Zum Inhalt springen

Zedler:Aaron al Raschid

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Grosses vollständiges Universal-Lexicon Aller Wissenschafften und Künste
korrigiert
<<<Vorheriger

S. Aaron

Nächster>>>

Aaron Ben-Asser

Band: 1 (1732), Spalte: 21–23. (Scan)

[[| in Wikisource]]
Hārūn ar-Raschīd in der Wikipedia
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Linkvorlage für WP  
Literatur
* {{Zedler Online|1|Aaron al Raschid|21|23}}
Weblinks
{{Wikisource|Zedler:Aaron al Raschid|Aaron al Raschid|Artikel in [[Johann Heinrich Zedler|Zedlers’]] [[Grosses vollständiges Universal-Lexicon Aller Wissenschafften und Künste|Universal-Lexicon]] (1732)}}


Aaron al Raschid kam a. 787 an statt seines Bruders Alhadi zur Regierung. Er war der fünfte Calife aus der Familie der Ambaßiden, und der 25 unter denen Arabischen Califen. Bey denen Arabern ist er unter doppelten Nahmen bekandt; denn einige nennen ihn Haroun al Raschid, andere Emir Almumenin, welches so viel als ein Fürst der Gläubigen heisset. Wenn in Christlichen Schrifften seiner Erwehnung gethan wird, so geschiehet es offtermahls unter dem Namen Aaron Amiras. Sein Vater hieß Mahaedus. Es war dieser Aaron ein Herr von freundlichen Ansehen, hatte aber dabey einen starcken Unterleib, liebte die Poeten ungemein, und war gegen dieselben sehr freygebig, wie er denn auch in seinen Zügen allezeit 100 gelehrte Männer mit sich führete, auch 300 junge Leute auf seine Kosten unterhalten, reisen und studiren ließ. Hiernechst war er starck, tapfer, freundlich, großmüthig und andächtig, wie er den alle Tage sein Gebet 100 mahl auf seinen Knien verrichtete, und denen Armen täglich 100 Statern austheilen ließ. Er reisete gerne, und führete deswegen auf seiner Sturm-Haube die Worte: Wer viel reiset / ist tapffer. Seine Schwester Abasa wolte er nicht vermählen, sondern übergab sie einem vornehmen Araber Giafar, welcher sie aber nicht berühren solte; iedoch muste dieser Befehl schlechte Würckung gehabt haben, indem sich das gute Frauenzimmer einige Zeit hernach gesegneten Leibes befand. Nun hatte auch dieser Giafar einen ungemeinen prächtigen Pallast aufrichten lassen, worüber seine Feinde ihn dermassen bey dem Califen anschwärtzeten, daß er ihn nebst seinem gantzen Hause hinrichten ließ. Unter diesem unglückseligen Hauffen war des Giafars Vater Gaiha, dessen Frau des Califen Säugamme gewesen. Diese praesentirte ihm sein Kinder-Kleid, so er in zarter Jugend getragen, ihn dadurch zu erinnern, daß er ihr Pflege-Sohn gewesen, sie muste aber selbst ins Gefängniß, ihr Mann Gaiha starb in Ketten und Banden, und fand man einen Zettul bey ihm, darin die Worte enthalten: Er wäre voran gegangen / und sein Verfolger würde ihm folgen, worüber Aaron die bittersten Thränen vergoß, und sich vernehmen ließ: Bey GOtt das ist wahr. Zu seiner Zeit haben sich die Saracenen in Natolien ausgebreitet. Er war ein so streitbarer, als glücklicher Herr, welcher nicht nur bey 8 gelieferten Bataillen persönlich zugegen war, sondern auch in denenselben das Feld behielt, Asien, Egypten und Syrien sich unterwürffig machte, die Kayser von Griechenland demüthigte, und sie zwang, daß sie ihm Tribut geben musten, ohngeachtet indeß der Saracenen Sache in Spanien übel liefen. An. 798 schickte er durch Gesandten kostbare Geschencke an Carl den Grossen, als dessen Thaten er ungemein bewunderte. Die Geschicht-Schreiber bemercken, daß selbige aus vielem Zeuge von Seide, unter welchen der Kayserl. Mantel, so noch jetzo aufbehalten wird, u. aus unterschiedenen Gebeinen derer Märtyrers Sperati, Pantaleonis, Cypriani etc. wie auch einem besondren künstlichen Uhrwerck bestanden. Vor andern aber rühmen sie einen wohl geputzten und mit vieler Mühe abgerichteten Elephanten: und haben auch so gar den Tag zur Nachricht hinterlassen, in welchem Jahre diese wundernswürdige Bestie zu leben aufgehöret hat. Ja es [22] bezeugete dieser Aaron noch mehr seine Hochachtung vor Carln den Grossen, als dieser das heilige Grab mit prächtigen Praesenten regalirte, indem er ihm solches nicht nur erlaubte, sondern ihm so gar die Schlüssel zu dem Heil. Grabe schickte, woraus einige Scribenten schliessen wollen, als ob er ihm hierdurch das oberste Regiment über die heiligen Oerter übergeben. Uberhaupt war unser Aaron den Christen sehr gewogen, vielleicht hauptsächlich deswegen, weil ihn ein Christl. Medicus durch Aderlassen von einer Kranckheit befreyet, auch der Patriarch zu Alexandrien eine schöne Egypterin, die er liebte, durch seine Artzeneymittel gesund gemacht hatte. Er kündigte der Kayserin Irene seine Feindschaft an, indem er den bisher von ihr empfangenen Tribut erhöhen wolte; als aber zwischen dem Ali u. Abubequer Streitigkeiten entstunden, muste er vor allen Dingen dahin sich bemühen, wie er dieselbigen beylegen könte. Nach diesem war er zwar mit dem vorigen Tribut von dem Griechischen Hofe sehr wol zufrieden, er erholete sich aber gar bald wieder an dem Kayser Nicephoro, welcher seine Lust, mit den Saracenen Krieg zu führen, gar theuer bezahlen muste, denn Aaron schlug ihn nebst seinem Sohne Stauracio aus dem Felde, bey welcher Schlacht 20 000 von denen Feinden blieben, und Nicephorus selbst 30 Wunden empfing. Aarons Armée bestunde in 330 000 Mann, womit er Heraclea belagerte, und 60 000 Gefangene hinweg führete, Theben einnahm, Boeotien plünderte, eine Flotte nach Cypern sendete, auch beynahe Meister von Rhodis worden wäre. Endlich zwang er Nicephorum, jährlich 30 000 Ducaten an ihn zu zahlen. So kriegerisch als er war, war er doch dem ohngeachtet ein ungemeiner Liebhaber derer Gelehrten, und derer erfahrnen Künstler. Seine Lande vertheilte er noch bey seinem Leben unter seine Söhne, jedoch daß einer dem andern folgen solte: seinen letzten Willen musten die Söhne unterschreiben, die Vornehmsten wurden hierzu in seiner Gegenwart zu Zeugen erfordert, und das gantze Werck in den Tempel zu Mecka niedergeleget. Nachdem er einsten in einem Arabischen Poeten eine Strophe gelesen, wovon der Inhalt war: Nim von der Welt, was dir nöthig ist, denn das letzte ist der Tod; so sagte er gleich: diese Rede gehet auf mich, und gab bald darauf seinen Geist auf. Sein Symbolum bestund in den Worten: Die Grösse und Macht ist von GOtt. Er hinterließ nach seinem Tode, welcher ohngefehr 806, oder 807 nach zurück gelegtem 46 Jahre geschahe, nicht 4, sondern nach bessern Autoribus, nur 3 Söhne, Amin, Mamon, und Morassan, welche das väterliche Reich, krafft Aarons gemachter Verordnung, auf solche Art besassen, daß dem ältesten Printzen nebst der Califen-Würde gantz Arabien, Assyrien, Babylonien, Bagdad, Chaldäa, Meden, Mesopotamien, Syrien, Palästina, Egypten und gantz Africa, bis an das äusserste Ende gegen Abend zu theile wurde; Der andre Printz, Mamon, ward ein Herr von Persien, Indien, Kerman, Khorassan, Tabarestan, Zabut und Cabut, und dem Lande, so jenseits des Flusses Oxus lieget, und Mavavalnahar genennet wird; Der dritte Printz, Morassan, aber muste sich mit Armenien, Circaßien, Georgien, Natolien, und demjenigen Lande um das schwartze Meer, welches die Califen vor Ober-Herren erkannte, begnügen lassen. Vattier histoire Mahometane II. Theophanes l. 23. Abo in Martyrol, Basnage hist. des Juifs I, 9. Paul Diacon. I, 24. Baron. anal. Fascic. Temp. in T. 2. Script. a. Pist. edit. Bizzari hist. Persic. I. 6. Eginhard. in Carolo M. Agobard. Lugdun. Abul, Faraii hist. Orient, Elmacin, hist. Sarac. [23] II, 6. Annal. Fuld. Kehrius in Monarchiae Arabicae Statu ex nummis in XIII, p. 22. 23.