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Zedler:Helmstädt

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Grosses vollständiges Universal-Lexicon Aller Wissenschafften und Künste
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Helmstatt

Band: 12 (1735), Spalte: 1310–1312. (Scan)

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Helmstädt oder Helmstätt, Helmstett, Helmstet, Helmenstad, Helmstadt, Helmstedt, Helmestede, Helmonstadi, Helmonstat, Meibomius de Orig. Helmst. in Script. Rer. Germ. Tom. III. p. 228. Helmestidde, Helmenstidde, Lat. Helmestadium, Helmaestadium, eine Fürstliche Braunschweigische Stadt Wolffenbüttlischen Antheils.

Sie liegt 4. Meilen von Wolffenbüttel, 5. von Braunschweig, und 6. von Magdeburg an einem lustigen Gehöltz, der Elm genannt, wovon sie auch den Namen führet. Wie wohl einige diesen Namen von dem goldenen [1311] Helme herleiten, welchen ein Gothischer König soll getragen haben, der bey Helmstädt geblieben, und daselbst begraben worden. Andere aber wegen des schönen Getreydes, meynen, es heisse so viel als Halmstädt. Noch andere aber GOttes-Stadt, von dem Ebräischen Worte, wie denn auch solche die alten Verse nicht undeutlich zu verstehen geben. Es ist selbige vom Kayser Carl dem grossen auf Anhalten seines Hof-Predigers S. Ludgeri erbauet worden, als er wieder die Sorben, Pilsen und Wenden gekrieget, damit das Wort GOTTES und alda unter denen Völckern geprediget, und der Gottesdienst verrichtet werden könnte. Sie wird also vor die älteste Stadt in Sachsen nach Bardewick gehalten, und ist von dem gemeldetem Ludgero dem Benedictiner Closter, so er zu Verden an der Rura gestifftet hatte, zu geeignet worden. An. 1199. ward sie von Ludgero, Ertz-Bischoff zu Magdeburg zerstöret. Crusius Schwäb. Chr. Th. II. B. XII. c. 7. pag. 686. Gobelini Personae Cosmodr. aet. VI. c. 63. apud Meibomium Script. Rer. German. Tom. I. pag. 276. Meibomius Not. in Gobelin. Person. Cosmodr. l. c. T. I. p. 365. Chron. Magdeb. apud Meibomium l. c. Tom. II. p. 329. Spangenberg Mannsfeld. Chron. 238. p. 284.

An. 1489. aber ist diese Stadt Herzog Wilhelmen von Braunschweig von Anton Abt zu Verden und Helmstädt mit der Bedingung der Lehens Empfahung, welches doch viele nicht glauben, vor eine Summa Geldes verkaufft, und ihm den 29. Jul. die Huldigung geleistet worden, und von selbiger Zeit an beständig bey diesem Hause geblieben. Chytraeus Chron. II. p. 74. Letzner cap. 56. p. 766. Conring. de Antiq. Statu. Helmstad. p. 158. Imhof Not. Imp. Proc. Lib. IV. c. 4. §. 16. p. 155. Pfeffinger Hist. von Braunschw. Lüneb. Th. I. B. III. c. 8. p. 491. seq.

Es ist allhier eine bekannte Academie die Julius-Vniuersität genennet, so an. 1576. den 15. Octobr. von Herzog Julio bey Anwesenheit vieler Grafen und Ritter inauguriret wurde. Crusius l.c. Th. III. B. XII. c. 20. p. 330. Chytraeus l. c. XXIII. p. 325. Lucae Grafen-Saal pag. 170. Leuckfeld Antiq. Gandersh. 18. p. 152. Leuthinger de Marchia Brand. XX. §. 20. p. 718.

Sie bestehet aus 4. Facultäten, davon die Theologische zum Siegel hat die heilige Dreyfaltigkeit, GOtt den Vater u. Sohn sitzend, und oben den heiligen Geist in Tauben Gestallt zwischen der Sonne und Mond mit der Beyschrifft: Hic est filius meus dilectus, hunc audite. Die Juristische einen güldenen Löwen in denen vörder Füssen einen Scepter haltend mit der Umschrifft: Vae Vobis, si dictis bonum malum & malum bonum. Die Medicinische einen gekrönten Ochsen mit einem Stern oben, und der Umschrifft Altissimus de terra creauit medicinam; Endlich die Philosophische einen Löwen mit Rosenblättern bestreuet, der in vördern Klauen das Zeichen des Mercurii hält mit der Nebenschrifft: Vestigium Sapientiae. Herzog Julii Sohn Henricus Julius der erste Rector Magnificentissimus ließ ein kostbares Gebäude, welches das neue Jubilaeum genennet wird, zu einem Collegio erbauen, und bat an. 1597. die Academie bey Geburt seines Printzen Henrich Julii den 7. Oct. zu Gevattern Pfeffinger l. c. III. 15. p. 856.

An. 1619. legte Herzog Friedrich Ullrich eine Bibliothec allhier an, welche nach und nach vermehret worden, absonderlich da Rudolphus Augustus, Herzog zu Braunschweig, so an. 1671. Rector [1312] Magnificentissimus war, seine sehr rare Bibliothec meist dieser Academie geschenckt. Es befinden sich auch allhier 3. Kirchen, vornemlichen die Haupt-Kirche St. Stephans gegen Süden auf einem Berge gelegen, von Quatersteinen aufgeführet und mit einem schönen Geläute versehen ist. Ausserhalb der Stadt sind 2. Clöster, deren eines am Osten-Thor gelegen, von Ludgero ums Jahr 801. erbauet und die St. Lüdgers Abtey genennet wird, Acta Ludgeri ap. Leibnit. l. c. Tom. I. p. 100. Sie dependirte von dem Abte zu Werden, mit welcher Reichs-Praelatur sie verknüpfft war, von denen Aebten siehe unter Werden.

An. 1482. ist sie zu Bursfeld gekommen, allwo sie auch noch befindlich und von einem Prior regiret wird Turckius Fast. Carol. beym Leukfeld in scriptor. Rer. Germ. p. 36. Meibomius Rer. Germ. T. III. p.100. 218. Leuckfeld Antiq. Bursfeld. p. 88. seq.

Auf der andern Seite der Stadt ist auf einem Berge an. 1181. von dem Abt zu Helmstädt und Werden Wolffrum ein Jungfrauen Closter erbauet worden. Calvör Nieder-Sachsen Th. II. B. II. c. 12. p. 237. seqq.

An. 1199. wurde Helmstädt, nachdem sie 413. Jahre gestanden, von Bischoff Ludolphen zu Magdeburg geplündert und in die Asche gelegt, doch aber durch grosse Bemühungen des Abts zu Werden und Hülffe Kayser Otto IV. ist sie wieder erbauet worden, mit Handwerckern besetzt, Mauern umgeben, erweitert, und alles wie zuvor wieder hergestellet. Anno 1288. wurde Otto II. Abt zu Helmstädt von denen Bürgern in der Stadt nebst vielen andern vornehmen seines Gefolges erschlagen, von welcher Zeit an die Stadt sich denen Aebten stets wiedersetzt. Chron. Abbat. Werdin. MSt. ap. Leibnit. Script. Rer. Bruns. T. III. p. 604. Um diese Zeit wurde Helmstädt von Herzogen zu Braunschweig Wilhelmen und Albrechten belagert, weil die Bürger mit Hertzog Henrichen, einen Bruder dieser beyden, einen Bund gemacht, sich ihm ergeben, und 3. Gesandten derer Hertzoge getödtet hätten. Chron. Episcop. Hildes. ap. Leibnitium l.c. T. II. p. 796. Cron. Hildes. MSSt. >ap. Leibn. l.c. T. III. p. 604. Darüber fielen sie in Bann, wurden aber bald wieder absoluiret.

An. 1301. kauffte der Rath vom Herzoge von Braunschweig die Vorstadt der neue Marckt genennet, und an. 1322. erhielten sie vom Abt vor 420. Rheinische fl. die Erlaubnis die Capelle des heiligen Georgens zu bauen, ingleichen wurde das Hospital aufgerichtet. An. 1340. erregten die Wollen-Weber einen grossen Tumult, setzten den Rath ab, allein der Herzog von Braunschweig kam mit gewaffneter Hand, die Rädelsführer wurden gestrafft und der Friede wieder hergestellet. Nach der Zeit hatte die Stadt mit denen Aebten etliche Mahl Händel. Meibomius Orig. Helmstad. in Script. Germ. Rer. T. III. p. 226. seqq. Bertius Rer. Germ. Topogr. Brunsu. p. 112. Conring. de Antiq. Statu Helmstad. von Hardt Orat. de Bibl. Rudolph. August. Meibomius de Acad. Jul. Primord. T. III. Rer. Germ. Zeiler Reichs-Geogr. X. pag. 1460. seqq. Itin. Germ. V. p. 128. Contin. l.5. p.73. Schneiders Beschreib. von Sachsen p. 197. seq. und Knauth in Not. ad l.c. p.198.


Helmstätt, siehe Helmstädt.

Helmstat, siehe Helmstatt.