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Zedler:Rochow

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Grosses vollständiges Universal-Lexicon Aller Wissenschafften und Künste
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Rochowitz (Apitz von)

Band: 32 (1742), Spalte: 183–190. (Scan)

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Rochow, oder Rochau (nicht aber Rockaw) eine uralte und ansehnliche Freyherrliche und Adeliche Familie, so sich hin und wieder in Deutschland, absonderlich in der Marck Brandenburg und andern Preußischen Landen, am Rhein-Strohm, Sachsen und sonsten ausgebreitet, und considerable Güter besitzet.

Ihr Wappen stimmt mit dem Namen überein, gestalten sie drey schwartze Rochen oder doppelte Pferde-Köpffe im goldnen Felde, gleichwie man im Schach-Spiel brauchet, im Schilde führen, ist also irrig, wenn Spener drey Lilien daraus machen will.

Einige Scribenten halten davor, daß sie nebst dem grossen Alterthum, auch zugleich von hoher Ankunfft, und von dem weyland höchstberühmten, unlängst aber erloschenen Reichs-Gräflichen und Edlen-Herren-Geschlecht derer von Rochlitz, Wettinischen Stammes, herkämen, und einerley Familie wären, wie denn unter andern die Grafen von Rochlitz auch eben dergleichen Wappen und Insignia gehabt haben. Siehe Lambertus Schaffnaburgensis, Melchior Matthesius etc.

So viel ist gewiß, daß das Geschlecht derer von Rochow von vielen Jahrhunderten her, in Flor und Ansehen gestanden, davon ihre bekleidete vornehme Bedienungen und erhaltene Ritterliche Würden klares Zeugniß geben. Nach etlicher Geschichtschreiber Meynung sollen die von Rochow vor fast tausend Jahren, wegen vielen Bedrängniß und Beunruhigung, so der Adel von denen Schweitzerischen Städten erleiden müssen, ihre alte väterliche Sitze im Briesgau, Elsas und dasigen Gegenden verlassen, hierauf unter Kayser Carln dem grossen Kriegsdienste gethan, und denen blutigen Feldzügen wider die Sachsen und Wenden beygewohnet haben. Johann Stumpf Schweitzer-Chronick, Aventini Thurmeyers Bayerische Chronick, Beatus Rhenanus.

Unter Kayser Heinrich, dem Vogler, sollen sie ums Jahr 926 in die Marck-Brandenburg gekommen seyn, nachdem sie die Wenden daraus vertrieben, und die Stadt aufm Eyß erobern erobern helffen. Andreas Angelus in Marchischer Chronick. Reinerus Reineccius in seiner Marchischen Genealogia. Laut der Thurnir-Bücher ist bereits im Jahr 968 ein Ritter aus diesem Geschlecht, Namens Arnold von Rochow, auf dem Turnier zu Merseburg erschienen, welcher im Kampf gegen Graf Ortholf von Saxen und Ascanien den Sieg und Preiß davon getragen.

So ist weiter bey Kayser Ottos des grossen Sohne, dem Marggraf Albert, dem Bär, über die Brandenburgsche Lande Henning von Rochow wegen seiner besondern Qualitäten so wohl im Feld, als im Cabinet, in grossem Ansehen [184] und Credit gestanden, so, daß er nicht allein fast in allen vorgefallenen Kriegen und Feldzügen wider die Obetriten, Lusazer, Wenden und Hertzog Heinrich, den Stoltzen, von Sachsen sich bey ihm finden lassen, sondern auch mit heilsamen trefflichen Rathschlägen dermassen fertig und geschickt gewesen, daß schier alles Thun und Lassen nebst dem Fürsten, auf ihm beruhet und angekommen: Darum er auch von gedachtem Herrn mit stattlichen Güthern, unter andern, wie vermuthlich, mit dem alten Haupt- und Ritter-Sitz Goltze in der Marck zwey Meilen von der Stadt Brandenburg gelegen, begnadiget, nicht minder zum Verweser und Landes-Hauptmann über die Provinz Zauche verordnet, auch ihm die Aufsicht und Vormundschafft über den unmündigen Chur-Printz Otto aufgetragen worden. Albertus Cranzius.

In dem Krieg und Streitigkeit, so zwischen Marggraf Otto mit dem Pfeil genannt, und dem Landgraf Heichrich aus Thüringen entstanden, hat ein Ritter des Geschlechts von Rochow nebst einem von Adel aus dem Hause Arnimb ihren Herrn Marggrafen angerathen, zu Verschonung Land und Leute lieber vor erst gütliche Mittel zu versuchen; Als aber die Güte nichts gefruchtet, und hierauf Marggraf Otto ihm Rochau, Rittern, das Commando über seine Völcker übertragen, ist er gemeldetem Landgrafen und dessen zweyen conföderirten Bischoffen von Magdeburg und Halberstadt bey Plauen zu Leibe gegangen, sie männlich angegriffen und in die Flucht geschlagen, so, daß der Landgraf kümmerlich davon kommen, die zwey Bischöffe aber gefangen worden; Weßhalben und zur Ranzion einige Städte und Landschafften dem Marggrafen abgetreten, nicht minder eine grosse Summe Geldes von denen Bischöffen erleget, beyderseits streitige Herren aber nachmahls durch Heyrath wieder ausgesöhnet worden; Wie denn auch gar wahrscheinlich ist, daß der Heer-Meister in Liefland, Gottfried von Roggau, welcher im Jahr 1298 regieret hat, aus dieser Familie gewesen.

In denen bekannten grossen Troublen und einheimischen Kriegen, worein das Churfürstenthum Brandenburg durch den falschen Woldemar (welcher Betrüger sich vor den Churfürst Woldemar ausgegeben, und einen grossen Anhang von andern Fürsten gehabt) gestürtzet worden, hat Achim von Rochau, Ritter, mit Zuzühung eines von Quizaw und Schulenburg das meiste und vornehmste beygetragen, daß dieser Landverderblichen Unruhe ein Ende gemachet, und der rechtmässige Herr Ludwig, der Römer, Kayser Ludwigs des Bayern Sohn, zum Besitz seiner Lande gelanget, indem sie die aus Furcht für des Woldemars grossem Beystande von Ludwigen abgewichene Land-Stände wiederum vereiniget, und auf Ludwigs Seite gebracht, darauf ein starckes Kriegs-Volck versammlet, und damit des falschen Woldemars Helffers-Helffern, Hertzog Rudolph zu Sachsen, Ertz-Bischoff Otto von Magdeburg, und andre Fürsten unter Briezen tapffer angegriffen, die meisten erleget, den Betrüger aus dem Land gejaget, und Ludwigen bey seiner Chur und Landen befestiget. Forestus Bergomas.

Im Jahr 1356 hat gelebet [185] Hans von Rochow, so Hof-Richter bey Chur-Brandenburg gewesen. Zur Zeit Kayser Carls des IV haben allein die beyden Wichmanne von Rochau in die zwey und zwanzig Oerter und Güter besessen, wozu fast über sieben hundert Hufen Landes gehöret, daraus abzunehmen, daß diese Familie längstens starck begütert gewesen. Kayser Carl IV Land-Buch fol. 187. Ein anderer auch Namens Hans von Rochow wird unter die Kriegs-Helden im Jahr 1390 gezählet. Spangenbergs Adels-Spiegel.

Wichardt von Rochow zu Golze, Ritter, ist zur Zeit Churfürst Friedrich des Ersten und Andern zu Brandenburg in grossem Vermögen und Autorität gestanden. In dem Krieg und Irrungen, so zwischen Churfürst Rudolph III zu Sachsen und dem Ertz-Bischoff Albrecht zu Magdeburg entsprungen, in welchen Churfürst Friedrich zu Brandenburg mit verwickelt worden, hat dieser Wichard von Rochau mit denen ihm untergebenen Trouppen den Ertz-Bischoff mit solcher Vorsichtigkeit und Schärffe attaquiret, daß er zum Frieden und Vergleichung wegen des zugefügten Schadens genöthiget worden; es hat auch dieser Wichard sich damahls um die Stadt Brandenburg, welche von des Ertz-Bischoffs streiffenden Rotten stets belästiget und überfallen worden, so, daß niemand auf dem Lande davor sicher gewesen, durch seinen geleisteten Schutz und Befreyung von sothanen Feindseligkeiten, sich dergestalt meritirt gemacht, daß ihm und seinem Gechlecht das Jus Aperturae und die Besuchung ihrer Raths-Stühle zugestanden seyn soll.

Eben dieser Wichard ist auch mit Churfürst Friedrich dem I auf dem Weltberühmten Concilio zu Costnitz gewesen, als im Jahr 1417 gedachter Churfürst vom Kayser Sigismund zuerst die Investitur über seine Lande mit gröstem Pomp und Pracht empfangen, da denen die zwey vornehmsten Ritter die Lehn-Fahnen tragen müssen, wovon dieser Wichard von Rochow nicht nur einer gewesen, sondern auch die Ehre und Distinction gehabt, bey dieser grossen Solennität das Haupt-Panier oder die Lehn-Fahne über die Chur-Brandenburg zu führen. Lünigs Theatrum Ceremoniale.

Was demnach im grossen Baselischen Lexico und im Gespräch im Reiche derer Todten angeführet wird, daß dieser Wichard um das Jahr 1409 mit einer Kriegs-Macht in das Magdeburgische eingefallen, und dergleichen auch 1413 gethan, und insonderheit im Jüterbockischen unterschiedene Oerter gewonnen, ingleichen daß er den neuen Statthalter Burggraf Friedrich von Nürnberg nicht huldigen wollen, und dahero dieser sein Schloß durch Hertzog Rudolph zu Sachsen erobern lassen, hernach aber ausgesöhnet und das Schloß wieder bekommen habe, hingegen aber Stadt und Schloß Potzdam so ihm vor 400 Schock Böhmische Groschen versetzt gewesen, abtreten müssen etc.

Desfalls sind die Zeiten und Sachen nicht zu verwechseln, sondern zu unterscheiden; diesem Wichard hat auch Marggraf Wilhelm zu Meissen und seine Gemahlin im Jahr 1400 das Schloß und Städtlein Bornstädt vor 400 Schock Groschen auf einige Jahre verpfändet. Nach diesem sind Dietrich und Johann von Rochau, Vater und Sohn, [186] beyderseits Ritter, bey Churfürst Albert zu Brandenburg, den man den Deutschen Achilles genannt, in sonderbaren Gnaden und Beruff gestanden, massen sie dann auch in dessen Kriegs-Expeditionen wider die Hertzoge von Burgund, Pommern, Preussen, ingleichen die von Nürnberg sich tapffer und männlich verhalten. Aeneas Sylvius.

Conrad von Rochow ist um das Jahr 1550 Statthalter oder Landes-Hauptmann über die Landschafft Priegnitz und Grafschafft Ruppin gewesen. Einer, Namens Christoph, soll mit Churfürst Joachim von Brandenburg im Jahr 1562 auf der Kayser-Wahl und Krönung zu Franckfurth am Mayn gewesen seyn. Daniel Wintzenberger in seiner wahrhafften Geschichte. Hans auf Goldsce wurde ein Groß-Vater Hansens auf Blössa, Zobchen und Chemmnitz, der 1604 Amts-Hauptmann zu Jüterbock gewesen: dessen Sohn gleiches Namens auf Blössa und Stulpe ist Chur-Brandenburgischer Cammer-Herr und Obrister gewesen.

Ein Chur-Sächsischer Obrist-Wachtmeister von Rochow war 1633 Commendant in Görlitz, als der General Wallenstein diese Stadt bestürmete, er retirirte sich hierauf auf ein Rondel, in Willens sich mit den Seinigen bis aufs Blut zu wehren, muste aber sich auf Gnade und Ungnade ergeben, da er dann mit einer Pistohl durch den Kopff geschossen, ausgezogen, und sein Cörper den gantzen Tag nackend zur Schau dargeleget wurde. Grossers Lausitzische Merckwürdigkeiten P. 1. p. 251.

Johann, der jüngere, ein Sohn vorbesagten Johann, des Ritters, ist Amts-Hauptmann zu Zinna und Friedrich Ludewig Chur-Brandenburgischer Cammer-Rath; des erwehnten Johann des Aeltern, anderer Sohn aber, Namens Jacob, ein wohlversuchter Officier gewesen, welcher Hans Zacharias gezeuget, so Chur-Brandenburgischer Land-Rath worden, und in vieler Reputation gestanden.

Moritz August, Freyherr von Rochow, Kayser Ferdinands III General-Feld-Wachtmeister, ist mit seiner Familie in den Freyherrn-Stand erhoben worden, und hat zur Gemahlin gehabt, Anna Catharina, geb. Reichs-Gräfin von Hohenzoller, als Graf Joh. George Reichs-Graf von Hohenzoller 3te Tochter, welche nach seinem Ableben an einen Grafen von Hohberg wiederum verehlichet worden. Siehe oben im XIII Bande, p. 583. Lucä Schles. Chron. Iselins Lex. Artic. Hohenzoller.

Hans Zacharias hat mit seiner Ehe-Consortin einer von Haacken aus dem Hause Bergen verschiedene Söhne, unter andern auch Wolf Dietrich erzielet, so nebst andern ansehnlichen Chargen bey Chur-Brandenburg auch zugleich Präsident vom Churfürstlichen Consistorio zu Berlin und Dohm-Herr zu Brandenburg gewesen. Dieser Präsident Wolf Dietrich hat ebenfalls Söhne und Töchter hinterlassen, von seinen zweyen Söhnen hat einer Johann Zacharias, (von dem weiter unten) als Chur-Pfältzischer Premier-Ministre, der andere Otto Christoph aber erstlich im dreyßigjährigen Kriege als meritirter Obrist über ein Schwedisch Regiment zu Pferde, hernach als [187] des löblichen Johanniter-Ordens-Ritter und residirender Commandeur zu Werden und designirter zu Myrack anbey als Chur-Brandenburgischer Hof-Marschall und Obrist über die Leib-Garde floriret, und ist 1659 verstorben. Hertzogs Chronica Alsatiae lib. 2. p. 210. u. ff. Welcher Zeit auch Daniel Heinrich von Rochow als Dom-Herr zu Brandenburg und Churfürstlicher Commissarius; Georg Wilhelm aber als Chur-Brandenburgischer Cammer-Herr und Obrist-Wachtmeister gelebet. Von gedachten Präsident Wolff Dietrichs Töchtern ist eine an den Dom-Probst zu Havelberg und Chur-Brandenburgischen Geheimden Rath von Grothe vermählet worden.

In diesem XVIII Jahrhunderte ist einer von Rochow als Ober-Forst-Meister im Braunschweigischen, und ein anderer als Hannöverischer Obrist-Lieutenant im letztern Kriege mit Tode abgegangen. Im Jahr 1727 hat Anna Lucia von Rochow als Aebtißin über das Adeliche Stifft Bassum gelebet, nachhero aber das Zeitliche gesegnet. Friedrich Wilhelm von Rochow zu Reckahn hat vor einigen Jahren als Königlich Preußischer Geheimder Rath und Cammer-Präsident über die Chur-Brandenburg zu Berlin gestanden, soll jetzo als Präsident zu Minden in Westphalen sich befinden, dessen Gemahlin des Berlinischen Staats-Ministers von Görne Tochter ist. Hingegen ist 1735 ein Königlich-Preußischer Obrister von der Cavallerie, Daniel von Rochow Todes verfahren, von dieses seinen noch am Leben gewesenen zweyen Brüdern ist 1739 der älteste als des löblichen Johanniter-Ordens-Ritter und Chur-Brandenburgischer Land-Rath auf seinem Ritter-Sitze Golze ebenfalls verstorben; der längste aber, so als Obrister von der Cavallerie noch am Leben, mit des Königlich-Preußischen Generals von Katte Tochter verheyrathet.

Oben gemeldeter Johann Zacharias, Freyherr von Rochow, ein Sohn Wolff Dietrichs, des gelehrten und weisen Churfürsten Carl Ludewigs zu Pfaltz Premier-Minister und der Chur-Pfalz Cantzler, war gebohren 1603. Nachdem er in der Jugend mit grossem Succeß verschiedene berühmte Gymnasia und Universitäten besuchet, und in allerley Wissenschafften schleunige Progressen gemacht, hat er sich auf Reisen und bald darauf aus Liebe zum Kriege unter des Printzen von Oranien Garde als Volontair begeben.

Nachgehends die mitternächtige Länder besehen, da denn der Weltbekannte König Gustav Adolph von Schweden gleich anfänglich ein so gnädiges Auge auf ihn geworffen, daß Sie ihn nebst Ertheilung einer Compagnie, zum Obrist-Wachtmeister gemacht, welche Stelle er auch zu Ihro Majestät gnädigstem Gefallen, dergestalt wohl versehen, daß, als Sie mit der Armee nach Deutschland übergegangen, und er von Rochow aus Devotion gegen das Chur-Haus Brandenburg, zumahl der König nach der Marck zu marchiret, um seine Erlassung gebeten, Gustav Adolph ihm zwey Regimenter eines zu Fuß und eines zu Pferde angeboten, [188] um ihn in Diensten zu behalten: Es hat aber derselbe solches unterthänigst ausgeschlagen, und vor sich zu leben resoiviret: bald hernach aber hat Hertzog Johann Albrecht von Mecklenburg ihn zum Geheimden-Rath beruffen, und in vielerley Verschickung und Affairen gebraucht.

Nach Absterben dieses Fürstens hat Otto der VI, letzter regierender Reichs-Graf von Holstein-Schaumburg und Pinneberg, ihn so lange angegangen, bis er als vornehmster Geheimder Rath und Land-Drost über die Grafschafft Pinneberg zu ihm sich begeben, und in allem mit Rath und That beystehen müssen. Da aber dieses hohe Reichs-Gräfliche Haus gäntzlich ausgestorben, und die nachgelassene Grafschafften und Länder in anderer Potentaten und Fürsten Hände gekommen, hat er die ihm angetragene Continuation seiner Function und Chargen glimpflich abgebeten, und sich völlig zur Ruhe begeben wollen; auf fleißiges und unabläßiges Ansuchen aber Hertzogs Frantz Alberts zu Sachsen-Lauenburg hinterbliebener Wittwe, Frau Christina Margaretha, gebohrner Hertzogin von Mecklenburg, ihr in ihren vielen Verdrüßlichkeiten beygestanden, und derselben Sachen, so viel nur thunlich gewesen, in Ordnung gebracht, worauf er sich entschlossen, hinkünfftig aller Dienste u. Geschäffte sich gäntzlich zu entschlagen; es hat aber damit nicht lange gewähret, dann als Pfaltz-Graf Carl Ludewig durch den Westphälischen Frieden zum Churfürstenthum gelanget, hat Seine Durchlaucht. diesen Minister, als dessen Qualitäten Ihro wohl bekannt gewesen, zu sich beruffen, um die durch den langwierigen Krieg, in grosses Verderben und Unordnung gerathene Pfältzische Länder wieder aufrichten zu helffen, mithin ihn Herrn Hans Zacharias Freyherrn von Rochow zu Dero Geheimden Rath und der Chur-Pfaltz Cantzler vociret, welche wichtige Charge er auch verschiedene Jahre mit aller Treue und Dexterite verwaltet.

Churfürst Friedrich Wilhelm hat ihn ums Jahr 1654 ebenmäßig nach Berlin zum Minister und Cantzler verlanget, ehe er sich aber entschlüssen können, ist er zu Heidelberg durch den Tod hinweg gerissen worden, da er kaum das 51 Jahr seines Alters erreichet, und an statt der gewünschten Ruhe, die meiste Zeit seines Lebens, mit schweren Geschäfften, Arbeit und Unruhe wegen obgehabter hohen Chargen und Verrichtungen, absonderlich bey denen gefährlich-verworrenen und delicaten Conjuncturen des dreyßig-jährigen Krieges, zugebracht hat.

Die Universität Heidelberg hat durch den Professor der Beredsamkeit Sebastian Ramspegk vermittelst eines zierlichen Lateinischen Panegyrici und Oration den frühzeitigen Verlust und Absterben dieses erstern Ministers solennissime beklaget. Kayser Ferdinand der III hat ihm die Reichs-Gräfliche Würde angeboten, welche er aber nicht angenommen, sondern allerunterthänigst depreciret hat; Von seinen 4 Söhnen ist der älteste Hof- und Cammer-Gerichts-Rath zu Berlin worden. Der andere Martin Ferdinand [189] ist als Königlicher Dänischer, und hernach als Chur-Sächsischer Obrist-Lieutenant im Türcken-Krieg 1683 verstorben. Der dritte, Otto, ist in der Jugend zur Catholischen Religion kommen, darnach mit des Land-Commandeur der hohen Deutschen Ordens-Balley, Biesen und Mastrich Baron von Buchholtz Schwester Tochter vermählet, und zum Erb-Marschal Deutschen Ordens in gedachter Groß-Balley gemacht worden; Dessen nachgelassener Sohn auch noch dieses Erb-Amt besitzet, und ist im Jahr 1727 Königlicher Spanischer Brigadier worden, sonsten aber ist er zugleich Chur-Fürst Clemens August von Cöln geheimder Staats-Minister. Er besitzet im Rheinlande das Gut Oberhausen.

Endlich ist auch der vierte hinterbliebene Sohn des Cantzlers, Namens Samuel Friedrich, anzumercken, als welcher ehedessen bey einigen Churfürsten zu der Pfaltz als Cammer-Herr, Regierungs-Hof- und Ehe-Gerichts-Rath, nachgehends aber am Hoch-Fürstl. Hessen-Casselischen Hofe, als Ober-Hof-Meister und zuletzt als Geheimder Rath daselbst gestanden, bis er 1721 in einem sehr hohen Alter und als ältestes Mitglied der Reichs-Ritterschaft, am Ober- und Niedern-Rhein-Strohm, auf sein Freyherrlich Schloß in der Pfaltz, Erbes Birdisheim, den Weg alles Fleisches gegangen.

In seinen jüngern Jahren, hat er nach absolvirten Studien, sich zum Kriegs-Wesen begeben, folgends bey dem bekannten Königl. Dänischer Statthaltern und Groß-Cantzlern, Grafen Friedrich von Ahlefeldt, sich etliche Jahre aufgehalten, bis er in Hessen-Casselischen Diensten, als Cammer-Juncker, und von dar durch Vocation Churfürst Carl in Pfältzischen, aus selbigen aber, bey Zerstörung der Pfaltz, und Churfürst Philipp Wilhelms Retirirung nach Wien, wiederum in Heßische Dienste gekommen.

Währender seiner Functionen in der Pfaltz ist er des Reichs-Armistitii und allerley Geschäffte halber nach Franckfurt und an Chur-Sachsen, theils an den Groß-Deutsch-Meister und sonsten, nicht weniger auch 1688 wegen der grossen Frantzösischen Irruption in die Pfaltz an den Land-Graf von Hessen-Cassel abgeschickt in verschiedene Reichs-Subdelegations z. E. wider Solms Liech, wie auch in Sachen des Chur-Pfältz. geheimden Kirchen-Raths und Beicht-Vaters Langhansen als Commissarius gebraucht worden; Von wegen Hessen ist er nebst andern ausländischen Legationen nach Curland zu Hertzog Jacob, ingleichen nacher Herford zu Berichtigung des Wahl- und Inthronisations-Wesens der Fürstl. Abbatißin Charlotte Sophie, ferner des neunten Electorats und Absendung der Auxiliar-Trouppen halber, gegen Franckreich an die Braunschweigische, Münsterische, Paderbornische, so dann wegen des Vermählungs-Geschäffts, zwischen Königs Friedrich I zu Preussen Bruders Marggrafen Albrecht Friedrichs mit der Curländischen Princeßin Maria Dorothea an den Berlinischen Hof, weiter als einer von den Reichs-Revisoren in der berühmten Erbmannischen Sache nach Coblentz und Wetzlar, und wegen des Reconciliations-Wercks zwischen Hertzog Carl Leopold zu Mecklenburg [190] mit seiner verstossenen Gemahlin Sophia Hedwig von Oranien und Nassau nacher Schwerin auch verschiedentlich an Chur-Pfaltz, Dänisch, Schwedisch und andere Höfe verschickt und abgeordnet worden. Lünigs Theat. Cerem. Gedruckte Deduction und Spec. fact. der Erbmannischen Sache: Theat. Europ. Diar. Europ. und andrer publicirten historischen und politischen Schrifften.

Mit seiner Gemahlin, einer Tochter des ehedessen commandirenden Generals von der Königlichen Dänischen Armee, Herrn Carln von Arnsdorff, hat er 5 Söhne gezeuget, wovon 2 in der Jugend und Kindheit, einer aber, Namens Carl, als Königl. Schwedischer Hessen-Casselischer Regierungs-Rath bey der Landes-Regierung zu Cassel 1736 auf einer Reise am Rhein mit Tode abgegangen; von denen noch am Leben seyenden zweyen aber ist der älteste Aemilius Friedrich, Königl. Pohlnis. Churfürstl. Sächsischer General Major von der Infanterie; der jüngere, Friedrich Ludwig aber Obrist-Wachtmeister von der Churfürstl. Sächsis. 2ten Regiment-Garde zu Fusse, und beyde noch unverehlichet. Es floriren auch noch mehrere Adeliche Häuser dieses vornehmen Geschlechts in der Marck-Brandenburg und anderswo, als zu Plessow, Trechwiz, Stulpe und sonsten.

Uber oben stehende Nachrichten können noch folgende Schrifftsteller angesehen werden: Philipp Jacob Speners Opus Heralidcum; Spangenbergs Adels-Spiegel; Puffendorffs Historia Brandenburgica; Georg Kirnerus, und andere mehr. Aus schrifftlichen Geschlechts-Nachrichten; ingleichen Lorentz Peccensteins MSS. de origine, antiquitate, rebus praeclare gestis, & incrementis Familiae generosae Rochoviorum.