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Zedler:Narcisse, Narcissen-Röslein, Narcissen-Rösgen

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Narcisse (ausländische)

Band: 23 (1740), Spalte: 635–641. (Scan)

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Narcisse, Narcissen-Röslein, Narcissen-Rösgen, Lateinisch Narcissus, Griechisch Νάϱχισςος, Frantzösisch Narcisse, Italiänisch Narcisso. Ein Knollen- oder Zwiebel-Gewächse, so um seiner Blumen willen in den Lust- und Blumen-Gärten erzielet und erhalten wird. Man hat deren so vielerley Arten, daß der berühmte Schweitzerische Kräuterverständige D. Caspar Bauhin dererselben neun und neunzig zählet und beschreibet. Derer gemeinsten bey uns zählet Elsholz sieben und zwanzig Gattungen, darunter die anmercklichsten die gantz weisse, oder mit einem gelben Ringe, oder mit einem gestirnten, oder gelben Kelche, die gelbe, von mancherley Arten, die volle Narcisse von mancherley Arten, weiß oder gescheckt, die Herbstnarcisse. Von andern werden die Narcissen in viererley Hauptsorten eingetheilet: als 1) i gemeine einfache, deren einige bleichgelb andere hochgelb von Farbe, theils mit langen, theils mit kurtzen Kelchen versehen; 2) In gemeine gefüllte, welche hochgelb, und deren Blätter zum theil auf grünlich spielen, oder mit grünlichen Strichen gezeichnet sind; 3) In gantz weisse einfache, mit einem gar niedrigen Kräntzlein gezieret, welches mit einem röthlichen Zirckel eingefasset, und dreye in etwas rundliche gelb und grün durch einander spielende Körnlein einschlüsset; dem auch in gantz weisse gefüllte, welche dritte Art von etlichen insgemein Josephstäbe genennet werden; 4) In fremde oder ausländische, welche gar sehr von einander darinne unterschieden sind, daß theils dererselben gantz gelb, andere bleich von Farbe, einen goldgelben [636] Kelch habende, welcher auch zuweilen in einigen bleichgelb ist; wieder andere gantz weiß, noch andere weiß und gelb durch einander gefüllet etc. etc. Unter diesen sind, ihrem Namen nach, die bekanntesten: 1) Die Byzantinische oder Constantinopolitanische Narcisse. Diese träget oben auf ihrem Stengel zwölf Blumen, so weisse dicke Blätter haben; in der Mitte aber kommen auch gewisse gelbe Blättlein, nebst einem gelben Kelche hervor. 2) Die Bonkore-Narcisse, von ihrem Erfinder also genannt, ist von der vorhergehenden in nichts unterschieden, als daß der mitten zwischen den weissen Blättern stehende Becher oder Kelch kraus und rauh ist. 3) Die Ragusische Narcisse, so von Ragusa aus Dalmatien zu uns gebracht worden, hat an einem Stengel drey bis vier, oder aufs höchste fünf Blumen, und an statt der kleinen weissen Blätter, die in der Mitte zu kommen pflegen, einen kleinen gelben und krausen Reif, in welchem sich noch unterschiedliche Kreise formiren, und denselbigen ausfüllen. 4) Die Crenele-Narcisse, oder deren Blumen gantz zugespitzte Blätter haben, ist zweyerley Art, die grosse und kleine. Die grosse Crenele-Narcisse bringet sehr viel Blumen, allein es fallen auch viele davon vor der Zeit ab: Ihre Blätter sind weiß; mitten aber, wiewohl nur in etlichen, breitet sich eine kleine gelbe und sehr erhabene Blume aus, die oben einem kleinen Horne gleich siehet. Die kleine Crenele-Narcisse träget nur vier oder fünf Blumen, die sechs kleine Hörner haben, und einen Stern von eben dieser Farbe bilden. 5) Die gelben Narcissen sind unterschiedlich, doch haben alle ihre Blumen goldgelbe Blätter und einen Becher von gleicher Farbe. Der Unterscheid bestehet nur darinne, daß eine grösser oder kleiner, heller oder dunckeler, als die andere ist. 6) Die wilde gestirnte Narcisse hat eine gefüllte Blume, deren Blätter strohfarbicht oder bleichgelb sind, und wie ein Stern abgetheilet stehen. 7) Die grosse Rose-Narcisse, träget nur eine Blume; in der Mitten bringet sie, an statt eines Kelches, sehr viele gedoppelt liegende Blätter herfür, davon einige lichtgelb und grünlicht sind: Wenn sie sich öffnen und nach und nach aus einander breiten, so scheinet es eine gelbe Rose zu seyn; allein Schnee und Regen machen oft, daß sie platzen oder aufspringen. 8) Die kleine Rosen-Narcisse ist lichtgelb und gantz vooller Blätter, wird auch die krause Narcisse genennet, weil sie krause und runtzlichte Blätter hat, wie der Lattich; Sie fället aber gerne vor der Zeit ab. 9) Die späte Berg-Narcisse träget drey oder vier Blumen mit weissen Blättern, die grösser sind, als der gemeinen Narcisse, sie sind aber gebrochen, und stehen so, daß sie die Gestalt eines Sternes vorstellen. Sie haben einen breiten Becher oder Kelch, Citronen- oder Pomerantzen-farbicht. 10) Die Narbonnische Narcisse hat eine oder mehr und ein merckliches kleinere Blumen als die andern Narcissen, einen grossen gelben Becher, der sich an der Oeffnung, wie eine Glocke, ausbreitet. 11) Die Englische Narcisse hat eine etwas grössere Blume als die vorhergehende; der Becher ist auch gelb und überall von gleicher Weite. 12) Die [637] dritte Narcisse des Matthioli träget auf dem Gipfel ihres mehr breiten, als runden Stengels, zehen oder zwölf weisse Blumen mit sechs langen und schmalen Blättern, welche einen Stern formiren, in dessen Mitte sich ein Kelch erhebet; weil diese Blätter, besonders dem Rande, sehr schwach und zart sind, so dauren sie auch nicht lange. Diese Blumen öffnen sich nach einander, allezeit dreye oder viere auf einmahl, und wenn ein Theil vergehet, blühet der andere wiederum. 13) Die Lilien-Narcisse von Valence träget auf dem Gipffel ihres Stengels acht oder zehen Blumen, die denen vorhergehenden gleich sind, und so dichte in einander stehen, daß man nur eine oder zweye auf einmahl sehen kan: indem die blühenden zu verwelcken anfangen, wenn die andern aufgehen wollen: Diese Blume kommt sehr viel mit den weissen Glocken-Blumen überein, indem sie lange, schmale, von einander stehende, und wie ein Stern formirte Blätter von gleicher Farbe hat. In der Mitte erhebt sich ein um den Rand gekraußter Becher oder Kelch, der wegen seiner Länge wie eine Glocke siehet. Die Blume ist so schwach, daß sie kaum einen gantzen Tag währet. Alle diese Gattungen der Narcissen wollen an einem sonnenreichen Orte, und in einem mit ein wenig Bachsande, und verfaulter Holtz- oder Weiden-Erde vermischten Wiesen-Erdreiche, oder aus einem morastigen Teiche oder Graben ausgeführtem Schlamme, so alles wohl durch einander gemenget und fein rein ausgesiebet seyn soll, vier Zoll tief, und eine Spanne weit von einander stehen. Die Zwiebeln werden gegen dem Herbste im wachsenden Lichte gepflantzet, nach Verflüssung dreyer Jahren aber um Jacobi wieder aus der Erde genommen, und die Nebenbrut, welche sich in dieser Zeit gemehret hat, davon abgesondert, damit sie wieder behöriger massen eingeleget werden können. Der grossen Narcissen, welche, weil sie grösser und breiter sind, unvergleichliche, oder die ihres gleichen nicht haben, genennet werden, hat man sechserley Arten. 1) Die goldgelbe Narcisse hat sechs gläntzende gelbe Blätter, die wohl geöffnet und feste an einander stehen, nebst einem Becher, der nach dem Boden zu weiter und fast eines Fingers dicke wird. 2) Die bleichgelbe Narcisse, welche von der vorhergehenden nicht unterschieden ist, ausser daß sie schmälere, weiter von einander stehende und krausere Blätter hat, und ihre Farbe, welche anfänglich gelb ist, nach und nach abfället, und weißgelb wird. 3) Die Citronenfarbichte Narcisse mit dem pomerantzenfarbenen Rande siehet der goldgelben am ähnlichsten, denn sie blühet gleich bleichgelb, und behält auch ihre Farbe im wachsen: sie hat einen grossen Becher mit einem pomerantzenfarbenen Rande; die Blätter sind auch breiter und stehen dichter in einander. 4) Die grosse weisse Narcisse breitet ihre Blätter aus einander, aber 5) die kleine weisse Narcisse hat sie näher beysammen und besser vereiniget. Also ist die grosse weisse Narcisse mit dem gelben von der kleinen nicht unterschieden, ausser daß diese kürzere Blätter und einen Becher von lebhafterer Farbe hat. 6) Die gefüllte citronenfarbichte [638] Narcisse hat bis drey Reihen ziemlich grosse Blätter rings herum, und in diesen Kreisen wachsen sehr viel kleine, hellgläntzende gelbe Blätter; diese Narcisse wird für die schönste unter allen Narcissen gehalten. Die nur erwähnten sechs Arten der unvergleichlichen Narcissen wollen an einem mittelmäßigen Orte stehen, und eine Erde, wie die Küchen-Kräuter, haben. Man muß sie vier Finger tief in die Erde, und vier Zoll weit von einander setzen. Nach Verfliessung dreyer Jahre werden sie ausgenommen, und von der Nebenbrut befreyet. Über diese erst erzehlten Arten der Narcissen, hat man noch die Indianische Narcisse und denn den Cameelhalß. Der Indianischen Narcisse hat man sechserley Gattungen, welche so wohl in ihren Blumen und Farben unterschiedlich sind, als auch auf unterschiedliche Art gebauet werden müssen. 1) Die Virginische Narcisse hat eine unreine weisse Farbe, wenn sie zu blühen anfänget, die sich aber, nach und nach überzühet, und endlich eine schöne hellrothe Farbe bekömmt. Ihre Blätter lässet sie wie eine Persianische Tulipane hängen, nur daß sie ein wenig größer sind, und sich niemals öffnen. In dem Topfe kömmt sie besser fort, als in dem freyen Lande; sie will über zwey Finger tief nicht in der Erde stehen, nicht viel Sonne haben, und nicht öfters versetzet werden. 2) Die Jacobs-Narcisse träget bis vier Blumen, eine jede von sechs purpurfarbenen Blättern, die unten etwas in der Farbe abfallen, oben aber auf Pomeranzenfarbe auslauffen; eine jede Blume gleichet in ihrer Gestalt der weissen Lilie, sie hat sechs lange weißlichte Fäsergen, die oben kleine gelblichte Knöpflein bekommen, und ist das mittelste Fäsergen röthlicht, und grösser als die übrigen: Diese Blume zeiget sich gantz anders als die übrigen zu thun pflegen, zugleich mit ihrem Stengel, und indem sie also blühet, fänget sie auch an Blätter und Blumen zu treiben. Die Jacobs-Narcisse muß in einem Topffe, und zweyer Finger tief in ein mageres und sandiges Erdreich gesetzet werden; sie will Wasser und Sonne haben, bis die erste Kälte ihre Blätter ausgetrocknet und verdorret hat, alsdenn stellet man sie in einen offenen und lufftigen Ort, und lässet sie daselbst, ohne etwas weiteres damit vorzunehmen, bis mitten in den Monath May stehen, da man die Erde gantz sorgfältig, bis zu der Bulbe oder Zwiebel, doch daß man diese nicht beschädige, hinweg räumet, die Nebenbrut gantz subtil von der Zwiebel abnimmt, und sie wieder mit der Erde zudecket; alsdenn begüsset man sie, bis die Erde wohl genetzet sey, und stellet sie nachmahls an die Sonne und in den Regen, doch daß man sie darneben, wenn es nöthig ist, begüsse. 3) Die rothe Narcisse, die eine Farbe fast wie die rothe Lilie hat, und sonsten Narcisse Madame oder Bella Donna genennet wird, träget zwanzig und mehr kleine länglichte Blumen, die etwas grünlicht sind; sie öffnen sich eine nach der andern, sind theils gerade, theils hängen sie unter sich, und stehen dichte voll und feste an einander. Der Figur nach sind sie wie die weissen Lilien, haben auch eben diese Grösse, nur daß die Blätter nicht zu sehr zurücke gebogen sind, und dichter in [639] einander stehen; vom Anfange sind sie weiß mit roth untermenget, je älter sie aber werden, je mehrere Farbe bekommen sie. Der Boden ist inwendig weißlicht, wie auswendig: Sie haben sechs Fäsergen, die an dem Fusse gleichfalls weißlicht, oben aber röthlicht sind, und auf einen kleinen runden Gipfel auslaufen, der einem kleinen Strausse nicht ungleich siehet; das mittlere Fäsergen hat keinen Knopf oben auf, ist aber länger und vollkommener als die andern in der Farbe. Der Stengel ist rund, fingersdick und mehr als Ellen hoch, einer grünen, mit dunckelroth vermengten Farbe; die Blätter sind grünlicht, wie an den Lilien, und so groß, als wie die gemeinen Narcissenblätter. Die Zwiebeln werden in ein gutes mit Sand vermengtes Wiesenerdreich zweyer oder dreyer Finger tief eingeleget, und beständig in der Erde gelassen, denn die Nebenbrut wird ihnen allein durch Entblössung der Erde weggenommen. 4) Die lichtgelbe oder helle weinfarbichte Narcisse, die auch den Namen Fausse Madame oder Bella Donna falsa führet, hat einen subtilen, krümmeren und nicht so runden Stengel, als die vorhergehende, bringet auch wenigere Blumen herfür, welche etwas kleiner und an der Farbe lichter, denn die vorigen sind. Diese und die rothe Narcisse stehen besser in grossen Scherben, als in einem mageren und leichten Lande. Man muß sie über drey Finger tieff nicht in die Erde setzen und sehr selten ausheben. 5) Die runde Kugelnarcisse, von den meisten Gärtnern Girandale genannt, treibet ihre Blumen, ehe man den Stengel davon zu sehen bekömmt wenn sie nun allgemach in die Höhe steiget, öffnet sie sich, wie ein Maul, in welchem man noch mehr Blumen entdecket, die, wenn sie sich auf allen Seiten ausbreiten, eine Sphaera, oder Kugel vorstellen; oben auf dem Gipffel des Stengels wachsen sehr viele und etwas lange Fäserlein, zwischen denen noch mehr kleine, dreyeckichte, eines Fingers breite, und fünf bis sechs Zoll lange Stengel hervor kommen, die grüner mit roth vermischter Farbe sind, und kleine Knöpfflein, wie die Saamen-Häuptlein der Tulipanen haben. Unter diesen Stengeln sind einige, die unter sich hängen, andere aber stehen aufgericht; aus dem Gipffel entspringet eine fünfblätterichte Blume, deren Blätter carmesinroth, oben zurück gebogen, oder umgeschlagen und gekrauset sind. Das äussere Blatt steiget gleichfalls in die Höhe, und hat sechs Fäden in der Mitte von gleicher Farbe, so sehr lieblich anzusehen; diese sind mit kleinen beweglichen Knöpfflein oder Hütlein bedecket, die alle zusammen in der Farbe abnehmen, und braungelb werden. Der siebende Faden ist länger, als die anderen, wird dicke und rollet sich oben zusammen, daß er einen purpurfarbenen Knopff machet. Die Blumen stehen drey Finger weit, oder ein wenig weiter von einander; sie blühen nach einander, und vergehet nicht eine einige, daß nicht an ihrer Stelle eine andere blühe. In dem Monath September kommen sie hervor, und dauern fast einen Monath lang. Diese Narcisse wird wie die vorhergehende gebauet, und will für überflüßiger Nässe und Kälte wohl verwahret seyn. 6) Die geschuppte Narcisse, sonst auch Colchicum indicum, [640] oder grosse indianische Zeitlose genannt, bringet aus ihrer Hülse eine Blume, wie eine Granate, mit sechs, zuweilen auch mehr schönen feuerrothen Blättern, und in diesen Blumen sind noch sehr viele kleine halbgeöffnete leibfarbene Blumen: Aus einer jeden von diesen Blumen gehen drey rothe Fäden oder Fäserlein, mit einem gelben Hütlein oder Deckel herfür. Wenn diese Blume verblühet hat, und ihr Stengel in den Saamen treibet, so schlagen erst die Blätter unten am Fusse aus, und kommen eher nicht, als bis die Blätter von den Blumen abgefallen sind. Sie will aber in unsern Landen nicht allezeit blühen. Da Saame kömmt nach verwelckter Blume in hochrother Farbe, mit dreyen oder vieren in Olivengrösse bestehenden Körnern, und Absätze wie eine Traube, jede derselben hat drey oder vier schwärtzlichte Kerne, wie kleine Faseolen. Diese Narcisse wird am besten in einem Topffe, so mit magerer und sandichter Erde angefüllet ist, drey Finger tieff gepflantzet. Wann die Blätter dürre worden, muß man sie zu anderen Gewächsen ihres gleichen, an einen trockenen und lufftigen Ort, unter ein Obdach bringen, ihren Kiel aber niemahls ausnehmen. Der Cameelhals, also genannt, weil der Stiel, daran die Blume hänget, sich wie ein Cameelhals krümmet; wird auch sonsten die gecrönte Narcisse, oder die Narcisse mit dem langen Kelche geheissen. Dieses Cameelhalses finden sich dreyerley Gattungen: 1) der einfache weisse; 2) der bleichweisse; und 3) der gefüllte weisse. Der einfache weisse Cameelhals hat sechs weisse Blätter, aus deren Mitte ein Becher hervor gehet, welcher oben herum mit einem rothen Saume eingefasset ist. Der bleichweisse Cameelhals hat eine kleinere Blume, allein er träget deren auch vielmehr, indem sich vier bis fünfe auf einem Stengel befinden. Der gefüllte weisse Cameelhals wird wegen seiner vielen Blätter, und wegen seines goldfarbenen Kelches, welcher rings um den Rand mit einem rothen Striche, als mit einem Saume, eingefasset, und gleichsam von einer Crone umschlossen ist, mit Recht die gecrönte Narcisse genennet: Denn diese ist unter allen, so wohl was die Gestalt, als auch die Menge der Blätter, und den lieblichen Geruch betrifft, die schönste, und die am werthesten gehalten wird. Einige von den Franzosen nennen sie Rose de notre Dame oder Unser lieben Frauen Rose. Alle drey Gattungen von dieser Blume stehen gerne in einem fetten und feuchten Boden, vier Finger tieff, und eine Spanne weit von einander. Damit sie desto leichter blühen, muß man sie bey dem Setzen mit Erde, wie zu den Küchenkräutern genommen wird, bedecken. Alle drey Jahre werden sie wieder ausgehoben, und die Nebenbrut davon abgenommen. Von den Pseudonarcissis oder Mertzenbechern ist bereits im XX Bande p. 1046, und von den Jonquilien im XIV Bande p. 1115. u. f. gehandelt worden, und die Tazzetten, so ebenfalls unter die Narcissen gerechnet werden, werden an ihrem Orte vorkommen. Die Narcisse führet viel Oel, Feuchtigkeit und wesentliches Saltz. Die Blume der Narcisse machet ein wenig dumm und schläfrig, wenn man zu lange daran rüchet, oder wenn man sie zu [641] sich nimmt. Die Wurtzel reiniget, heilet und lindert, und wird gemeiniglich nur äusserlich gebrauchet, als z. E. in Brandschäden, Podagra und Entzündung der Augen. Mit Bohnenmehl ausgeleget, zühet sie Dornen und Splitter aus, zertheilet auch, und machet die harten Beulen weich. Nach Clusii Erfahrung soll die Wurtzel eingenommen, Erbrechen machen: Narcissi radicem. saget er de rar. Stirp. Hispan. Lib. II. cap. 1. p. 255. si edatur, vomitoriam esse saepe numero expertus sum, qua facultate praeditam etjam Dioscorides testis est. Dieser Meynung ist gleichfalls Lonicerus in seinem Kräuterbuche p. 425. wenn er also schreibet: "Narcisse ist warm und trucken, häftet die gehauenen Wunden und Spannadern bald wieder zusammen. Narcissenwasser bey der Kost gesotten und die Brühe eingenommen, machet Erbrechen. Kraut und Wurtzel zerknirschet und aufgeleget, ist gut zu Geschwulsten, den geschwollenen Brüsten der Kindbetterinnen, und zu allem Brande. Die Zwiebel grün gestossen, mit ihrem Saffte warm übergeschlagen, häftet und heilet die gehauenen Wunden und Spannadern. Mit Honig pflasterweis übergeleget, bekommt den schwachen podagrischen Gliedern wohl, heilet die hitzigen Schäden und den Brand, Risamen, Zittrüsen und Flechten." Das Wort Narcissus kommt von Ναϱχη, torpor, Trägheit, Schläfrigkeit, weil die Narcissenblume träge und schläfrig machet. Andere geben vor, Narcissus sey der Name desjenigen jungen Menschen gewesen, der, wie die Fabel haben will, in diese Blume soll verwandelt worden seyn. Eine ausführliche Beschreibung aller Narcissengewächse hat J. B. Ferrari de Cult. Florum.