Zedler:Seiffert, oder Seifert, (Kilian)
Seiffert, oder Seifert, (Kilian) eines Tuchmachers Sohn, gebohren 1599 am Sonntage Lätare zu Coburg, dahin sich seine Eltern von Steinau an der Strassen, nachdem sie der Religion wegen vertrieben worden, gewendet hatten. Er sollte, weil sich keine sonderliche Fähigkeit zum Studieren bey ihm fand, seines Vaters Handthierung lernen, als er in der Schule erst die vierte Classe erreichet, wie er denn seinem Vater schon 11 Stücke hat weben helffen. Als er aber einst mit seiner Mutter im Färbhauß war, trat ein alter Tuchmacher zu ihm, und redete ihn mit diesen Worten an: Ey Kilian, was zeihest du dich, daß du dich zu diesem mühseligen Handwerck begeben wilst? wir Meister müssen Tag und Nacht arbeiten, und uns lassen sauer werden, auch in bösen Wetter und Wegen die Märckte bauen, und haben doch kaum so viel, daß wir das Maul hinbringen; Gehe du wieder in die Schule, wenn du nur so viel lernest, daß du einen Schuldienst versehen kanst, so hast du dennoch dein gewisses Brod und darffst dich nicht also winden und würgen, wie wir thun müssen. Welche Worte sowohl der Mutter als auch ihm dermassen zu Hertzen gegangen, daß er wieder in die Schule geführet wurde. Im Jahr 1620 bezog er die Universität Wittenberg, konnte aber nicht länger als 2 Jahr allda dauren, worauf er 1622. nach seiner Zurückkunfft einige von Adel in seine Information bekam, und nachher einen verledigten Schuldienst annahm, welchen er aber nachgehends wieder fahren ließ, damit er seine Studien desto besser abwarten könnte, in welcher Zeit er auch unter dem Vorsitz D. Funckens eine Disputation als Antwortender vorfochte. Im Jahr 1628 ward er [1517] Archidiaconus zu Rodach, 1634 Pfarrer zu Eberhards und 1638 Pfarrer zu Bedheim. Zu Rodach hatte er durch den grossen Brand alle das Seinige eingebüsset, und zu Ederhards muste er nach der verlohrnen Nördlinger Schlacht wegen Einbruchs derer Feinde eine Zeitlang entfliehen, mithin sein Vermögen dem Feind und ungetreuen Nachbarn zum Raub überlassen, in Bedheim aber hat er bis auf den 7 November 1676 gelebet, da er im 77 Jahr seines Alters verstorben, nachdem er in der Schule und Kirche zusammen 54 Jahr gedienet, wie Joh. Christ. Thomä im aufgegangenen Licht am Abend p. 681. und Peter Francke in Quinqueviratu ecclesiae Bedheimensis evangelico in mehrern anführen. Grossens Jubel-Priester-Historie 2 Theil, p. 211 u. ff.