Zedler:Cidre
Cidre, also wird das aus denen Aepffeln oder Birnen ausgepreste Geträncke in England und Franckreich genennet, welches vermittelst der Gährung einen recht wein-säuerlichen Geschmack an sich nimmt. Es muß aber das Obst, so man hierzu brauchen will, recht reiff, hart, frisch und safftig, aber ja nicht weich und teigig seyn, dennoch aber eine Weile gelegen haben. Dieses wird auf die bequemste Art klein gequetschet, und der Safft davon heraus gepresset, der eben der Cidre, oder auch Obst-Most ingleichen Obst-Wein heisset. Dieser ist nun von unterschiedlicher Güte, und zwar nach seinen Alter: Derjenige, den das Obst von sich giebet, ehe es unter die Presse kommt, ist zwar gar herrlich, dennoch ist der, welcher heraus gepreßt worden, zu mahl wenn er fermentiret, weit dauerhaffter; derjenige, welcher so gleich aus der Presse kommt, gleichet dem Most und neuen Wein, beschweret den Magen und verursachet Bauch-Flüsse, die bißweilen in eine rothe Ruhr ausschlagen; wenn er hingegen vergohren und Wein-säuerlich worden, ist er gar gesund, und der Natur zuträglich; so er aber gar zu alt, wie sich denn der Cidre aus Aepffeln wohl zwey Jahr hält, bekommt er eine Säure, die dem Magen und der Brust gar schädlich. Aus den Träbern, wenn man Wasser darauf güsset, wird vor das gemeine Volck der Lauer- oder Wasser-Most zubereitet. Der Cidre aus denen Birnen ist nicht von grosser Güte und Dauer, indem er kaum einige Monath sich aufhalten lässet.