Zedler:Mechanick
Mechanick, Bewegungskunst, Lat. Mechanica, Frantz. Mecanique, ist ein Theil der angebrachten Mathematick, u. zwar derjenige, welcher die Bewegung an sich selbst betrachtet und die Gesetze derselben untersuchet; ins besondere aber lehret, wie gewiße Werckzeuge und Maschinen, anzugeben sind, wodurch die bewegende Krafft entweder vermögend gemachet wird, eine grössere Last zu bewegen, oder die Bewegung geschwinder zu verrichten, als die vorgegebene Krafft allein vor sich hätte leisten können. Diese Wissenschafft bringt uns demnach den Vortheil, daß wir sehr viele Verrichtungen, deren wir in dem menschlichen Leben nicht entbehren können, weit hurtiger und mit glücklicherm Fortgange ausführen können, ohne daß wir allezeit nöthig haben, selbst die Hand mit anzulegen, immassen die Stelle von Thieren, ja wohl gar von leblosen Creaturen vertreten werden kan. Es ist aber diese Wissenschafft bey denen Alten sehr unvollkommen gewesen, und haben sie darinne insgemein nichts mehr abgehandelt, als wie man mit Vortheil durch Hülfe der einfachen Maschinen und so genannten Rüst-Zeuge eine Last bewegen solle, und beruhet also in dem einigen, was Archimedes in seinen Büchern de aequiponderantibus, von dem Mittel-Puncte der Schwere und dem Waagerechten Stande der Cörper angegeben, und was Pappus in L. VIII. Collectan. Mathemat. vom Hebel, dem Rad an einer Axe, vom Seil und Kloben, von der Schraube und dem Keil erwiesen. In denen neuern Zeiten hingegen hat man viel mehrers von der Bewegung der Cörper erfunden, wovon bereits im III. Bande unter dem Worte: Bewegung, und auch im XXI. Bande unter dem Worte: Motus leges, ist ausführlich gehandelt worden. Wallisius hat in seiner Mechanica von der Bewegung überhaupt gehandelt, da insgemein die Anweisungen zur Mechanick sich nicht über den Waagerechten Stand der vier einfachen Maschinen, des Hebels nehmlich, des Räderwerckes, der Kloben und der Schrauben versteigen. Er ist aber selbst geübten Sinnen schwer zu verstehen und Anfängern fast gantz unbegreifflich, wenn sie nicht ungemeinen Fleiß anwenden wollen. Was nun also in den gemeinen Mechanicken vorkommt und noch etwas mehrers, das findet man auf eine gar leichte Art in Wolffens Anfangs-Gründen der Mechanick abgehandelt. So werden auch nebst denen, die bereits oben bey Erklärung der Bewegung angeführet worden, noch andere Bücher angetroffen, worinnen schon höhere Sachen enthalten sind, zu welchen auch insonderheit zu zehlen sind sowohl de la Hire Traité de Mechanique, als auch Jacob Leupolds Theatrum Machinarum Generale, nebst einigen andern darzu gehörigen Theilen, als da sind das Theatrum Hydrotechnicarum, Thatrum Hydraulicarum, Theatrum Maschinarium, Straticum, Pontificiale. Insonderheit verdienen Wolfens Elementa Mechanicae angeführet zu werden. Wenn aber einer aus der Mechanick nicht mehr zu erlernen verlanget, als was Maschinen zu beurtheilen und zu erfinden nöthig ist, denen wird Jungenickel in seinem Schlüssel zur Mechanica ein Gnügen thun. Mehrere Schrifften von der Mechanick findet man in Wolffs kurtzem Unterricht von den Mathematischen Schrifften. Wie die Mechanick nach und nach angewachsen und bereichert worden sey, siehe kürtzlich in dem II. Bande von Wolffens horis subsecivis Marburgensibus p. 163. u. ff.