Zedler:Marie Heimsuchung
Marie Heimsuchung, ein Fest, welches in der Römischen Kirche und von einigen Protestanten den 2 Julii gefeyert wird, zum Andencken dessen, daß Marie die Elisabeth besucht, und anbey ihren Lobgesang gemacht. Luc. I, 39 u. ff. Es ist solches Fest im Jahr 1389 angeordnet worden, als eben in der Abendländischen Kirche ein grosser Streit um den Päbstl. Stuhl war, massen die Italiänischen Cardinäle Urban den VI, die Frantzösischen hingegen Clemens den VII zum Pabst erwehlet hatten. Damit nun der erstere die Oberhand behalten möchte, erwehlte er die Jungfrau Marie zu seiner Patronin, und stellte ihr zu Ehren dieses Fest an. Es wurde aber solches damahls noch nicht so ordentlich gefeyert, bis es in dem folgenden Jahrhunderte der Pabst Bonifacius IX wegen des damahligen Türcken-Krieges erneuerte, mit dem Befehl, daß alle und iede die Marie eifrigst anruffen sollten, damit sie den Türckischen Bluthund unter ihre Füsse treten möchten, gleichwie die Marie etwa auf ihrer Reise zu ihrer Muhme, der Elisabeth, das Gebürge betreten. Doch giebt bemeldter Pabst Bonifacius in seiner Bulle mit vor, es sey ihm und andern frommen Männern von GOtt eingegeben worden, dieses Fest feyerlich zu begehen, welches hernach in dem Concilio zu Basel Sessione 43 confirmiret worden. Unter den gemeinen Leuten regieret dieser Aberglaube, daß 40 Tage lang darauf eben solch Wetter seyn werde, wie es an diesem Tage gewesen. Wovon folgende Sprichworts-Reime erwachsen:
- Regnets am Tag unser lieben Frauen,
- Da sie das Gebürge thät beschauen;
- So wird sich das Regenwetter mehren,
- Und viertzig Tage nach einander währen.
Historia Longobardica s. aurea Legenda cap. 179. Gobelinus Persona Cosmodrom. aetat. 6. p. 311. beym Meibomio T. I. scriptor. rer. germ. Baronius ad Martyrolog. II Jul. Hildebrandus de diebus festis p. 96 sq. Osiand. Epit. hist. eccles. centur. XV. lib. II, c. 4.