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Zedler:Dwiel, hohen- oder Hohentwiel

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Grosses vollständiges Universal-Lexicon Aller Wissenschafften und Künste
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Dwina, eine Provintz

Band: 7 (1734), Spalte: 1677–1679. (Scan)

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Dwiel(hohen-) oder Hohentwiel, Lat. Duellum oder Duellium, Tuela, eine sehr alte und berühmte Berg-Festung im Herzogthum Würtemberg, in Hegow, in einer luftigen Ebene gelegen. In denen ältesten Zeiten war dieses die Residentz derer Herzoge von Alemannien, [1678] von welchen es Burckardus I, und seine Gemahlin Hedwig, Rudolphi Königs von Burgund Tochter in ein Benedictiner-Closter verwandelt. Doch wurde solches um das Jahr 1005 in die Stadt Stein verleget, als da es unter dem Namen S. Georgii floriret, siehe Stein. Die Zeit der Stifftung biß zu der Verlegung dieses Closters nach Stein selbigem vorgestandene Aebte sind folgende gewesen:

  1. S. Welfridus oder Walfridus, ein Graf von Nagolts und Calw.
  2. Rehwingus.
  3. Dietrich.
  4. Wazemann um an. 968.
  5. Starcolphinus.
  6. Regingerus.
  7. Meningosus.
  8. Trudewingus, welcher mit seinen Brüdern nach Stein gezogen. Stumpffs Schweitzer-Chron. V. 14. p. 352. Bucel. Germ. Sacr. P. II. p. 26.

Nach dieser Zeit ist dieser Ort wiederum zu einer Haupt-Festung angerichtet worden, und dienet ietzo zu einer Bedeckung in dasiger Gegend. Es befinden sich zwar da herum nebst dem alten wüsten Schloß Stauffen, noch einige andre Berge, so ihr aber so gar nahe nicht liegen, daß sie ihr schaden könten. An der Mitte und Helffte des Berges sind einige Häuser und Ställe erbaut, so durch eine Mauer an den Felsen angehänget sind, und wohindurch man auf den Felsen muß. Diese Vor-Festung ist vor die Pferde und Soldaten, und hat einen guten Brunnen, da hingegen sich die Haupt-Festung oben mit Regenwasser zur Zeit der Noth behelffen muß. Diese liegt nun auf einem jähen und gleich in die Höhe steigenden Felsen, worzu nur ein Zugang ist, welcher mit abgeschnittenen Brücken zerstückelt. Auf der andern Seite continuiret zwar der Berg und Holtzung, und ist daselbst der Weinwachs außerhalb der Festung; doch kan man auch da nicht füglich hinzu kommen, als von oben herab. Sie bauen daher ihren Wein zur Nothdurft selber. Die Festung selbst hat keine Wälle, aber gute Mauren. Sie hat fast ¼ Stunde in ihrem Umfang, und ist mit vortreflichen Gewölbern und Kellern, so in puren Felsen gehauen, versehen. Auf der Seite gegen dem Boden-See hat sie in ihrem Bezirck ein Rondel, unter welchem mit erstaunender Mühe Behältnüsse vor Soldaten und andere Nothdurft in den Felsen gearbeitet sind. Es ist auch ein Schloß mit Zimmern versehen darneben, zum Aufenthalt derer Herzoge, desgl. eine Kirche und ziemlicher Waffen-Platz; doch lieget der Ort ausser dem Wege, und an keinem rechten Paß, daß er einen mächtigen Feind abhalten könte; er dient aber darzu, daß man von daraus das herum liegende Land im Zaum halten, und etwas hinauf flüchten kan, wie denn die Herzoge von Würtemberg zu Kriegs-Zeiten ihr Archiu und andere Kostbarkeiten allda verwahren. Denen Schweitzern hat der Ort öffters zu ihrer Bedeckung, von dieser Seite, da die Schweitz etwas offen ist, angestanden, sie haben ihn aber von denen Herzogen nicht erhalten können. An. 1520 hat der Herzog Ulrich von Würtemberg diese wichtige Festung durch Kauff von der verwittibten Frauen von Klingenberg überkommen. Stumpfs Schweitzer-Chronick V. 38. p. 395.

In dem 30jährigen Kriege setzten die Kayserlichen dieser Festung etliche mahl hart zu, konten aber nichts davor ausrichten; als sie aber nach der Nördlinger-Schlacht gantz Würtemberg überschwemmet, und der Herzog endlich mit dem Kayser verglichen wurde, so muste derselbe versprechen, diese Festung an das Hauß Oesterreich abzutreten; weswegen er seinem Commendanten, dem [1679] Obersten Wiederhold, die Festung zu übergeben, Ordre ertheilte. Es wollte aber der Commendant solchen Befehl durchaus nicht respectiren, sondern schützte vor, sein Herr sey darzu gezwungen worden, und achte er sich schuldig, die Festung dem Hause Würtemberg zu erhalten, womit die Kayserlichen zufrieden seyn musten, biß der Herzog durch den Westphälischen Frieden in alle seine Lande restituiret und dahero diese Anforderung abgestellet wurde. Vor diese Treue des Commendanten hat der Herzog desselben Nachkommen immer mit der Commendanten-Stelle bedacht, wie denn 3 Wiederholde daselbst Commendanten gewesen. (siehe Eberhardus III) Histor. Ephem. von Würtemberg cit. an. Zeiller. Itiner. Germ. C. 26. p. 556. sq. Contin. I.