Zedler:Weinheim
Weinheim, ein Chur-Pfältzisches Städtgen nebst einem Amte in der Unter-Pfaltz, zwey Meilen von Sandhoven ober dem Rhein, eben so weit von Heydelberg und Bensheim, acht Meilen von Franckfurt, an dem Fluß Wißgotz oder Weschnitz, nahe an dem Odenwalde gelegen. Von diesem Orte muthmassen einige, daß er vor Alters OENOTRIA geheissen habe, weil die Einwohner ehemahls in den dasigen Weingärten, aus dem Erdreich verschiedene alte Steine ausgegraben hätten, worauf dieser Nahme zu sehen gewesen. Daher schliessen sie, daß die Römer um diese Gegend eine Stadt dieses Nahmens erbauet gehabt, welche nach ihrer Zerstöhrung, so von den Francken geschehen, Weinheim genennet worden. Bey dieser Stadt liegt auf einem Berge das Schloß Windeck, mit einem hohen Thurme. Dieses Berg-Schloß wird von einer starcken Mauer verwahret, und hat nur einen eintzigen Zugang. Es ist nach uralter Bau-Art und aus den verfallenen Mauern eines Römischen [790] Castells, welches ein Abt von Lorsch zerstöhret, hernach aber zum Schutz gedachten Klosters wieder erbauen lassen, ausgeführet worden. Unter dem Schlosse sollen vor diesem verborgene Gänge gewesen seyn. Sonst hat dieselbe Stadt nebst dem Schlosse Windeck schon vor alten Zeiten Chur-Pfaltz zugehöret, ist aber hernach an Chur-Mayntz für fünff tausend Pfund Heller versetzet worden. Nach der Zeit suchte Rupertus, der Aeltere, Churfürst zu Pfaltz, sein Recht auf diese Oerter wieder zu behaupten, und verglieche sich mit Heinrich dem III Churfürsten zu Mayntz, dahin, daß die Stadt Weinheim samt dem Schlosse Windeck 1346. wieder an Chur-Pfaltz überlassen wurde, weil es selbige vor Zeiten samt andern Fahnn-Lehen von dem reichen Kloster Lorsch bekommen hatte. Im Jahr 1632 eroberten die Schweden die Stadt und auch das Schloß, übergaben es aber 1635, wieder an dem Hertzog von Neuburg. Im Jahr 1644. als die Frantzosen zu Oppenheim über den Rhein gesetzet hatten, machten sie zu Weinheim Quartier, eroberten auch das Schloß, wurden aber durch die Bayern wieder heraus getrieben, und zurück über den Rhein zu gehen gezwungen. Im Jahr 1647. übergaben die Hessen Windeck an die Kayserlichen. Im Jahr 1689 im Jenner eroberten die Frantzosen diesen Ort, und hauseten so wohl in der Stadt als auf dem Schlosse gar übel. Das Wappen der Stadt Weinheim ist getheilet, im untern Theil erscheinet eine silberne Wein-Leiter im grünen Felde. Das obere Theil ist wiederum gespalten, und man erblicket auf dessen rechter Seite einen gecrönten gelben Löwen im blauen Felde. Die lincke Seite aber ist mit schwartz und weisen Schachsteinen oder Bayrischen Wecken ausgefüllet. Es hält die Stadt jährlich drey Märckte, den ersten auf den Pfingst-Dienstag, den andern Dienstags nach Allerheiligen, und den dritten Dienstags vor Nicolai. Das obgenannte Berg-Schloß sollen die Baronen von Rabenhaupt und die von Schmiedeberg bewohnen. Es hat sich auch ehemahls ein Adeliches Geschlechte von diesem Orte Horneck von Weinheim genennet. Davon im XIII Bande, p. 887. u. f. nachzusehen. Tromsdorf Geogr. Frehers Orig. Palat. P. II c. 7. p. 74. Humbracht von Rh. Adel. Tab. 194. J. H. D. Rheinisch. Antiq. p. 354. u. f. Zeilers Beschreib. der X. Kreise p. 240.