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Zedler:Meissen, eine Stadt und Schloß

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Meissenheim

Band: 20 (1739), Spalte: 386–387. (Scan)

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Meissen, Lateinisch Misena und Misnia, eine Stadt und Schloß, so uneben in einem Thal und an den Bergen bey den drey Wassern, der Elbe, Trebisa und Meisse, in dem Marggrafthum Meissen, in einer anmuthigen Gegend, darinnen man nichts als Weinberge siehet, lieget, von welchem letztern Wasser sie den Namen bekommen.

Heinrich der Vogler hat sie erbauet, um dadurch die Wenden zu Abtragung ihres schuldigen Tributs zu zwingen; vorher war an diesem Ort nichts als Gebürge und Holtz zu sehen.

Sie war vor Zeiten ein Bischöflicher Sitz.

Ausser der Albrechtsburg, so 1470 von Hertzog Albrechten erbauet, und von Churfürst Johann Georgen erneuert worden, und dem Bischoffs-Hofe, so aber ziemlich alt, sind daselbst zu sehen die Dom-Kirche auf einem Berge, worinnen viel Fürstliche Personen begraben liegen, und daran der Thurm mit einem durchsichtigen steinern Dach versehen, so daß es doch nicht in dem Thurn regnen kan, und ferner das ehemahlige Mönchs-Kloster St. Afrä, in welchem nun eine Fürsten-Schule aufgerichtet ist, darinn 100 Knaben unterhalten werden. Sonsten wird in der Stadt starcker Handel, sonderlich mit Tuch getrieben, welches an der Güte öffters die ausländischen übertrifft. Die höltzerne, aber auf steinern Pfeilern ruhende Elb-Brücke allda, ist ein Meisterstücke der Bau-Kunst.

Was die Geschichte dieser Stadt anlanget, so war sie bereits zu den Zeiten Kaysers Heinrichs IV verschiedenen Troublen unterworffen, indem gedachter Kayser solche den Böhmen überlassen, wiewohl [387] die Sachsen sich iederzeit darwieder gesetzet. In dem 16 Jahrhunderte wurde sie von dem Churfürsten Johann Friedrich zu Sachsen, eingenommen, welcher bey seinem Abzug, da ihm Kayser Carl V zu nahe auf den Hals kam, die Brücke daselbst abbrannte. Gleich darauf, nemlich den 23. April 1547 eroberten sie die Kayserlichen, da dann 4 Tage hernach die Dom-Herren wegen des wieder den Churfürsten von dem Kayser befochtenen Sieges, das HErr GOtt wir loben dich etc. mit grossem Frolocken absungen. Allein es ward zu eben dieser Zeit, ohne daß man vor oder hernach einen Donnerschlag gehöret, die Kirche durchs Wetter angezündet, und 3 Thürne nebst den Glocken, Orgel und Kirch-Tach verbrannt. Im Jahr 1632 wurde die Stadt ebener maßen von den Kayserlichen, und ohne einige Gegenwehr eingenommen; Im Jahr 1637 aber von den Schweden durch eine Kriegs-List überrumpelt, ausgeplündert und guten Theils abgebrannt. Ob nun schon der Dom und das Schloß sich dieses mahl erwehret, so wurden sie doch 1645 gleichfalls zur Ubergabe genöthiget.

Was das Burg-Grafthum dieser Stadt betrifft,so ist solches vom Kayser Otten I aufgerichtet worden. Die Reussen von Plauen hatten es inne, wurden es aber 1422 an Fridericum Bellicosum abzutreten genöthiget. Der erste Burggraf ist Graf Friedrich zu Ilenburg, des gedachten Kaysers Vetter, gewesen. Die Burggrafen waren auch von grossem Ansehen, und werden gemeiniglich unter die 4 Grafen, so des Reichs Amtleute genennt werden, und unter die 4 Land-Voigte des Reichs gezehlet.

Im Jahr 1708 hat der Churfürst zu Sachsen die readmißion zum Reichs-Voto in Ansehung des Burggrafthums Meissen gesucht, auch darüber ein Kayserliches Commißions-Decret erhalten; es ist aber die Sache wegen des Wiederspruchs, der sich von Seiten der Ernestinischen Linie dagegen geäusert, nicht zu Stande gekommen.

Das Schloß liegt nahe an der Stadt auf einem Berge, da eine berühmte Fürsten-Schule, und seit einigen Jahren eine Fabrique angeleget worden, in welcher das allenthalben beruffene, und das Orientalische an Schönheit, Mahlerey und Härte weit übertreffende Porcellain verfertiget wird.

Bey Meissen ist auch noch das sogenannte heilige Thal, darinne Bischoff Benno die Frösche stumm gemacht haben soll.

Ditmar. Merseburg. l. I. Fabricius in annal & orig. Saxon. l. 2. p. 115. Albinus Meißn. Land-Chron. Laurent. Faust. Beschreibung der Stadt Meissen. Peckenstein theatr. Saxon. Dresser. in desc. urbium. Bertius l. 3. rer. Germ. p. 609. Zeiler topogr. Saxon. super.