Zedler:Mühle (Papier-)
Mühle (Papier-). Die Papier-Mühlen wollen einen starcken Wasser-Fluß, ein genugsames Gefälle, und absonderlich ein reines und weiches Wasser haben, als ohne welches das Papier nicht gut noch schön weiß gerathen wird. Nächst der Mühle und dem dazu gehörigem Geschirre, ingleichen der Wohnung für Meister und Gesellen werden noch an Gebäuden und Gemächern dazu erfordert, die Werck-Stube; der Lumpen-Boden, wo die gesammleten Lumpen hingebracht, ausgesucht, und ihrer Feine nach abgesondert werden; ein besonderer Platz für die Lumpen-Fäule; eine Leim-Küche; eine Glätt-Stube; Wasser und Häng-Boden, welche geraum und nach der Menge des Papieres, das allda gemachet wird, proportioniret seyn müssen. Unter dem Worte Geschirrre, wird das Rad, die Welle mit ihren Hebeln, die in denen Hinter- und Vorder-Stauden gehende Schwingen und Stampfen, und der Löcher-Baum verstanden, in und durch welche die Hadern und alten Lumpen, nachdem sie vorher gefaulet, und zweymahl mit einem Beil, so das Hader-Messer genennet wird, zerhackt worden, gestampfet und zu Zeug gemacht werden. Der Löcher-Baum ist ein starcker dicker Block, worinnen etliche langrunde grosse Löcher ausgearbeitet, und mit Blatten, das ist, Schalen-formigen ovalrunden Eisen ausgelegt, in welche die Stampfen fallen. Diese sind grosse Stücken Holtz, worein unten vier grosse eiserne Keile geschlagen, und womit in dem Löcher-Baum die alten Lumpen zerstampfet werden. An jeder Stampfe ist ein Stücklein Pfoste befestiget, welches die Schwinge genennet wird, und mit der Stampfe die Gestalt eines grossen Hammers hat. Hinter-Staude ist ein Stück Holtz, worinnen die Schwinge am hintern Ort mit einen Boltzen angemacht ist, an dem sie sich bewegen kan. Vorder-Stauden sind zwey kleine in den Löcher-Baum fest gemachte Säulgen, zwischen welchen die Schwinge gehet, daß sie auf keine Seite weichen oder sich verrücken kan. So viel Schwingen und Stampfen also in einer Papier-Mühle sind, so viel Paar solcher Säulgen sind auch dabey. Eine Holländische Invention von Papier-Mühlen, da der Zeug nicht durch Stampfen, sondern mit mehrern Vortheil durch Zerreissung und Zertreibung derer Hader-Lumpen bereitet wird, ist vor wenig Jahren im Fürstenthum Altenburg angebracht worden. Wo man nicht der Tüchtigkeit des Wassers, eines genugsamen Vorraths an Lumpen, und eines zulänglichen Abgangs des Papiers versichert ist, mag keine Papier-Mühle mit Vortheil angeleget werden, weil das Papiermachen eine kostbare Arbeit, wovon der Gewinn auf dem starcken Vertrieb des Papiers beruhet. Was die Structur einer Papier-Mühle anbelanget, so wird der achteckigte Well-Baum durch das Wasser-Rad umgetrieben, auch heben die Zwerch-Arme des Well-Baums die sechs Klappen-Hämmer auf, und lassen sie wieder in ihre darunter stehenden Kasten auf die Lumpen fallen. Es muß aber auch eine Wasser-Rinne, dadurch das Wasser auf die Lumpen und in derselben Kasten laufft, angeordnet werden. Die Materie derer zerstossenen Lumpen wird mit einen Gitter ferner aus dem Wasser-Zuber gehoben, und das Pappier unter der Presse auf einander gesetzt. Noch eine andere Gattung dergleichen Mühle wird ebenfalls mit Vortheil an einen fliessenden Wasser angerichtet, und treibt das Wasser-Rad mit seinen Heb-Armen den Well-Baum, da denn die ersten die Klappen, deren jede in einer Rahme ist, aufheben und niederfallen lassen, und wird das Wasser durch die Rinne in die Kasten getheilet.