Vorstadt gehalten werden solten. Dahero ist das obgedachte Dorf von selbiger Zeit an in eine Vorstadt verwandelt, und der Neue Marckt genennet worden. Das Vorwerck aber, welches nicht weit davon lieget, hat den alten Nahmen behalten, und wird bis diesen Tag das Werder genennet. Hübners Polit. Histor. VIII Th. p. 664 u. f. Wabsts Churfürstenth. Sachs. in Beyl. p. 107. Goldschads Beschr. der Marckt-Flecken etc. p. 550. Ludwigs Reliqu. MST. T. IV, p. 441.