Wo’s schneiet rothe Rosen, da regnet’s Thränen drein
„Zwei Tag darf ich noch bleiben,
Kommt an der dritte Tag,
So muss ich von dir scheiden,
Herzallerliebster Schaz.“
Herzallerliebste mein?“
„Wenn’s schneet rothe Rosen,
Wenn’s regnet kühlen Wein.“
„Es schneet keine Rosen,
So kommst du auch nicht wieder
Herzallerliebste mein!“
Geh ich ins Vaters Garten,
Will sehn wo Rosen sein,
Auf rothen Nägelein;
Da thät es mir wohl träumen:
Es regnet kahlen Wein,
Es schneet rothe Rosen,
Als ich erwach vom Schlafen,
Da liegt ein tiefer Schnee,
Da blühen keine Rosen,
Mein Schäzlein ich nicht seh.
Dort auf der hohen Höh,
Kann ich mein Schaz anschauen,
Dann schmelzt der tiefe Schnee;
Dann blühen rothe Rosen,
Werd auch den Wind nicht spühren
Bei meiner Liebsten fein.
Und wann das Hauss gebaut ist
Wer wohnet mit mir drin?
Findst mich allein darin.[1]
- ↑ Aus der eigenhändigen Niederschrift der Frau Auguste Pattberg. Eine in dem Personenverhältnis abweichende Gestaltung in Des Knaben Wunderhorn 2, 221 bis 222 mit der Aufschrift:
Wo’s schneiet rothe Rosen,Vgl. Birlinger und Crecelius 2, 75; oben S. 84.
Da regnet’s Thränen drein.
(Mündlich.)