Zedler:Prettigöw, Prettigau, Prättigöw, Brettigau, Bretachgave
Prettigöw, Prettigau, Prättigöw, Brettigau, Bretachgave, Lat. Rhaetica Vallis, ein enges, mit hohen Bergen umgebenes, aber fruchtbares Thal, in dem Zehen Gericht-Bund, davon es den grösten Theil ausmacht. Es führet von dem Berg Rhätico, längst dem es lieget, den Namen, wird durch denselben von dem Mondaviner Thal abgesondert, und durch den Fluß Lanquart bewässert. Er begreifft viele schöne Flecken und Dörffer, z. E. Küblitz, Sast, Fideriß, das Schloß Castel, Jenatsch, Schiers, Grüsch, Sewis etc. deren Einwohner sich mehr der Deutschen als der Churwelschen Sprache bedienen. Vor Alters gehörte dieses Thal, samt dem Gerichte Davas, den Freyherrn Vatz. Nach deren in der Mitte des 14 Jahrhunderts erfolgtem Abgange fiel es an Friedrichen, Grafen von Toggenburg, welcher des letztern Freyherrn Donats Schwester zur Ehe hatte. Nachdem dieses Friedrichs Sohn, gleichfalls Friedrich genannt, 1436 auch sein Geschlecht geendiget, erbte Ulrich, Graf Metsch, Oesterreischer Hauptmann an der Etsch, das Prettigöw; im Jahr 1504 aber, da der letzte Graf von Mätsch, Gaudentius, starb, fiel es, was die hohe Herrlichkeit betrifft, an das Haus Oesterreich. Hierauf wurde es durch einen Oesterreichischen Land-Voigt, der auf dem Schloß-Castell seinen Sitz und mit den Prettigöwern öffters Verdruß hatte, bis 1649 regieret, in welchem Jahre der Ertz-Hertzog Ferdinand Carl gegen Empfang 75000 Gülden die Gerichte u. Gemeinde von ihren dem Hause Oesterreich geleisteten Eydes-Pflichten loß sprach, und sie für freye Leute erklärte, welche Convention auch von dem Kayser Ferdinand III genehm gehalten worden. Sprech. P. Rh. l. 4. Stettler P. 2. p. 539. sq. Stumpff. l. 10.