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Zedler:Meiland, Meyland, ein Hertzogthum

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Grosses vollständiges Universal-Lexicon Aller Wissenschafften und Künste
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Meiland, Mäyland, Milano

Band: 20 (1739), Spalte: 300–303. (Scan)

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Meiland, Meyland, Lat. Ducatus Mediolanensis, ein Hertzogthum in der Lombardey, in Italien, welches gegen Morgen an die Venetianische Landschafft Bergamo, gegen Mittag an die Genuesische und Parmisanischen Landschafften, gegen Abend an Savoyen und Montferrat, gegen Mitternacht an die Grafschaft Chiavenna, und an die Schweitzerischen Landschafften, die um den Lago di Lugano herum liegen, gräntzet.

Vorzeiten wurde es Insubria und die Einwohner Insubres genennet. Es wird dieses Hertzogthum in 12. kleine Landschafften eingetheilet, welche sind La Laumelina, il Pavesano, Lodesano, Cremonese, Alessandrina, Tortonese, il Territorio di Lobio, die Grafschafft Vigevano, il Novarese, das eigentlich sogenandte Milanese, il Territoria di Como, und die Grafschafft Anghiera.

Die Haupt-Stadt darinnen ist Meyland, von welcher das gantze Hertzogthum den Nahmen führet. Ausser der Haupt-Stadt sind darinnen Pavia, Tortona, Alessandria della Paglia, Valenzia, Mortara, Novara, Anghiera, Vigevano, Como, Lodi, Cremona, Casal Maggiore, Rivalta oder Rivolta, Marignano, und Bicoque. Sonsten sind darinnen auch zu mercken Abia Grasso, Cassano, Castione, Corbetta, Leinate, [301] Monxa, Pontruolo, Rho, Sarono, Trezzo, Varesio, und andere.

Von den stehenden Seen hat man darinn absonderlich 3. grosse, namentlich den Lago Maggiore, den Lago di Como, und den Lago di Lugano. Von Flüssen sind mehr als 70. darinnen, unter welchen aber die Adda, Bormida, Oglio und der Po die vornehmsten sind. Die Länge vom Abend gegen Morgen ist 35. und die Breite von Mittag gegen Mitternacht 25. deutsche Meilen.

Man kan hieraus leicht ermessen, daß dieses Hertzogthum eines der schönsten und weitläufftigsten von gantz Europa sey, dessen Werth um so viel mehr vergrössert wird, weil die Einwohner nicht allein mit allem dem, was sie selbst zu ihrer Nothdurfft benöthiget, sondern auch mit solchem Überfluß versehen sind, daß sie sowohl abgelegene, als benachbarte Landschafften damit versorgen können; (daher es auch das Paradies von Italien genennet wird.) Das Getrayde, und absonderlich der Reiß, geräth überaus wohl. Der Wein wächset nicht nur häuffig, sondern ist auch von einer absonderlichen Güte, zumahl in der Grafschafft Como, in der Landschafft Novara, und in dem Lumellinischen. Der Wiesewachs ist hier viel reichlicher, als an einem Ort der Welt, so, daß man in der Landschafft Lodi und in dem Lumellinischen ordentlich 3. oder 4. mahl des Jahrs Heu und Grummet soll machen können. Und eben hierdurch ist die Viehzucht ungemein schön, und können die Einwohner, insonderheit von den Käsen, und von der Wolle grossen Vortheil ziehen. Um den Comer-See, wie auch sonsten, wird viel Oel erbauet, und zu Unterhaltung der Seidenwürmer wachsen unzählich viel Maulbeer-Bäume, gleichwie Honig und Wachs gleichfalls in ziemlicher Menge an die Ausländer verkaufft wird. In den Wäldern ist ein Überfluß an allerhand Wildpret, und in vielen Flüssen und Seen ein ungemeiner Vorrath an Fischen. Aus den Bergen gräbet man den schönsten, sowohl schwartzen als weissen Marmor, ingleichen Rubinen, Crystall und Amethysten.

Von den Einwohnern bemercket man, daß sie zwar von gutem Verstande seyn, bey weitem aber keinen solchen aufgeweckten Geist haben, wie andere Italiäner. Doch wird an ihnen gerühmet, daß sie sehr arbeitsam, und sowohl zum Studiren, als zur Kauffmannschafft, geschickt; dabey aber auf ihr eigenes Interesse fast allzusehr erpicht sind.

Was die Historische Beschreibung dieses Hertzogthums anlanget, so kan dieselbe, sowohl aus dem Artickel der Stadt Meiland selbst, als auch aus denen von Visconti und Sfortia genommen werden.

Im XIV. Jahrhundert bemächtigte sich die Familie Visconti der Herrschafft über Meiland, und Matthäus Visconti war von 1310. biß 1323. der erste Vice-Comes daselbst. Von seinem Nachkommen (welche unter dem Artickel Visconti zu suchen) hat Johann Galeatius 1396. den Titel eines Hertzogs von Meiland vom Kayser Wentzel erkaufft. Nach Abgang dieser Familie ist im Jahr 1447. das Sfortia zum Besitz dieses Hertzogthums gekommen, (siehe Sfortia) in welchem es auch geblieben, biß der letztere Hertzog Frantz Sfortia [302] 1535. mit Tode abgieng.

Nach diesem schlugen sich Frantz der I. König in Franckreich, und Kayser Carl der V. darum, da es denn der letztere behielt, und es hernach seinem Sohne Philipp dem II. Könige in Spanien, übergab, dadurch es also an die Cron Spanien kam.

Als sich der Duc d'Anjou der Spanischen Monarchie anmassete, so wolte er auch dieses Hertzogthum an sich bringen, da es denn die Frantzosen im Nahmen dieses neuen Königs besetzten, und den alten Printz Vaudemont zum Gouverneur bestelleten. Hierauf wurde der Käyser den Krieg in Spanien, Italien, und Deutschland anzufangen genöthiget, und schickte auch 1701. eine Deutsche Armee unter dem Commando des Printzen Eugenii nach Italien. Der Duc d'Anjou kam im folgenden Jahre den 18. Junii selbst zu Meiland an, um sich huldigen zu lassen, und die Deutschen wieder zu vertreiben, welches ihm aber nicht wohl von statten gieng.

Endlich wurde 1706., nachdem die Französische Armee vor Turin geschlagen worden, das Hertzogthum Meiland von den Käyserlichen erobert, und kam also an das Ertz-Haus Oesterreich.

Nur dieses ist hier noch zu mercken, daß, nach der durch die Käyserlichen geschehenen Eroberung, von diesem Hertzogthum die Provintzen Laumelino oder Lummelino und Alessandria, durch den Käyser an den Hertzog von Savoyen, Victor Amadeum, abgetreten, ingleichen, daß um eben diese Zeit der Printz Eugenius von Savoyen, und, nachdem dieser 1716. dieses Amt niedergelegt, der Fürst von Löwenstein-Werthheim zum Gouverneur des Hertzogthums ernennet worden, welchem nachmahls der Graf Coloredo, wie diesem erst zu Ende des Jahrs 1725. der Graf von Daun in dem wichtigen Amt gefolget ist, solches auch geführet hat, biß die Alliirten Frantzösischen, Spanischen und Savoyischen Trouppen im Jahre 1733. die Haupt-Stadt dieses Hertzogthums, nebst Vigevano, Pavia, Lodi, Cremona, Como, einnahmen, und sich nach und nach des gantzen Hertzogthums bemächtigten, und der Kayser darinnen nichts übrig behielt.

In den 1735. den 3. Octobr. zu Wien unterzeichneten Friedens-Präliminarien ist ausgemacht, daß dieses Hertzogthum dem Kayser solte restituiret werden, jedoch solte der König von Sardinien vor sich 2. Districte wehlen; welches auch 1736. erfolgte, und der König von Sardinien sich Tortona und Novara mit ihren Districten auslaß; das übrige aber ward alles dem Kayser wieder eingeräumet. Was im übrigen die ordentlichen Einkünffte desselben belanget, welche daraus von den Spanischen Königen gezogen worden, sollen sich selbige ordentlich auf 24. Tonnen Goldes belauffen, ohne dem freywilligen Geschencke, welches die Unterthanen in die Königl. Cammer liefern müssen, und zuweilen über 400000. Thaler ausgemachet.

Andreas Alciatus in Hist. Mediolanen. Tristan. Calch. Histor. Patr. Ripamont in Histor. Patr. Bernhardin. Corius Histor. Duc. Mediolan. Bosius in Notit. Hispan. Ducatus Mediolanensis & Regni Neapolitani. Schau-Platz des Krieges in Italien, pag. 226. u.f. Rogissart Delic. de l'Italie.

Das Wapen [303] dieses Hertzogthums ist eine blaue dreymahl gekrümmte Schlange, mit einem rothen Kinde im Rachen; welches Wapen Burggraf Otto von Meiland im Jahr 1100. von einem Riesen-mäßigen Saracenen, Polux genannt, der dergleichen Schlange auf seinem Helme geführet, und den erschlagen, soll angenommen haben.