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Zedler:Pest oder Pesth

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Grosses vollständiges Universal-Lexicon Aller Wissenschafften und Künste
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PESSUS CONTRA SUFFOCATIONEM ET PRAECIPITATIONEM UTERI, Mynsichti

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Pest, Pestilentz

Band: 27 (1741), Spalte: 756–757. (Scan)

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Pest oder Pesth, Lat. Pestum, eine kleine und nach der alten Manier befestigte Stadt, nebst einer Grafschaft gleiches Namens, (Lat. Palatinatus Pesthiensis, Pesthiensis Comitatus) in Ober-Ungarn an der lincken Seite der Donau, zwischen denen zweyen Insuln St. Margarethä und St. Andreä, in einer Ebene, gleich der Stadt Ofen gegen über, jedoch etwas niedriger als Ofen, von wannen es eine sehr angenehme Aussicht hat. Sie ist viereckigt gebauet, hat hohe und dicke Mauren, und war auch sonsten volckreich. Es war ehedem eine Schiff-Brücke zwischen dieser Stadt und Ofen, nunmehro aber nur eine so genannte fliegende Brücke. Kayser Sigismund wolte hier eine steinerne Brücke bauen; die auch wohl nöthig wäre; aber er ist über diesen Anschlägen gestorben. Vor Alters wurden unweit hier die Reichs-Tage im Felde, Ragoz genannt, unter Gezelten gehalten. Gemeinigiich hat diese Stadt mit der Stadt Ofen, wann selbige angegriffen worden, auch zugleich herhalten müssen. Im Jahr 1526 nach dem unglückseeligen Treffen bey Moschatz, hat sie der Türckische Kayser Solimann, neben Ofen erobert, und alles Volck darinnen erwürget. Im Jahr 1540 ist sie, durch Leonhard von Felß, des Königs und nachmahligen Kaysers Ferdinands General, wieder eingenommen; doch bald darauf im Jahr 1541 von denen Türcken zum andern mahle mit stürmender Hand erobert und abermahls sehr viel Volck darinnen nieder gemachet worden. Im nächstfolgenden 1542 Jahre zog Churfürst Joachim zu Brandenburg, als General über die von Kayser Carln, König Ferdinanden und denen Reichs-Fürsten aufgerichtete [757] Armee, vor solche Stadt, belagerte dieselbe, und ließ zum öfftern Sturm lauffen, aber die Türckische Besatzung wehrete sich gewaltig und that mit Ausfällen ziemlichen Schaden; und konnten also die Christen, weil zumal auch eine Pestilentzische Seuche unter ihrem Heer eingerissen, und viel Volcks hinweg nahm, nichts davor ausrichten. Daher sie die Belagerung verliessen, da Vitelli, ein Italiäner, schon eine Breche gemachet und einen Anfall gethan hatte. Doch eroberte sie im Jahr 1602, da die Türcken Stuhlweissenburg belagerten, der Ertzhertzog Matthias glücklich: Hingegen belagerte es, noch in selbigem Jahre, der Vezier-Bassa, und im folgenden der Sinan Sardar, deme im Treffen bey 8000 Mann abgeschlagen worden, vergeblich. Im Jahr 1604 aber, als der Ali-Bassa mit 60000 Mann gegen Ungarn im Anzug war, erschrack der Commendant darinnen, Namens Jägenreuter, so darüber, daß er den Ort anzündete, und da der Fluß zugefroren war, mit der Besatzung davon, auf Gran zu jagte, und solche Stadt mit samt den Stücken, Proviant und andern Sachen denen Türcken überliesse. Hierauf blieb diese Stadt in ihren Händen biß 1684, in welchem Jahre der Hertzog von Lothringen, nach eroberter Stadt Waitzen, sich mit der Armee dahin wendete, von welchem Ort sich die noch erschrockenen Türcken alsobald nach Ofen salvirt, ausser der Besatzung, welche sie solchen Ort einiger massen noch zu defendiren, darinnen gelassen: die sich doch auch, als sie den auf sie gerichteten Angriff gemercket, bald in Schiffen davon gemacht, nachdem sie vorher viel gefangene Christen niedergehauen, und die Stadt, wie auch die Brücke daselbst angezündet. Es haben aber die Kayserlichen den Brand bald wieder gelöschet, und Posto darinnen gefaßt. Nachdem sie nun also wieder in der Christen Hände kommen, wurde sie mit genugsamer Besatzung unter dem Commando des General-Wachtmeisters, Barons von Mercy, versehen. Sie wurde aber hernach, als sich der Hertzog von Lothringen von Ofen hinweg begab, wiederum verlassen. Im Jahr 1686 wurde diese Stadt durch eben diesen Hertzog aufs neue eingenommen, und durch die Eroberung der Stadt Ofen den Kayserlichen versichert. Nach der Ragotzischen Unruhe, darinnen dieser Ort auch attaquiret worden, hat selbiger unter der Regierung Kayser Carls VI sich sehr wohl auf Deutsche Art angebauet, wie denn unter andern das Rathhauß sehr wohl aufgeführet ist. Auch ist vor die Kayserlichen Soldaten ein schönes Invaliden-Hauß angeleget worden. Von diesem Ort hat eine gantze Gespanschafft den Namen Lat. Comitatus Pesthiensis. Szentyvain miscell. curios. dec. 3. Boethii Kriegs-Helm.