Zedler:Reichs-Apfel
Reichs-Apfel, Globus, Palla, Pomum Imperii oder Regale, ist eines derer Reichskleinodien, so einem Kayser bey seiner Krönung vorgetragen und als ein Zeichen seiner Herrschafft überreichet wird. Der Römische Kayser Augustus hat eine schlechte Kugel angenommen, seine angemaßte Herrschafft über die gantze Welt dadurch anzudeuten. Die Griechischen Kayser haben sie nachgehends mit einem Creutz überhöhet, anzuzeigen, daß alle Reiche Christo unterworffen seyn sollen. Der Pabst Benedict VIII soll dergleichen Insigne dem Kayser Heinrichen II zugeschickt haben, von welcher Zeit es die Deutschen Kayser beybehalten. Carl V hat den Reichs-Apffel dem Churfürsten zu Pfaltz, dessen Amt ist denselben bey einer Krönung vorzutragen, in das Wappen gesetzet, der aber nunmehr von Chur-Bayern geführet wird. Verschiedene Stände des Reichs haben einen Reichs-Apffel auf ihre Müntzen prägen lassen, ihre Pflicht gegen den Kayser und das Reich zu verstehen zu geben. Hingegen haben auswärtige Könige und selbwältige Fürsten denselben, als ein Zeichen der höchsten Gewalt auf die Kronen und Hüte ihrer Wappen gesetzt. Es bestehet aber der eigentlich so genannte Reichs-Apffel, welcher einem neuerwählten Kayser öffentlich vorgetragen und bey dessen erfolgender Krönung überreichet wird, aus einer mittelmäßigen Kugel, welche man wohl in eine Manns-Hand fassen kan. Er ist gantz von dem allerfeinesten Golde, 3 Marck und 3 Loth schwer, inwendig aber ist eine pechigte Materie. Es gehen nach der Länge und Breite zwey Ringe herum, deren einer halb, der andere gantz mit Edelsteinen besetzet ist, das Gold daran aber ist etwas schlechter, als an dem Reichs-Apffel. Oben darauf stehet ein güldenes Creutz, mit allerley Edelgesteinen, welche meist geschliffen sind, ingleichen halbe Perlen. Auf einem Sapphir ist ein Monogramma, so vermuthlich den Namen Cuonrad enthält. Neben diesem sind noch zwey andere Reichs-Aepffel unter denen Reichs-Kleinodien vorhanden, welche aber bey der Krönung nicht gebraucht werden, nur von vergüldetem Silber und innen hohl seynd, oben darauf stehen auch vergüldete Creutze ohne Edelgesteine. Den zuerst angeführten Reichs-Apffel hält der Herr von Ebner für Carls des grossen seinen, wie er auch also in denen alten Matriculn derer Reichs-Kleinodien genannt wird; von dem Creutz und übrigen Zierrathen aber glaubet er, sie möchten erst um die Zeiten Kaysers Conrads II hinzu gekommen seyn. Besiehe hierbey mit mehrerm Mosers Deutschen Reichs-Staat Part. II. p. 428. Ebners von Eschenbach Delineationem atque Descriptionem Globi Imperialis, qui inter cetera S. Rom. Imp. Insignia asservatur, Franckfurth und Leipzig 1730 in Fol. Trier, du Cange.