Zedler:Goldast, Melchior
Goldast, (Melchior) von Haimensfeld, sonst auch Goldinast genannt, war auf einem Land-Gute, Espen, bey Bischoffscell in der Schweitz, den 6. Jan. an. 1576. oder vielmehr an. 1578. geboren.
Er gab sich zwar vor einen von Adel aus, und seine gantze Genealogie haben Waserus und Wittichius in Stumpffs Schweitzer-Chronic p. 431. edit. 1606. eingerücket, und zwar auf Goldasti Einrathen, Thulemarii Epist. ad Goldast. ep. 107. 111. 121. obwohl seinen Adel andere in Zweifel zühen. Fibiger apud Tentzel Curieus. Bibliothec. 1704. p. 930. sqq. Er hatte nicht viel zum besten, wannenhero Rittershusius, bey welchem er zu Altdorff in Pension war, in verschiedenen Briefen ihn mahnen muste, ehe er das schuldige Tisch-Geld von ihm erhielte.
Aus seinen Briefen, so Thulemarius edirt, erhellet so viel, daß er sich an. 1598. zu Bischoffscell aufgehalten, und in dem folgenden Jahr zu St. Gallen bey Bartholomaeo Schobingero, welchen er seinen Maecenatem nennet. In eben demselbigen Jahre ist er mit des Vassani Söhnen als Hofmeister zu Genff bey Jacobo Lectio gewesen. An. 1602. war er noch zu Genff, es gieng ihm aber gar schlecht; doch wandte er sich noch in selbigem Jahre nach Lausanne, weil er daselbst mit leichtern Kosten leben konnte. Kurtz darauf kam er wieder nach Genff, da er denn auf Lectii Recommendation bey dem Herzoge von Bovillon Secretarius wurde, welche Stelle er aber nicht lange bekleidet, wie man denn findet, daß er bereits im Febr. an. 1603. zu Francfurt gewesen, an. 1604. eine Condition zu Forsteg gehabt. An. 1605. hielt er sich zu Bischoffscell auf, allwo sein Zustand nicht der beste war, sonderlich wegen der Protestantischen Religion, welche ihn auch bey seinen nächsten Freunden verhast machte. An. 1606. war er zu Francfurt, allwo er sich verehlichte, und bis an. 1610. aufhielt, wiewohl er sich daselbst mehren Theils mit Bücher-Schreiben ernähren muste. Ob er gleich Hoffnung an den Chur-Pfältzischen Hof zu kommen hatte, gieng es doch wieder zurück, hingegen bekamt er den Titel als Sachsen-Waimarischer Rath von Haus aus, und machte vor dasselbe Haus einige Deductionen, schrieb auch auf Befehl den Tractat de Maioratu. Aus der Vorrede des gemeldten Tractats siehet man, daß er an. 1615. an Graf Ernstens von Schauenburg Hof gekommen sey. An. 1627. wurde er auch Kayserlicher und Chur-Trierischer Rath, und starb endlich zu Giessen, allwo er kurtz zuvor die Cantzler-Stelle erhalten hatte, und zwar im Aug. an. 1635.
Zu Bremen ist seine Bibliothec befindlich. Scioppius, welcher ihn hassete, weil er glaubte, daß der meiste Bericht von seiner Person, welchen Daniel Heinsius in dem Münstero Hypobolimaeo angebracht, ihm durch Goldastum wäre zugesandt worden, hat viel Dinge fälschlich von ihm ausgegeben, und unter andern, daß er sey gerädert worden, welches aber nicht ihn, sondern seinen Bruder Sebastianum betroffen. Man giebt disem Mann den billigen Ruhm, daß er das Studium derer Teutschen Alterthümer, und sonderlich [121] des Juris publici fast zu erst aufgebracht, und in Hervorsuchung derer dazu nöthigen Urkunden und Beweiß-Gründe einen ungemeinen Fleiß angewendet.
Seine herausgegebenenen Bücher sind: Alemannicarum Rerum Scriptores vetusti 3. Vol. die zu Francf. 1606. gedruckt, hernach an. 1730. in fol. wieder aufgeleget worden: Monarchia Imperii Romani, seu de Jurisdictione et Potestate Imperat. et Papae, Hanau 1612. sqq. in fol. Constitutionum imperialium Tomi IV. Frf. 1713. in fol. Sueuicarum Rerum Scriptores veteres, die zu Ulm 1727. in fol. wieder gedruckt worden, Anfangs aber zu Frf. 1605. in 4. herausgekommen: Scriptores paraenetici de Regno Bohemiae; Rationale Constitutionum Imperialium: Statuta et Rescripta imperialia: Reichs-Handlungen und Reichs-Satzungen, Hanau 1609. in fol.: Catholicon Rei monetariae: Digesta regia seu Constitutiones de Eucharistia: Notae in paraeneticos scriptores veteres, Rissel 1604. in 4.: Levini Hilperici de Carolo M. et Leone Papa Narratio cum notis, Genev 1600. in fol.: Apologia pro Henrico IV.: Centuria Epistolarum philologicarum etc.
Man setzet an diesen Wercken aus, das Goldastus in denen Urkunden hin und wieder verschiedenes nach seinem Kopffe geändert, auch zu Weilen etwas beygefüget, dabey er seine Leser bereden wollen, er habe es also in denen alten Schrifften gefunden.
Diesen sind noch beyzufügen: Virorum clarissimorum et doctorum ad Melchior. Goldastum epistolae, ex Bibliotheca Henrici Guntheri Thulemarii 1688. in 4.: Valerianus de bona disciplina, Genev 1601. in 8.: Isidorus de Praelatis, ib. eod. in 8. : Dosithei Rescripta graece et latine mit Anmerckungen, ib. eod.: Carolus Allobrox unter dem Namen Sallustii Pharamundi Heluetii: Clauis Philosophiae peripateticae Aristotelicae h. e. Ferrarii de sermonibus exotericis liber: Petronius cum notis, Helenopoli 1610. in 8.: Roderici Speculum omnium tatuum orbis terrarum: Politica Imperialia, Heluetica, Gallica, Francfurt 1614. in fol.: Paradoxon de honore medicorum, Francfurt am Mayn 1616. in 4.: Rechtliches Bedencken von Confiscation derer Zauberer und Hexen-Güter: Notae ad Eginhardum, Utrecht 1711. in 4.
Uebrigens hat auch Goldastus unter Lipsii Namen eine Oration de duplici concordia litterarum et religionis zu Zürich an. 1600. drucken lassen, welche dieser zu Jena an. 1574. den 31. May gehalten haben sollte; da doch Lipsius nicht einmahl an solche Schrifft gedacht, ja auch schon 5. Monath vorher von Jena weggewesen. Indessen ist nicht ausgemacht, ob Goldastus hierinne selbst einen Betrug gespielet, oder aber von andern damit angeführet worden; so viel aber ist nicht zu läugnen, daß Goldastus nicht alle Zeit in seinen Collectionibus aufrichtig gehandelt, sondern bisweilen etwas untergeschoben, weswegen ihn auch Wendelinus hart angelassen.
Epistolae modo dictae passim. Miraeus in Vita Lipsii. Lipsii Epistolae. Conring. in Praef. ad Tacit. de Mor. Germ. Orig. Jur. germ. 18. Oporinus Grubinius sine Caspar Scioppius in Amphorid. Sciopp. Calvör heydnisches und christl. Nieder-Sachsen, Anhang p. 606 sq. Senckenberg Vita Goldasti, Script. Rer. Allemannic. Frf. 1730. praemissa; und Sel. Jur. Hist. T. I. p. 295. sqq.