Wintertrost
Im Verblassen und Entfärben
Siecht dahin die welke Au,
Und der Wald, gefaßt zum Sterben,
Ragt umflort in’s Nebelgrau.
Flücht’ge Vogelschaaren ziehen
Nach des Südens Sonnenflur;
Ein Verlassen und Entfliehen
Geht erschreckt durch die Natur.
Nebelhauch und Abenddämmern
Hüllen Wiese, Berg und Wald.
Einer Mühle fernes Hämmern
Friedlich noch herüberschallt.
Doch kein Lichtschein ist zu schauen
Auf den Feldern kahl und weit;
Und im Herzen banges Grauen,
Schreit’ ich durch die Einsamkeit,
Bis ein Glanzstreif aus der Ferne
Durch der Parknacht Dunkel fließt
Und gleich einem guten Sterne
Mich mein heimisch Dach begrüßt.
Froh mich kündend, schallt mein Rufen
Hell zu meiner Lieben Ohr,
Und mit freud’ger Hast die Stufen
Flieg’ ich zum Gemach empor.
Sei gegrüßt mir, trautes Stübchen,
All ihr Aeuglein blank und frisch,
Ros’ge Mädchen, braune Bübchen
Um den lichtbestrahlten Tisch!
Nimm dahin mit Sturmgebrause,
Rauher Nord, des Sommers Pracht!
Hier im glückgeborgnen Hause
Ist ein neuer Lenz erwacht.
Hülle die erstarrte Erde
Mondenlang in Schnee und Eis!
Hier am traulich warmen Herde
Regt sich fröhlich Lust und Fleiß.
Märchenträume, Zauberwonne
Spinnen uns in lichte Pracht,
Und des Christbaums Freudensonne
Strahlt durch unsre Winternacht.