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Zedler:Oster-Ey, Oster-Eyer

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Grosses vollständiges Universal-Lexicon Aller Wissenschafften und Künste
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Osterfeld

Band: 25 (1740), Spalte: 2266–2267. (Scan)

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Oster-Ey, Oster-Eyer, Ova Paschalia nennet man dasjenige hart abgesottene, und bald mit der, bald mit jener Farbe gefärbte Ey. so man hier bey uns annoch des Grünen Donnerstages, und um diese Zeit in grosser Zahl zum Verkauff aufstellt, und aus dem Pabsthum ist, da man den heiligen Oster-Abend gantze Körbe voll solcher Eyer, die schön gefärbt, und mit zierlichen Figuren bezeichnet waren, in der Kirchen weyhen, und den Segen darüber sprechen liesse, solche hernach zu Hause in den schönsten aufgeputzten Zimmern in einer Schüssel pyramidenweise aufgethürmet, auf eine gedeckte und mit allerley Blumen bestreuete Tafel die gantze Oster-Woche über aufstellte, und einem ieden, der zu der Zeit einsprach, ein Oster-Ey zu essen nöthigte; auch solte dieses nach ihrer langen gehaltenen Fasten, gleichsam die erste fleischige Speise seyn, so ihnen erlaubt, nunmehro zu sich zu nehmen, dergleichen Manier in Italien noch gebräuchlich seyn soll, wie der Schrifft-Steller l' Histoire des Tromperies des Pretres p. 147. berichtet. An vielen Orten ist der Gebrauch, daß man dergleichen gemahlte, oder sonst aufs beste gezierte Eyer den Kindern oder unter vertraute Freunde austheilet. Weil aber solches in Mißbrauch gezogen worden, und die Kinder bey ihrem Tauff-Pathen unter dem Namen des Oster- oder schönen Eyes Geschencke geholet, ist es hin und wieder abgeschaffet, und bey Straffe verboten. Bey den Russen ist es eine feyerliche Weise, daß Hohe und Niedere, Alte und Junge bey dem Oster-Grusse und Kusse einander mit einem Ey beschencken, wovon Olearius in seiner persianischen Reise-Beschreibung lib. 2. c. 13. folgendergestalt schreibet: den 17 April, als am heiligen Oster-Tage war unter den Russen eine grosse Freude, theils wegen der frölichen Zeit, daß Christus auferstanden, theils wegen des Endes ihres lang-gewähreten Fastens. Denselben, wie auch noch vierzehen Tage hernach, trägt sich iederman, vornehme und gemeine Leute, jung und alt mit gefärbten Eyern. Es sitzen auf allen Gassen unzehlich viel Eyer-Krämer, welche solche gekochte, und von allerhand Farben gezierte Eyer verkauffen. Wenn sie nun auf den Gassen einander begegnen, grüssen sie sich mit einem Kusse auf den Mund, und sagen: Christos wos Chrest. d. i. CHristus ist auferstanden. Darauf antwortet der andere: Woistin wos Chrest. Er ist wahrhafftig auferstanden. Es wird auch niemand, er sey Manns- oder Weibs-Person, hohes oder niedriges Standes, einem andern solchen Kuß und Gruß neben einem gefärbten Ey weigern. Der Großfürst selbst pflegte seinen vornehmen Hof-Leuten und Bedienten solche Oster-Eyer auszutheilen; Ja er hat auch im Gebrauche gehabt, daß er in der Oster-Nacht, ehe er in die Früh-Messe gegangen, für die Gefängnisse gekommen, dieselben eröffnen, und ieglichem Gefangenen, derer allezeit eine grosse Anzahl sitzen, ein Ey, nebst einem Peltze von Schaaf-Fellen reichen lassen; hat ihnen auch selbst zugeruffen, daß sie sich freuen solten, denn CHristus, der für ihre Sünde gestorben, nunmehr wahrhafftig wieder auferstanden sey. Darauf hat er die Gefängnisse wieder schliessen lassen, und ist zur Kirche gegangen. Diese heilige Oster-Zeit über seynd vor diesem nicht allein gute Freunde in Häusern, sondern auch die gemeinen Kabacken, Bier- Meth- und Brandtewein-Häuser, sowol von Geistlichen als Weltlichen, Weibs- und Manns-Personen, fleißig besuchet worden, da sie sich denn also angefüllet, daß man sie hin und wieder auf den Gassen liegen gesehen, und ieglicher die Seinen auf Wagen oder Schlitten werffen, und so nach Hause führen müssen, da denn bey solcher Beschaffenheit man des Morgens hln und wieder auf den Gassen viel Ermordete und Ausgezogene gefunden hat. Jetzo aber soll durch den Patriarchen die allzu grosse Unordnung im Besuchen der Kabacken oder Krüge etwas eingezogen seyn. Bis hieher besagter Olearius.