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Wunderzeichen im Wendischen Lande über der Stadt Mittenwalde

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Textdaten
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Autor: Conrad Grossen
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Titel: Wunderzeichen im Wendischen Lande über der Stadt Mittenwalde
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Auflage:
Entstehungsdatum: 1645
Erscheinungsdatum: 1645
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Drucker: Caspar Schmidt
Erscheinungsort: Berlin
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Originalherkunft:
Quelle: im VD17 unter der Nummer 3:004129M
Kurzbeschreibung:
Flugschriften des 17. Jahrhunderts
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[1]

Eine erbärmliche vnd gantz trawrige Zeitung.


Von einem erschrecklichen Wunderzeichen / so vns der ewig Sohn Gottes vor Augen gestellet / im Wendischen Lande über der Stadt Mittenwalde / wie auch Sonnenwalde vnd vmb dieselbige gegend. Erstlich durch ein erschrecklich Donnerwetter vnd Sturmwind / gleich einem Erdbeben / hernach ist der Himmel wider klar worden / da hat man gesehen einen grossen starcken Löwen / auch einen Vogel wie ein Strauß / welcher sich in Adlers Gestalt verwandelt / vnd mit dem Löwen gestritten / darauff alsbald ein groß Schloß gesehen / auch Reuter vnd Soldaten / als Türcken vnd Christen / die sich hefftig mit einander geschlagen. Dieses ist am hellen liechten Tage geschehen / vnd in die vierdehalbe Stunden in der gantzen Gegend / von etlichen hundert Personen mit grosser Verwunderung angesehen worden. Was aber die Bedeutung / ist dem lieben Gott bekandt / der gebe doch vns allen bußfertige Hertzen / vmb Jesu Christi willen / Amen.


Diß Wunder ist beschrieben durch

Conrad Grossen / gewesenen FeldPrediger dieses Orts / in Lückenwalde / jetziger Zeit Diener am Wort Gottes daselbst / allen frommen Christen zur Warnung in Druck gegeben / vnd in ein Gesang verfasset / Im Thon: O reicher Gott im Throne / mittheil vns deine Gnade / etc.


Geschehen den 30. Julij im Jahr 1645.
_______________
Erstlich gedruckt zu Berlin bey Caspar
Schmidt / Im Jahr 1645.

[2]

HOere zu ein grosses Wunder / du werthe Christenheit / die Welt wird bald gehen vnter / das zeiget an die Zeit / was sich hat zugetragen / in diesem jetzigen Jahre / mit Jammer vnd auch Klagen / thu ich mit Warheit sagen / das ist gewißlich wahr.

2. Als man thut schreiben eben / tausendt sechshundert Jahr / fünff vnd viertzig darneben / dißmal die Jahrzahl war / es thet sich da erheben / ein Sturm vnd grosser Wind / als noch niemals geschehen / als wanns wer ein Erdbeben / merck auff O Menschenkind.

3. Eine Stadt ist dar gelegen / Mittenwald ist die genandt / Lückenwalde desßgleichen / ist auch gar wol bekandt / da hat sich lassen sehen ein Wunderzeichen groß / mit Donnern vnd groß krachen / manchem vergieng das Lachen / straff vns nicht o getrewer GOtt.

4. Wie diß Wetter vergangen / sahe man zwey Kriegesheer / von Türcken vnd auch Christen / die theten streitten sehr / bey hellem liechten Tage / diß Wunder darbey geschach / von Reutern vnd Landsknechten / vierdtehalbe Stunden sie fechten / mit Wunder mans ansah.

5. Alsbald wie diß verschwunden / ein Löw thet kommen an / mit zornigem Gemüthe / ein Drach geflohen kam / als wann er wolt verschlingen / den Löwen mit gantzer Macht / der Löw thet sich steiff wehren / thet sich nirgends an kehren / den Drachen gar nichts acht.

6. Hinder dem Löwen kame / ein Straußvogel zur stund / ein Schwan neben her schwumme / welcher sich zu wehren begund / der Strauß thet sich verwandeln / in eins Adelers Gestalt / wolt mit seinen Flügeln schlagen / den Löwen thue ich sagen / er nichts außrichten kund.

7. Der Löw thet hefftig schlagen / den Adeler in die Brust / viel Federn außgerissen / die stoben in der Lufft / daß mans eigentlich gesehen / der Streit noch schärffer ward / viel Drachen kamen geflogen / in der Lufft zusammen gezogen / der Löw wehrte sich hart.

8. Biß endlichen erschiene / ein Engel am Himmel hoch / mit [3] einem grossen Stabe / auff die Drachen hefftig schlug / der Todt daranch kame / im Krayß getretten an / thet auff die Drachen schlagen / thu ich mit Warheit sagen / der Löw den Sieg gewan.

9. Letztlich wie diß verschwunden / sah man zween Türcken groß am hellen Himmel stehen / mit Pfeilen vnd Säblen bloß / viel Reuter gegen einander / zusammen gefochten han / Curaßier[1] mit Helleparten[2] / theten einander warten / endlichen alles verschwandt.

10. Was die Zeichen bedeuten / das wird ein jeder Christ / erfahren in kurtzen Zeiten / das noch vorhanden ist / groß Krieg vnd Blutvergiessen / im Lande nah vnd fern / morden stechen vnd schiessen / den Frommen wirds verdriessen / lenger zu leben mehr.

11. Mit Auffruhr / Krieg vnd Waffen / ist die gantze Welt voll / der Türck wird auch nicht schlaffen / mit Gewalt auffziehen soll / der Todt wird Friede machen / mit schrecken vnd grossem prauß / der Türcke auch gleicher massen / weil sich die Christen hassen / stöst dem Faß den Boden auß.

12. Der Löw wird noch sehr brüllen / im Lande hin vnd her / groß Jammer vnd Elend stifften / HErr JEsu Christe wehr / alle Rotten vnd Ergernüssen / in dieser Welt so böß / wenn wir abstehen von Sünden / sollen wir Gnade finden / bey Christo vnserm Herrn.

13. Hernach so wird bald kommen / der liebe HErr Jesus Christ / mit seinem lieben jüngsten Tage / der gottlose gleubets nicht / wer hie in seinem Leben / den Armen hat guts gethan / der wird in jenem Leben / von Christo unserm HErrn / die Seeligkeit gethan.

14. Darzu wolle vns verhelffen / der liebe HErr Jesus Christ / der für vns arme Sünder / am Creutz gestorben ist / der wolle vns allen geben / nach diesem Jammerthal / die Frewde das ewige Leben / erlangen Gottes Segen / Amen HErr JEsu Amen.


Folget ein schön new geistlich Lied.

Im Thon: Last vns vnser Tage geniessen

LAß vns vnser Tage geniessen / HERR JEsu Christe GOttes Sohn / weil sie so schnelle dahin fliessen / wie ein rauschend Wasser Strom / tausend Jahr für dir Herr Jesu Christ / sind wie der Tag der gestern vergangen ist.

[4] Vnser Leben wäret siebentzig Jahr / vnd wanns köstlich gewesen / so kömpts biß ins achtzig dar / bey Mose kan aus lesen / im neuntzigsten Psalmen sein / thut er dirs beschreiben fein.

Last vns vnser Tage geniessen / weil derselben wenig seyn / vnd wir alle sterben müssen / Reich / Arm / Jung / Alt / groß vnd klein / das macht die Sünde du trewer Gott / daß du vergossen hast dein Blut.

Das haben wir alle Tage zu trincken / HERR Christ im Wein dein Blut so roth / dabey wir deiner sollen gedencken / HERR JESU Christ wahr Mensch vnd Gott / der du an dem Creutze hiengst / grosse Angst / Marter und Durst empfiengst.

JEsu Gottes Sohn wo du thust stecken / bring vns doch die himlische Lauten Her / die vns thut vom Schlaff der Sünden erwecken / damit wir dich erzürnet sehr / HERR GOTT trage doch mit vns gedult / vergib vns vnser Sünd vnd Schuld.

Mit Christo wil ich lustig seyn / im Himmel vnd auff Erden / er ist der schönste Bräutigam mein / der wird mir thun gewehren / die ewige himlische Hochzeit Frewd / in der ewigen Seligkeit.

Du himlischer David[3] spiel vns auff / lustig auff der Lauten / führe vns zum Tantz im Himmel nauff / zu deines Vaters Seiten / wir da werden singen vnd musicirn / vnd mit Engeln jubilirn.

Der Sathan thut mich schel ansehn / daß ich HErr Christ so lustig bin / HErr JEsu ich thu mich dir befehlen / auff ihn gebe ich gar nicht viel / hastu ihn doch Herr Christ überwunden / mit Finsterniß vnd Ketten gebunden.

Sathanas sorget auff mich viel / steht mir nach Seel / Leib vnd Gut / Sathanas weich weg von mir / ich weiß daß JEsu Christi Blut / mich armen Sünder allein / hat gewaschen weiß vnd rein.

HErr JEsu Christ ich wil dich lieben / solange ich lebe auff Erden / laß mich den Sathan nicht betrüben / thu mir mein Bitt gewähren / behalt mich HErr im Glauben rein / biß an das letzte Ende mein.

Last vns einmal lustig leben / last vns Gott den HErrn loben / ein frölich Hertz ists Menschen Leben / thut vns JEsus Sprach lehren / Trinck vnd iß / Gott nicht vergiß / ein ewiges Leben ist gewiß.

Dieses Liedlein wil ich beschliessen / von Anfang biß zum Ende / HErr Jesu durch dein Blutvergiessen / gib mir ein seliges Ende / wann sich endet meines Lebenslauff / nim meine Seele in Himmel nauff.

ENDE.


Anmerkungen (Wikisource)