Wunder Fleck
[56] Wunder Fleck. (Mit Illustration auf S. 45.) Da steht er, jeder Zoll ein schuldbewußter Sünder, in glaubhafter Zerknirschung. Noch hat die Mutter nicht gesprochen, noch schwebt das Damoklesschwert über seinem Haupte, und es ist anzunehmen, daß er im Gefühl dessen so tief das Haupt senkt. Kein Zweifel, diese mühsam zusammengeflickte Unaussprechliche hat wiederum ein Loch, an bedenklichster Stelle!
„Na - was der sakrische Buab reißen thuet, das is scho goar arg! I möcht’ ihm scho eiserne machen lassen, wenn i nur g’wiß wüßt’, daß er damit nit a ferti würd’.“
Uebernehmen wir seine Vertheidigung. Erstlich ist er geständig – mildernder Umstand. Zweitens ist Hosenzerreißen eine berechtigte Eigenthümlichkeit aller Buben. Man kennt jene reizende Geschichte von zweien, welche zur Abhilfe solche von Leder angezogen bekamen, spornstreichs damit hinausliefen und verschämt in „bodenlosem“ Zustande zurückkehrten.
„Jungens, wie habt ihr das angefangen?“
„Wir haben uns auf den Schleifstein gesetzt.“
Kann die Natur überzeugender ihr Recht geltend machen? Drittens: der schwunghafte Federhut, wenn nicht die ganze Umgebung, versetzt die Scene unverkennbar in die Berge. Giebt es einen gefährlicheren Feind für Beinkleider, als die Steinsitze mit scharfen Kanten und Ecken „in den Bergen“? Wir haben gesprochen; wir plaidiren für Freisprechung oder gelinden Verweis.
Wir haben gut Advokat spielen! Wie das Urtheil auch lauten möge, die Kosten hat jedenfalls das Gericht zu zahlen - nämlich die Frau Mama.
Und die Schwester? - „Wer den Schaden hat, darf für den Spott
nicht sorgen,“ sagt dies reizende Gesichtchen. Victor Blüthgen.