Zum Inhalt springen

Zedler:Moldau

aus Wikisource, der freien Quellensammlung


Grosses vollständiges Universal-Lexicon Aller Wissenschafften und Künste
korrigiert
<<<Vorheriger

Moldau-Fluß

Nächster>>>

Moldau oder Muldau, und Maldau

Band: 21 (1739), Spalte: 892–894. (Scan)

Republik Moldau in Wikisource
Republik Moldau in der Wikipedia
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Linkvorlage für WP  
Literatur
* {{Zedler Online|21|Moldau|892|894}}
Weblinks
{{Wikisource|Zedler:Moldau|Moldau|Artikel in [[Johann Heinrich Zedler|Zedlers’]] [[Grosses vollständiges Universal-Lexicon Aller Wissenschafften und Künste|Universal-Lexicon]] (1739)}}

Moldau, Lat. Moldavia, ein Europäisch Fürstenthum, so auch unter dem Namen der grossen Wallachey begriffen, oder Wallachia cis-Alpina genennet wird, und vorzeiten ein Stück von Dacien, hernach aber von dem grossen Königreich Ungarn war, hat seinen heutigen Namen von einem Fluß, oder von dem Flecken Moldau bekommen. Gegen Norden zu wird es durch den Dniester von Podolien, und gegen Morgen durch das schwartze Meer und die Donau von Bulgarien abgesondert, die Flüsse Donau und Serethe oder Missovo hat es gegen Mittag, und der Berg Hemus unterscheidet es gegen Morgen von der Wallachey, und gegen Abend von Siebenbürgen. In der Länge von Osten gegen Westen zu erstreckt es sich ungefehr auf 90, und in der Breite von Norden gegen Süden zu auf 70 Meilen. Es wird in das sogenannte Moldau und Bessarabia unterschieden, allwo die Ausflüsse der Donau sind, und gehört den Türcken zu. Das Land Budziac wird von den Drobucischen Tartarn bewohnt, welche grosse Räuber und Diebe sind. Soekzowa ist die Hauptstadt in der Moldau, und Jassy des Fürsten oder Hospodars Residentz. Dieses Land ist fruchtbar an Getrayde und allerley Hülsen-Früchten, und hat sehr gute Lufft. Es giebt darinnen so viel Wachs und Honig, daß bloß die Zehenden davon, welche ihm gegeben werden, über 200000 Cronen austragen sollen. Vorzeiten erkannten Moldau und Wallachay die Pohlnische Könige vor ihre Ober-Herren, massen denn 1403 der damalige Woywode Alexander, dem Pohlnischen König Uladislao Jagelloni gehuldigt hat. Als aber Constantinopel an die Türcken übergangen [893] war, und die Pohlen in Preussen zu thun hatten, muste sich 1455 der damalige Woywode Peter unter den Schutz des Ottomannischen Reichs ergeben. Nachgehends haben die Pohlen lange Zeit mit den Türcken um die Ober-Herrschafft von diesen beyden Fürstenthümern gestritten, bis endlich zu Zeiten Königs Sigismunds III. in Pohlen, der Pohlnische Cron-Feld-Herr, Stanislaus Zolkiewski, ohne Vorwissen der Republic Pohlen, wie die Pohlnischen Scribenten erinnern, das Recht auf Moldau und Wallachey den Türcken abgetreten. Die Einwohner sind Christen, und stehen unter dem Griechischen Patriarchen. Der Tribut, den sie vor diesem den Türcken geben musten, belieff sich jährlich ungefehr auf 4000 Thaler. Nachgehends aber hat die Ottomannische Pforte solchen von Zeit zu Zeit mehr erhöhet, um sie mit Fleiß auszusaugen, und desto gehorsamer zu machen, so daß das gewöhnliche Schutz-Geld bis auf 90000 Gülden, (woraus einige gar 90000 Thaler machen,) gestiegen. Im Jahr 1686 fielen die Pohlen in dieses Land ein, und eroberten die vornehmsten Städte darinnen, worauf die Moldauer von der Ottomannischen Pforte abfielen, und sich 1688 freywillig unter des Kaysers Schutz begaben. Doch sind sie nachgehends wieder unter die Türcken verfallen, welche nach Gefallen in diesem Lande befehlen. Im Jahr 1711 kam die Türckische und Rußische Armee in diesem Lande so nahe an einander, daß nichts als der Fluß Pruth darzwischen war. Die Armeen waren auf 70 bis 80000 Mann starck, aber es kam zu keiner Schlacht, sondern blieb nur bey Scharmützeln. Unterdessen war des Czaars Armee fast auf die Helffte geschmoltzen, der Hospodar, welcher ein gut Verständniß mit ihm hatte, kunte die Rußische Armee nicht weiter mit Proviant versorgen, und der Tartar Chan hatte alle Pässe besetzt, dadurch die Russen ihren Rückweg nehmen musten. Bey diesen Umständen aber wusten des Czaars damalige Vertraute den Groß-Vezier mit vielen Millionen, welche die Schweden 1706 in Sachsen erpresset, und die Moscowiter nach der Schlacht bey Pultawa erbeutet hatten, zu bestechen, daß nur Friede gemacht wurde. Die merckwürdigsten Veränderungen, so sich nach und nach mit den Woywoden, Fürsten und Hospodaren in der Moldau zugetragen, kommen darauf an. Unter Königs Sigismunds I. in Pohlen Regierung ward ein gewisser Johannes zum Woywoden von der Moldau erwehlet. Ein gewisser Aaron, so diese Würde unter Pohlnischem Schutz gleichfalls besaß, ward 1595 von dem Fürsten in Siebenbürgen, Stephan Bothory, gefangen genommen. An dessen Stelle kam Stephan Radul, den die Polen verjagten, und Jeremiam Mohila einsetzten, auch ihn in der Regierung behaupteten. S. von ihm einen Articul. Seine beyden Söhne Constantin und Alexander folgten ihm darinnen; aber der älteste ward von den Tartarn gefangen genommen, und starb in der Gefangenschafft, und jüngste ward nach Constantinopel gebracht. Indessen hat ein gewisser Stephan Tomsa sich der Herrschafft angemaßt, und ward zwar darinnen eine Zeitlang von den Türcken gegen die Polen geschützet, aber auch 1618 von ihnen abgesetzt; worauf ihm Caspar Gratian folgte, von dem ein besonderer Articul handelt. Im Jahr 1658 gab Mahomet [894] IV. die Moldau, nach dem Tode des Hospodarn Matthiä an Georgen Giska. Im Jahr 1700 ward N. Cantemir von den Türcken ab, und an seine Stelle Constantin Racuwitz, ein Sohn des Hospodaren von der Wallachey eingesetzt. Allein 1709 verlohr auch dieser wegen seiner mit dem Rußischen Hofe geführten Correspondentz seine Freyheit und Würde, welche letzte Nicolao Maurocordato zu Theil ward. Dieser ward auch bald abgesetzt, weil er mit den Russen ein geheim Verständniß gehabt haben solte; und ihm succedirie Demetrius Cantemir. Im Jahr 1726 ward Gregorius Gika oder Giska Hospodar von der Moldau. Im Jahr 1736 ward der Hospodar in der Wallachey, ein Sohn des alten Johannis Nicolai Maurocordati, zum Hospodar in der Moldau eingesetzet. Cromer. hist. Polon. Bonfin. hist. Hungar. Ortelius. Le Labodureur. Baudier in L' Inventaire de l' Histoire generale des Turcs.