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Yburg’s Fall

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Textdaten
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Autor: Eduard Brauer
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Titel: Yburg’s Fall
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aus: Badisches Sagen-Buch II, S. 245–249
Herausgeber: August Schnezler
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1846
Verlag: Creuzbauer und Kasper
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Erscheinungsort: Karlsruhe
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Quelle: Commons, Google
Kurzbeschreibung:
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[245]
Yburg’s Fall.[1]

Stolz blickt von Bergeszinnen
Die Yburg in das Thal,
Doch wüst und leer ists innen,
Und außen öd’ und kahl.

5
Des Hauses letzter Sprosse

Hat all sein Gut verprasst,
Sitzt einsam nun im Schlosse,
Der Ratt’ und Eulen Gast.

Er schwingt nicht mehr mit Ehren

10
Sein Schwert in Fehd’ und Spiel;

Des Wandrers Gurt zu leeren,
Ist nun sein einzig Ziel.

Sein Weib und Kind erlegen
Sind längst dem tiefen Weh;

15
So sagten Lieb’ und Segen

Der Trauerburg Ade!

[246]

Die Besten seiner Mannen
Erschlug ein blut’ger Strauß,
Die Schlechten flohn von dannen,

20
Da schlich die Noth ins Haus. –


Stolz blickt von Bergeszinnen
Die Yburg in das Thal,
Beim ersten Nachtbeginnen,
Beglänzt vom Mondenstrahl.

25
Ein Pilgrim kommt gegangen,

Trägt rabenschwarzes Haar,
Und über finstern Wangen
Ein blitzend Augenpaar.

Er pocht wohl an die Pforte –

30
„Was suchst du, Fremdling, hier?

Du triffst an diesem Orte
Nicht Labsal noch Quartier.

„Denn leer ist Küch’ und Keller,
Die Kammer spinnenvoll,

35
Im Schrein kein rother Heller

Zu frommem Pilgerzoll.“ –

„Macht auf dem Reisemüden!
Bin hergewallt zur Buß’
Aus ferner Stadt im Süden,

40
Vom Pilgern hinkt mein Fuß.


„Macht auf, macht auf die Thüre!
So’s Euch an Trost gebricht,
In meinem Ranzen führe
Ich manch ein fein Gericht.

45
„Ein Krüglein edlen Weines…“ –

„Herein, du fremder Gast!
Laß sehen, was du Feines
In deinem Ränzlein hast!“

[247]

Auf thut sich unverzüglich

50
Das Thor, der Gast tritt ein;

Bald saßen hochvergnüglich
Die Zwei bei Mahl und Wein.

Ein Vorrath leckrer Speise
Stieg aus des Pilgrims Sack,

55
Gewürzt auf feinste Weise,

Vortrefflich von Geschmack.

Im Römer perlt’ und glühte
Der Wein karfunkelklar,
Als ob er Flammen sprühte,

60
So feurig wunderbar.


Deß tranken sie selbander
Beim Schmauß manch wackern Zug,
Wettbechernd mit einander,
Und nie versiegt der Krug.

65
Bald wurden sie vertrauter,

Der Strom der Rede schwoll,
Daß lauter, immer lauter
Der Lärm die Burg durchscholl.

Die alten Ahnenbilder

70
Am Söller wurden wach,

Es klangen die rostigen Schilder
Im nahen Rüstgemach.

„Ich mögt viel baß es haben,
Herr Ritter, so Ihr wollt!

75
In Eurer Burg begraben

Liegt Edelstein und Gold.

„Tief unter der Kapelle
Vermodert reicher Schatz,
In dumpfer Todtenzelle;

80
’s fänd’ aber bessern Platz.“ –
[248]

„Wie! Soll ich frevelnd schänden
Erlauchter Ahnen Staub?“ –
„Der Väter Gut verwenden,
Nur Pfaffen nennen’s Raub.

85
„Hinweg mit eiteln Sorgen!

Nur frisch und flink daran,
So ist der Hort geborgen,
Eh’ wieder kräht der Hahn.

„Trinkt aus bis an den Boden

90
Den Kelch aufs Wohlergehn –

Aufs Wohlergehn der Todten,
Die niemals auferstehn!“ –

Zwölf Schläge zittern helle:
Das Werk ist schon im Gang,

95
Tief unter der Kapelle

Tönt ungewohnter Klang.

Die alten Ahnenbilder
Im Söller wurden wach,
Es klangen die rostigen Schilder

100
Im nahen Rüstgemach.


Gesprengt beim Fackelscheine
Erschließt sich Sarg um Sarg,
Die morschen Todtengebeine
Sie werden gerüttelt arg.

105
Entfleischte Schädel schauen

Den Frevler strafend an:
„Laß ab!“ – Unnennbar Grauen
Will innerst ihn umfahn.

„Hei! macht dich Furcht erbleichen?“

110
Höhnt sein Kumpan von fern,

Drauf an den letzten Leichen
Will keck der Ritter zerr’n.

[249]

„Laß ab!“ – Tönt aus dem Grabe
Ein Stimmlein, engellind,

115
Aufstreckt ein lichter Knabe

Die Hand, – sein einzig Kind.

Zu Boden sinkt der Ritter:
„Vergib, Herr Jesus Christ!“ –
Ein furchtbar Ungewitter

120
Brach aus der selben Frist.


Es wankt die Burgkapelle
Und stürzt mit Sturmgebraus. –
Der Fremdling an der Schwelle
Verschwand in Nacht und Graus.

Eduard Brauer.

  1. Vergl. die erste Sage, S. 242 u. ff.