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Zedler:Tali, in der Provintz Junnan in China

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TALI, eine Art Würfel

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TALIA

Band: 41 (1744), Spalte: 1565–1566. (Scan)

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Literatur
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Tali, Lat. Talium, in der Provintz Junnan in China. Es lieget diese Stadt nahe an der grossen See Siul, und begreifft das Occidentalische Gestade. Die Sineser nennen diesen See wegen seiner Grösse das Gestade, ob er schon weit länger den breiter ist. Es lencket sich aber der Stadt Tali Gebiethe aus dem gantzen Sinesischen Kayserthum vor andern gegen Abend, welches an der Sonnen wohlgelegen, und lustig, von einem fruchtbaren Boden, ohne da er von Felsen und Klippen rauh ist. Die Stadt ist sehr weitläufftig, und begreifft einen unermeßlichen Raum. Denn innerhalb der Ringmauren ist ein Pallast zur Lust gebauet, dessen Umschweiff fünf Stadien erfüllet, das gantze Werck steigt über zehn Meß-Ruthen in die Höhe, an welchem eintzigen Stück man die mächtige Grösse dieser Stadt in etwas abnehmen kan. Sie ist Volckreich, und hält viel herrliche Gebäude vor die Bürger und vor die Stadt, sammt zween sehr herrlichen Helden-Capellen in sich, die unzähligen Götzen-Tempel anjetzo nicht zu melden. Vor Zeiten, ehe das Land den Sinesern unterthänig worden, wohneten die Völcker aus dem Königreich Quenni an diesem Ort; zu Zeiten der Könige eroberte sie der König Cu, dessen Königreich überaus groß und mächtig gewesen. Der Kayser Hiaovo, des Geschlechts Hana, legte den ersten Grund an dieser Stadt, nachdem er gantz Indien ausser dem Fluß Ganges eingenommen, und nannte sie Yeucheu, das Geschlecht Tanga aber Yaocheu. Als sie hernach von den Sinesern abgefallen, entstund das Königreich Mung, da wurde die Stadt Nanchao genannt; der allererste, so ihr den Titel und die Würde einer Stadt gegeben, war der Kayser des Geschlechts Juena, und gab ihr den heutigen Nahmen Tali, nebst sechs unterthänigen Gemeinden, als 1) Tali, 2) Chao, 3) Junnan, 4) Tencheu, 5) Langkiung und 6) Pinchuen. Aus einem starcken und ziemlich grossen Marmelstein machen die Sineser daselbst Marmele Platten, weil der Marmel des Orts von Natur also mit Aederlein und allerhand Farben gezieret ist, daß Berge, Flüsse, Bäume, Blumen und anderes dergleichen so gar artig sich zeigen, als wenn sie von künstlicher Hand gezogen, und mit eines fürtrefflichen Mahlers Pinsel abgerissen. Die Sineser zieren ihre Tische, Wände und anderes hiermit. Er wird Tiencang genannt, von dem [1566] Berge, auf welchem er gegraben. In diesem Strich wachsen auch Europäische Feigen, so die Sineser Vuhoaquo nennen, welcher Nahme daher kommt, weil die Frucht ohne vorherkommende Blume wächset; denn Vuhoa bedeutet ohne Blum, und quo, eine Frucht. Hier wachsen auch die Blätter Cha, und ist ein Ueberfluß an sehr guten Fischen. Der Berg Tiencang ist über dreyhundert Stadien groß, und liegt der Stadt gegen Abend, auf welchem neunzehen sehr hohe Spitzen gezählet werden, sammt einem stehenden Wasser, von einer solchen Tieffe, daß man noch nie keinen Grund gefunden. Bey der Gemeinde Chao liegt der Berg Fungy, allwo man von angeschütteter Erden einen sehr grossen Hügel siehet, unter welchem über zweymahlhunderttausend Mann des Königes Nanchao begraben, so in dem Haupt-Treffen wieder die Sineser, unter dem Feld-Herrn Tangsienyuo geblieben; nach welchem Siege das Königreich Nanchao von dem Geschlecht Hana unter das Joch gebracht worden, nehmlich alles, was gegen Mittag jenseit des Ganges liegt. Bey Tenchuen liegt der Berg Kico, wegen vieler und prächtiger Götzen-Capellen, auch der Pfaffen-Klöster berühmt, und eben von diesem Ort ist die Abgöttische Lehre Fe hinüber zu den Sinesern kommen, zumahl da das Geschlecht Hana zugleich mit dem eroberten Königreich auch des überwundenen Volcks GOttesdienst und Ceremonien angenommen, da zuvor die Sineser nichts als den Xangti, welches den allerhöchsten Kayser bedeutet, verehreten, und wollen ihrer viel, sie hätten mit diesem Nahmen GOtt gemeynet, wie auch gar glaublich ist. Es ist überdis ausser den vielen Bergen von geringen Nahmen und Würden, noch allhier die Spitze Tingsi auf dem Gebürge der Gemeinde Chao nicht zu vergessen, weil man davon schreibt, sie reiche tausend Meßruthen über die andern. Unten am Berge liegt ein Schloß, die Strassen zu versichern. Der obengedachte See Siul kommt allhier am ersten vor, und streckt sich sehr weit hinaus, bringt den Inwohnern ein sehr lustiges Ansehen, und sehr viel Fische. Doch finden sich noch vier ebene Inseln, so gar fruchtbar. Der gantze See hat neun Busen, so sich hinein dringen. Seinen Anfang nimmt er bey der Stadt Tali, und endet sich bey der Gemeinde Langkiung. Aus ihm entsteht der sehr grosse Fluß Mosale, so diese gantze Landschafft durchgeht, und in das Königreich Tungking einbricht, viel gewaltige Wasser zu sich nimmt, und endlich den Lauf macht, auf welchem die Schiffe bis nach der Königlichen Residentz Tungking gehen. Martini Atlas Sinens. p. 162 u. f.